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Kapitel 8

Author: anonym
Ich hatte eigentlich gedacht, dass Jan die Hauptstadt endlich verlassen würde.

Doch er hatte offenbar irgendeinen Weg gefunden, meine Kollegen – sogar jene, mit denen ich mich sonst gut verstand – auf seine Seite zu ziehen, um mich zu täuschen.

Als ich an diesem Wochenende über die Wiese spazierte und ihn sah, war ich wie erstarrt.

Der Tag hatte gut begonnen – bis ich Jan entdeckte. Meine Laune war sofort ruiniert.

Er hatte unsere allererste Hochzeit bis ins Detail nachgestellt.

Trug sogar den Anzug, den ich damals für ihn hatte anfertigen lassen – und lächelte mich erwartungsvoll an.

„Karin, willst du mich heiraten?“

Ringsum stimmten die Kollegen lautstark ein:

„Sag ja! Heirate ihn!“

Ein Zorn wallte in mir auf.

Seit Tagen belästigte er mich – und woher nahm er diese absurde Gewissheit, ich würde wirklich noch einmal Ja sagen?

In seinen Augen glomm ein selbstsicheres Leuchten – viel zu viel von beidem.

„Dachtest du wirklich, ich verzeihe dir nur wegen so einer inszenierten Hochzeit?!“

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