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Kapitel 4

Author: Lena Sternenstaub
Als sie mich in das Rudelkrankenhaus brachten, war meine Atmung bereits gefährlich schwach geworden. Glücklicherweise rettete mir die rechtzeitige medizinische Behandlung das Leben.

Mein Bruder saß neben meinem Bett, aber konzentrierte sich ganz darauf, die weinende Frau in seinen Armen zu trösten.

„Das ist alles meine Schuld“, schluchzte Selene und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. „Hätte ich sie nicht gezwungen, so viel zu essen, wäre sie nicht in diesen Schockzustand geraten.“

„Weine nicht! Es ist nicht deine Schuld“, murmelte er und streichelte ihr Haar. „Das war einfach nur dumm von ihr. Sie wusste, dass ihr Magen schwach ist, hat aber trotzdem unvorsichtig gegessen.“

„Hm, also war es doch meine Schuld“, murmelte ich vielleicht ein wenig zu laut.

„Du bist wach, Skye!“ Selene wischte sich die Tränen ab und wandte sich mit übertriebener Überraschung zu mir um. Ihr Gesicht hellte sich mit vorgetäuschter Besorgnis auf, während sie sich meinem Bett näherte.

Mein Bruder sprach, bevor sie mich erreichen konnte. „Warum hast du uns nicht gesagt, dass du dich nicht gut fühlst? Warum hast du darauf bestanden zu essen, obwohl du ganz genau wusstest, dass du es nicht solltest?“

„Ich habe doch gesagt, dass ich das nicht essen kann“, flüsterte ich. „Aber als ich mich weigerte, wurdest du wütend.“

Meine Antwort schien ihn noch mehr zu verärgern. „Machst du das eigentlich absichtlich?“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Glaubst du, wenn du dich als Opfer darstellst, bekomme ich Schuldgefühle? Ist das deine Art, dich an mir zu rächen?“

Ich verstand nicht, warum mein Bruder meine Aussagen immer wieder so falsch interpretierte. Ich schüttelte verzweifelt den Kopf, ohne zu wissen, was ich falsch gemacht hatte. Aber meine Zeit im Rehabilitationszentrum hatte mich gelehrt, dass ich immer meine Schuld eingestehen musste, wenn ich eine Strafe vermeiden wollte.

„Es ist meine Schuld“, sagte ich mit zitternder Stimme. „Aber ich wollte das nicht. Bitte, bitte sei nicht böse.“

„Du ...“ Mein Bruder starrte mich an und holte scharf Luft. Dann packte er Selene an der Hand und stürmte sichtlich verärgert hinaus. Er kam danach nicht mehr zurück, um erneut nach mir zu sehen.

Nach zwei Tagen im Krankenhaus verlangten sie die Bezahlung. Aber ich hatte natürlich kein Geld.

„Kann ich jemanden aus meiner Familie anrufen?“, fragte ich schüchtern.

Die Heilerin hob überrascht eine Augenbraue. „Natürlich.“

Mein Bruder ging allerdings nicht an sein Handy, weder beim ersten Anruf noch beim zehnten. Die Heilerin, die mich behandelt hatte, wurde sichtlich ungeduldig, als sie sah, wie ich es wiederholt versuchte.

„Was ist nun mit der Arztrechnung?“, fragte sie schließlich.

„Ich werde sie bezahlen“, versprach ich, obwohl ich ihrem Blick nicht standhalten konnte. Mein Gesicht glühte vor Verlegenheit.

Ein weiterer Tag verging. Ich konnte meinen Bruder immer noch nicht erreichen und das Klinikpersonal kam erneut, um auf die Zahlung zu drängen.

„Sie versuchen aber nicht, sich der Zahlung zu entziehen, indem Sie unbegrenzt hierbleiben, oder?“, fragte die leitende Heilerin scharf.

„Sie sind ja bereits volljährig“, fügte ein anderer hinzu. „Wenn Sie Ihre Familie wirklich nicht erreichen können, sollen wir dann den Werwolfrat für Sie anrufen?“

Ich wusste nicht, wie ich meine Situation erklären sollte. „Ich könnte das hier als Pfand hinterlassen“, bot ich an. „Dann gehe ich nach Hause, hole Geld und komme zurück, um die Rechnung zu bezahlen.“

Die Kette aus Heilkristallen um meinen Hals hatte mir meine Mutter auf ihrem Sterbebett umgelegt. Während jener unerträglichen Nächte im Rehabilitationszentrum war diese Kette mein einziger emotionaler Anker gewesen. Außerdem war sie auch das einzig Wertvolle, das ich jetzt noch besaß.

Die Heilerin nahm meine Kette widerwillig an und erlaubte mir zu gehen.

„Ist der Ausgang, ähm, in dieser Richtung?“ Aus irgendeinem Grund war mein Gedächtnis unzuverlässig geworden. Ich verirrte mich ständig.

Nachdem ich mich bei der Rudelpatrouille nach dem Weg erkundigt hatte, stolperte ich weiter vor mich hin, weil ich mich nicht in meinen Wolf verwandeln konnte. Ich brauchte letztendlich einen ganzen Tag und eine ganze Nacht, um den Weg nach Hause zu finden.

Vor der Tür zitterte ich in der kalten Brise, aber mein Schlüssel passte einfach nicht in das Schloss. Ich kam nicht hinein, aber durch das Fenster hörte ich sie drinnen lachen.

„Gefällt dir dein Geschenk?“, fragte mein Bruder mit sanfter Stimme.

„Dieser Ring ist wunderschön“, schwärmte Selene. „Es ist ein Heilkristall von höchster Qualität! Die sind extrem selten.“

„Ich habe ihn im Auktionshaus gesehen und wusste sofort, dass er dir gefallen würde“, antwortete er. „Ich würde jeden Preis zahlen, um dich glücklich zu machen.“

Mein Bruder sah sie so sanft und liebevoll an. Selene schmiegte sich in seine Arme und ihr Lächeln strahlte pure Freude aus.

Für einen Moment war ich etwas perplex. An jedem meiner Geburtstage in der Vergangenheit hatte mein Bruder mein Geschenk Wochen im Voraus vorbereitet und sich bei der Auswahl viel Mühe gegeben. Damals hatte er mich mit dem gleichen sanften Blick angesehen.

Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit laut geklopft hatte, öffnete mein Bruder endlich die Tür.

„Du?“ Er schien überrascht. „Warum bist du zurückgekommen, ohne vorher anzurufen?“
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