Sam öffnete den Mund, wollte etwas sagen, aber ich kam ihm zuvor.„Lily hat recht. Ich brauche dich nicht mehr. Bitte verschwinde aus meinem Leben.“Seine Augen waren voller Flehen. Als könnte er alles akzeptieren, solange er nur bei mir bleiben durfte.Da sprach Aron. Seine Stimme war ruhig, aber hatte eine gewisse Schärfe.„Ich kenne eure Geschichte nicht, aber ich denke, du solltest Any zuhören. Du redest nur über deine Gefühle. Hast du je darüber nachgedacht, was sie will?“Sam erstarrte. Er öffnete den Mund, konnte aber nichts sagen.Ich sah ihn an. Meine Stimme war endgültig.„Sam, zwing mich nicht, unsere gesamte Vergangenheit als Fehler zu betrachten. Oder hoffst du, dass ich wirklich sterbe, damit du mich endlich loslassen kannst?“„Nein!“Er unterbrach mich abrupt. In seinen Augen lag tiefer Schmerz, seine Stimme flehend.„Any, ich habe wirklich einen Fehler gemacht. Solange es dir gut geht und du nicht wieder so verschwindest, werde ich... aus deinem Leben verschwi
„Du lebst noch, Gott sei Dank...“Er murmelte. Seine Stimme war rau wie von Sandpapier geschliffen. Als er mich sah, schien er alle Kraft zu verlieren.Als Lily das sah, blitzte Berechnung in ihren Augen auf. Sie streckte absichtlich ihren Bauch vor und näherte sich Sam. Ihre Stimme klang jämmerlich und verletzt.„Sam, Any hat mich angegriffen! Ich wollte nur wissen, warum sie mir das angetan hat, aber sie greift eine Schwangere an...“Sie hatte Tränen in den Augen und schluchzte:„Sam, sieh nur, ich bin schwanger und sie behandelt mich so...“Ich sah sie kalt an. Es fühlte sich an wie früher. All die Male, als ich zu Unrecht beschuldigt und ausgegrenzt wurde, kamen wieder hoch.Doch diesmal beherrschte ich mich. Ich atmete tief durch und sagte ruhig:„Bitte geht. Ihr seid hier nicht willkommen.“Sam sah Lily nicht einmal an. Sein Blick blieb auf mir.Seine Stimme war flehend.„Any, hör mir zu. Ich bereue es wirklich. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe dich nicht geschä
Ich schirmte die Jungwölfe ab und bewegte mich langsam zur Tür.„Ich hole mir nur zurück, was mir gehört. Du hast einen Fehler gemacht und musst dafür bestraft werden.“Sie schien getroffen. Ihre finsteren Schlitzpupillen explodierten vor Hass.„Du sollst sterben! Ohne dich wäre ich nie so geworden!“Kaum sprach sie aus, teleportierte sich Lily vor mich. Ihre scharfen Klauen glänzten eiskalt.Instinktiv stellte ich mich vor die Jungwölfe. Keine Zeit auszuweichen. Ihre blitzschnellen Klauen hinterließen drei tiefe Kratzer auf meiner Schulter.Ich hob meine Klauen zur Abwehr. Blut floss aus der Wunde und durchtränkte mein Oberteil.„Hör auf! Lass den Wahnsinn!“Ich schrie sie an, aber sie war wie besessen. In Sekunden griff sie mehrmals heftig an.Die Jungwölfe schrien.„Lass meine Lehrerin in Ruhe!“In diesem kritischen Moment verwandelte sich John plötzlich. Er schrie auf und schoss wie ein weißer Blitz auf Lilys Bauch zu.„John, hör auf!“Ich schrie entsetzt. Eine vorzeit
Später berichteten die Nachrichten überall vom Wechsel des Erben im Obsidian-Stamm. Sam gab sein Erbrecht auf die Alpha-Position auf und verließ den Obsidian-Stamm.In den Berichten war auch ein Foto. Sam stand an der Küste, abgezehrt, wie ein verlassener, streunender Wolf.Ich starrte lange auf das Foto. In meinem Herzen war kein Hass, aber auch keine Freude. Nur eine seltsame Ruhe.Er bereute es. Selbst wenn es echt war, was änderte das?Ich war nicht mehr seine Fessel und wollte auch nicht seine Erlösung sein.„Frau Any, mein Onkel ist wieder da!“Johns fröhliche Stimme erklang neben mir. Aron streichelte lächelnd Johns Kopf und reichte mir die Einladung zur Wahl der Oberheilerin.„Aron, ich habe dir gesagt, ich werde nicht wieder an der Wahl zur Oberheilerin teilnehmen.“Ein Hauch von Gereiztheit stieg in mir auf. Verwirrt fragte ich ihn:„Warum willst du immer, dass ich an der Wahl teilnehme?“„Weil du deine Begabung nicht vergraben solltest. Lass dich nicht von der Verg
Nachdem ich aufgelegt hatte, öffnete ich doch mein Handy und klickte auf die Nachrichten über Sam und Lily.Jemand fotografierte Lily, wie sie abgemagert ihr Haus verließ. Keine treuen Wölfe wie Sam umgaben sie mehr.Ihr gefälschtes Talent ruinierte ihren Ruf. Sogar ihre Familie war in Mitleidenschaft gezogen.Was Sam betraf, berichteten die Nachrichten, dass er oft allein zur Küste ging. Als würde er etwas suchen.Die Werwölfe verachteten ihn für seine Untreue. Die Wölfe, die ihn einst für seine Treue bewunderten, beschimpften ihn jetzt als herzlos und treulos. Sie nannten ihn einen dummen Wolf, der seine wahre Liebe verlor.Ich fand alles nur absurd. Seine wahre Liebe war ich nie gewesen.Erst als ich aufgab und ging, begann er, unsere gemeinsame Zeit zu vermissen.„Frau Any, was schaust du dir an?“Der Jungwolf John reckte neugierig seinen Kopf zu mir.John war mein neuer Schüler aus dem Blaumond-Stamm. Noch keine zehn Jahre alt und schon außergewöhnlich begabt.Hastig sch
Auf Social Media gab es auch eine Sprachaufnahme wie ein Testament. Sie enthüllte, wie das Herz meines Ehemanns für eine andere Frau schlug, und meine endgültige Verabschiedung von dieser absurden Ehe.Am Ende der Aufnahme war meine Stimme ruhig und entschlossen:„Wenn diese Ehe von Anfang an eine Lüge war, dann gebe ich euch frei. Und mich selbst auch.“Das Video und die Aufnahme lösten einen gewaltigen Mediensturm im Obsidian-Stamm und im Weißrosen-Rudel aus.Ich selbst war zu dieser Zeit am Rand des Dunklen Waldes und baute mir eine private Heilerhütte.Weit weg von den beiden großen Stämmen im Zentralland. Ohne Familie, ohne Sam. Nur eine kleine Hütte, die mir allein gehörte.Ich ließ mich hier als Heilerin nieder. Anders als mein früheres ich, das vorsichtig und in einem Käfig aus falscher Liebe gefangen war.Hier wurde ich als Heilerin von vielen kleinen Rudeln in der Umgebung geschätzt. Ich heilte viele kranke Wölfe.Etliche Stämme schickten ihre begabten Kinder zu mir u