Share

Kapitel 4

Bitterei

Noch während die Ärztin sprach, griff Mia blitzschnell nach den Röhrchen – und zerschmetterte sie am Boden.

„Ich sagte: Ich will kein Kind von ihm.“

Ihr Gesicht war kreidebleich, doch ihr Blick eisern.

„Was immer Julian zahlt – ich biete das Zehnfache. Schweigen Sie.“

Die Ärztin erbleichte.

„Aber... wenn Herr Wagner fragt...“

„Dann antworten Sie, wenn er fragt.“

Mias Stimme blieb marmorkühl.

Sie würde gehen. Und zwar spurlos.

Ihr Blick fiel auf die Glassplitter. Etwas in ihr schmerzte.

Einmal hatte sie sich nach Julians Kind gesehnt.

Jetzt...

Ein bitteres Lächeln. Sie ging.

...

Mia verließ die Klinik allein.

Zu Hause erstickte sie an Julians Präsenz.

Sie fuhr zum Jagdrevier.

Reiten und Jagen waren ihre europäische Leidenschaft.

Da das deutsche Revier knapp war, kaufte ihre Pflegemutter kurzerhand einen Berg – baute ihn zum Elite-Jagdrevier aus, übertrug es Mia.

Bei schlechter Laune ritt Mia dort.

Luxuriös ausgestattet, war es nun Treffpunkt der Elite.

Am Tor sah sie den schwarzen Maybach.

Julian stieg aus – Anna im Arm.

„Julian, ich kann laufen“, hauchte sie errötend.

„Nasser Boden nach Regen“, erwiderte er, ohne sie abzusetzen.

Noch tiefer errötet, bis Julian sie am Eingang absetzte. Dort sah sie Mia – und fror sekundenlang ein.

„Schwester?“

Julian runzelte die Stirn.

Die Klinik hatte von Mias Hormonschock berichtet.

Keine Lebensgefahr – also ignorierte er es.

Doch ihr blasses Gesicht irritierte ihn.

„Was tust du hier, Mia?“

Da durchbrach Mias Starre.„Reiten.“

Annas und Julians Freunde brachen in Gelächter aus:

„Reiten? Du?“

„Denkst du, das ist wie Eselreiten? Brich dir bloß nicht das Genick!“

Mias Adoptiveltern , die ein europäisches Finanzimperium mit diskreten Verbindungen zur Mafia führten, hielten sie bewusst dezent. Selbst die Engels wussten wenig.

Alle glaubten, Mia sei provinziell aufgewachsen.

Julians Kumpel pfiffen obszön:

„Kannst nicht reiten? Ich nehm dich mit! Vor oder hinter mir?“

„Natürlich hinten! Zack, zwei Kugeln am Rücken – ruckelnd!“

Grobe Lacher. Blicke verschlangen sie.

Julians Fäuste ballten sich. Eisige Stille.

Anna unterbrach sanft.

„Hört auf, meine Schwester zu hänseln.“

Eine halbherzige Mahnung. Ihre Freundinnen zischten:

„Kein Wunder bei diesem Vampirgesicht!“

„Zwillingsschwestern? Unmöglich! Sie schreit doch nach Billigladen!“

Als Mia zu den Engels kam, behielten sie Anna bei – erfanden die Zwillingsgeschichte:

„Beide unsere Töchter! Nur Mia wurde vertauscht.“

Anna warf Mia einen nervösen Blick zu – doch Mia betrat wortlos das Revier.

Erleichtert lenkte Anna ab:

„Lasst uns jagen! Man sagt: Wer hier den weißen Fuchs erlegt und ihn seiner Liebe schenkt... wird auf ewig vereint sein.“

Ihr Blick streifte schüchtern Julian.

Bald ritt die Gruppe bergan.

Mia wählte einen anderen Pfad – doch dann setzte Regen ein.

Sturzgefahr bei Schlammrutschen! Sie kehrte um.

In der Lobby fand sie hektisches Chaos vor.

Julian fehlte.

„Was ist?“, fragte Mia scharf.

Anna heulte auf: „Schwester! Julian ist im Berg eingeschlossen!“
Continue to read this book for free
Scan code to download App

Latest chapter

  • Augenstern wacht: Und ich liebe dich   Kapitel 25

    Mia erstarrte. Julian war tot.Deutschland, Friedhof.Mia betrachtete das Schwarz-Weiß-Foto auf dem Grabstein. Ihre Miene war unergründlich.Sie hatte nicht gedacht, dass ihr letzter Abschied vor einem halben Jahr nun eine endgültige Trennung war.Ihre Mutter legte sanft eine Hand auf ihren Arm.„Bist du mir böse, Mia? Damals ließ Julian dir ausrichten: Nur wenn du ihm ein Kind schenkst, würde er die Stammzelltherapie akzeptieren.“„Doch du sagtest, sein Schicksal sei dir gleich. Also verschwieg ich es. Wenn du jemandem Vorwürfe machst – mach sie mir.“Mia wandte sich ihr zu. Ein sanftes Lächeln.„Mama, was redest du da? Ich entschied damals: Sein Tod geht mich nichts an.“„Das war meine Wahl, nicht deine.“Die Mutter atmete tief. „Aber wenn ich dir damals...“„Selbst dann hätte ich ihn nicht gerettet“, unterbrach Mia ruhig.„Sein Leben gehörte ihm. Es durfte niemals zu meinem Käfig werden.“Die Fakten: Julian hatte Wort gehalten. Nach Mias Weigerung lehnte er jede andere Frau ab.Ohne

  • Augenstern wacht: Und ich liebe dich   Kapitel 24

    Am nächsten Morgen.Italien.Mia war gerade aufgestanden, als ihre Pflegemutter mit ungewöhnlich ernster Miene eintrat.„Mama, ist etwas passiert?“, fragte Mia.Die Mutter zögerte. „Aus Deutschland... Julian lässt dir etwas ausrichten.“Mia erstarrte kurz. Dann, entschlossen: „Ich will es nicht hören.“Ein unsicheres Funkeln lag in den Augen der Mutter. „Bist du dir sicher, Mia?“Ehrlich gesagt hatte sie Julians Botschaft zunächst strikt ablehnen wollen.Doch der Inhalt hatte sie sprachlos gemacht:Julian unheilbar krank. Und dieser Mann – er weigert sich, die Stammzelltherapie anzunehmen, es sei denn, Mia kehrt zu ihm zurück.Es war emotionaler Erpressungsversuch reinsten Wassers.Sie wollte Mia eigentlich verschonen. Doch ein Menschenleben stand auf dem Spiel. Würde Mia später Reue empfinden? Daher ihr Entschluss.„Es geht um Julians Leben“, drängte sie sanft. „Willst du es wirklich nicht wissen?“Mias Antwort kam ohne Zögern.„Nein.“ Ihre Stimme blieb ruhig. „Selbst wenn er stirbt –

  • Augenstern wacht: Und ich liebe dich   Kapitel 23

    Julian wurde sofort untersucht. Die Diagnose schockierte alle.Julian hatte Krebs.Ein äußerst heimtückischer Typ – unentdeckt, bis es zu spät war.Der Arzt sprach mit ernster Miene:„Herr Wagner, die vielversprechendste Therapie ist aktuell eine Stammzellbehandlung. Ideal wäre es, wenn Sie ein eigenes Kind hätten. Während der Schwangerschaft könnten wir Stammzellen entnehmen, um Sie zu behandeln.“Er legte beruhigend nach: „Für die Gesundheit des Kindes besteht kein Risiko.“Julian starrte regungslos. Seine Eltern und Anna waren inzwischen eingetroffen.Als Anna von der tödlichen Krankheit erfuhr, geriet sie völlig außer sich. Streit vergessen, flehte sie:„Ich gebäre dir ein Kind!“, rief sie und klammerte sich an seine Hand. „Julian, keine Heirat! Kein Versprechen! Ich will es tun! Um dein Leben zu retten!“In diesem Moment meinte sie es aufrichtig. Sie waren seit Kindertagen miteinander aufgewachsen. Trotz aller Berechnung – ihre Liebe zu ihm war echt. Sie hätte alles gegeben.Doch

  • Augenstern wacht: Und ich liebe dich   Kapitel 22

    Die wahre Geschichte hinter der Entführung kannten nur wenige.Sogar Julians engste Freunde glaubten, er habe sie tatsächlich inszeniert.Doch die Realität war komplexer.Zunächst hatte Julian tatsächlich eine Scheinentführung geplant. Doch dann ging alles schief.Echte Entführer erfuhren von seinem Plan, überwältigten seine Statisten und verschleppten Anna und Mia.Als die Engels sich später für Anna entschieden und gingen, war Mia in tödlicher Gefahr. Die skrupellosen Kidnapper wollten sie exekutieren.Julian stürmte, davon unterrichtet, mitten in das Versteck. Drei Messerstiche. Ein Kampf um sein Leben. Nur so rettete er Mia.Diese Erinnerung ließ Julian noch jetzt erschaudern.Immer wieder hatte er sich gefragt: Warum hatte er damals sein Leben für Mia riskiert?Er redete sich ein: Schuldgefühl. Weil sein Plan sie in Gefahr gebracht hatte. Weil ihr Tod sein Gewissen belastet und das Bündnis der Familien zerstört hätte.Doch tief im Inneren wusste er:Das war eine Lüge.Als er sie r

  • Augenstern wacht: Und ich liebe dich   Kapitel 21

    Julians Gesicht verlor augenblicklich jede Farbe.„Warte, Mia, du verstehst nicht...“„Doch.“ Ihre Stimme schnitt eisig durch die Luft. „Ich weiß alles.“„Ich weiß, dass du mich nur aus Pflicht geheiratet hast. Dass du mich verlassen wolltest – eine weggeworfene Frau, als Rache dafür, dass ich Anna den Platz als Engel-Erbin gestohlen habe.“Ein bitteres Lächeln erschien auf Mias Lippen.„Nur eine Frage, Julian: War ich schuld, dass ich als Kind verloren ging? Wollte ich vor vier Jahren zurück in diese Familie? War ich es, die diese Vernunftehe zwischen Engels und Wagners arrangierte?“Ihre Stimme bebte. „Jeder Schritt wurde mir aufgezwungen! Wieso macht ihr mich dafür verantwortlich?“Sie blickte ihm direkt in die Augen. Endlich stellte sie die Frage, die ihr Herz zerriss:„Julian – was genau habe ich falsch gemacht?“Beim Anblick ihrer blassen Züge fühlte er, wie sich sein Herz zerfetzte.„Nein... Mia, bitte hör mir zu...“, stammelte er.Doch die Worte versagten ihm.Mia wandte sich a

  • Augenstern wacht: Und ich liebe dich   Kapitel 20

    „Was?!“, fuhr Julian auf, sein Gesicht verzerrte sich schlagartig.Erst jetzt stammelte der Arzt die ganze Wahrheit heraus.Hastig suchte er nach Rechtfertigungen: „Herr Wagner, ich wollte es Ihnen sagen! Doch Ihre Gattin kaufte die Klinik einfach auf – ich musste ihr gehorchen!“Sein Gewäsch drang nicht mehr zu Julian durch.Er taumelte zurück. Endlich begriff er:Schon damals... wollte sie die Scheidung?Aber warum?Warum musste sie ihn verlassen?Die Geduld riss. Er stellte sich vor Mias Hotel an.Drei Tage und Nächte wartete er. Erst als die Links Deutschland verlassen wollten, erschien sie.Sofort wollten ihre Eltern die Wachen rufen.Mia hielt sie zurück. „Ich spreche mit ihm.“Sie trat näher. Sein Gesicht war von Bartstoppeln übersät, die Augen blutunterlaufen.„Mia.“, krächzte er. „Lass uns neu anfangen.“„Ich verspreche dir: Ich werde gut zu dir sein. Ich werde dich jeden Tag lieben. Bitte verlass mich nicht.“In diesen Tagen hatte er nur einen Grund für ihre Scheidung gefunde

More Chapters
Explore and read good novels for free
Free access to a vast number of good novels on GoodNovel app. Download the books you like and read anywhere & anytime.
Read books for free on the app
SCAN CODE TO READ ON APP
DMCA.com Protection Status