„Frau Stein, gemäss Ihrer Anfrage haben wir eine Leiche vorbereitet, die Ihnen bis ins kleinste Detail gleicht. Diese werden wir in zehn Tagen an den Ort Ihrer Hochzeitszeremonie mit Herrn Meyer liefern“, erklärte der Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung. Mias nervöse Anspannung, die schon Tage anhielt, ließ nach endlich ein wenig. „Danke schön.“ „Gern geschehen, das ist unsere Pflicht. Machen Sie sich keine Sorgen – niemand wird an der Echtheit dieser Leiche zweifeln.“ Nach dieser Garantie seufzte Mia erleichtert. Noch einmal ging sie mit dem Mitarbeiter die Details für den Liefertag der Leiche durch. Nachdem sie die Leitung gelegt hatte, öffnete sie die Tür zum Privatzimmer. Bisher war das Zimmer voller Lärm, doch im Moment, in dem sie eintrat, erstarrte die Stimmung. Alle schauten sie an – kein Laut war mehr zu hören.
View MoreNicos Stimme enthielt ein leichtes Zittern.„Mia… Verzeihst du mir wirklich niemals?“Clara nickte ohne jede Zögern.„Nein. Niemals.“Ohne seine Reaktion abzuwarten, drehte sie sich um und trat durch das Hoftor.Am nächsten Tag war ein Konzertbesuch mit Elias verabredet.Seit ihre Hörfähigkeit wiederhergestellt war, liebte sie es, Klängen zu lauschen –den Geräuschen der Natur, dem Klang von Instrumenten, der menschlichen Stimme…Zufällig war Elias ein leidenschaftlicher Liebhaber klassischer Musik. Jeder gemeinsame Konzertbesuch brachte ihr neue Erkenntnisse.Nico hatte die ganze Nacht vor dem Anwesen verbracht.Claras Worte vom Vortag kreisten unaufhörlich in seinem Kopf.Die einstige Erleichterung nach dem ersten Betrug mit Helena traf ihn nun wie ein zurückkehrender Bumerang.Dennoch wollte er es ein letztes Mal versuchen. Er glaubte nicht, dass Clara fünf Jahre Liebe einfach abschütteln konnte.Als Elias’ Nachricht eintraf, huschte Clara zwitschernd wie ein Vogel die Treppe hinab.
„Nur wenige einfache Worte ließen Nico erbleichen.Er verstand es nicht. Fünf Jahre lang hatten sie sich doch so innig geliebt, waren so glücklich gewesen. Warum bereute sie es jetzt?Was sollte dieses Wort ‚damals‘ bedeuten? Liebte sie ihn etwa nicht mehr?Allein der Gedanke daran verursachte Nico stechende Schmerzen im Herzen.Nein! Das konnte nicht sein!Es war doch erst einen Monat her! Wie konnte Clärchen ihn da schon nicht mehr lieben?Sie musste immer noch wütend sein, ihm noch nicht verziehen haben.Nico trat näher, um ihre Hand zu ergreifen und sich zu erklären. Doch noch bevor er sie erreichte, wich Clara sofort zurück und schuf Distanz.Ihre Geste traf ihn sichtlich, doch er beeilte sich zu erklären:„Clärchen, ich meine es nur gut. Ich möchte dir alles erklären.“ „Du musst mir glauben, ich habe immer nur dich geliebt. Helena gegenüber habe ich nie echte Gefühle gehabt.“„Kannst du mir vergeben und mit mir zurückkommen? Ich verspreche dir, es wird keine andere Frau mehr in
Nico erblickte im Nachrichtenbild eine vertraute Silhouette und mobilisierte umgehend sein gesamtes Netzwerk, um die Identität dieser Person zu ermitteln.Da die Wurzeln der Fischers im Ausland lagen, während Nico sich jedoch im Inland befand, dauerte es bereits zwei Wochen, bis er auf den Namen Clara Fischer stieß.Als er Clara auf den offiziellen Fotos von der Familienzusammenführung sah, erkannte er sie sofort: Das war seine Mia.Selbst unter neuem Namen stand für ihn unerschütterlich fest – sie war die Gesuchte.Er erkundigte sich verzweifelt nach der Adresse der Fischers und nahm, sobald er sie hatte, sofort den nächsten Flug nach England.Während der Reise malte er sich unzählige Male aus, wie ihr Wiedersehen ablaufen könnte.Am wahrscheinlichsten erschien ihm, dass sie noch wütend sein und ihn ignorieren würde.Doch das war egal. Hauptsache, er konnte sie sehen.Nach dem durchlebten „Tod“ war ihm schmerzlich bewusst geworden, dass Mia in seinem Leben unersetzlich war.Er würde s
Clara seufzte resigniert.Frau Fischer hielt ihre Hand fest und redete unablässig auf sie ein:„Clara, ich schwöre dir, der junge Mann ist charakterlich einwandfrei. Triff dich einfach einmal mit ihm. Solltest du ihn nicht mögen, werde ich die Verabredung diskret absagen, ja?“Clara hätte nie gedacht, dass ihre erste Herausforderung nach der Heimkehr eine einst arrangierte Verlobung aus Kindertagen sein würde.Frau Fischer und ihre beste Freundin waren damals gleichzeitig schwanger geworden. Sie hatten verabredet: Bei einem Mädchen und einem Jungen würden sie die Kinder verloben. Wären es gleiche Geschlechter geworden, wären sie wie Geschwister aufgewachsen.Die Freude war riesig, als tatsächlich ein Junge und ein Mädchen zur Welt kamen. Sie sahen sich schon als eine zukünftige Schwiegerfamilie.Doch dann wurde Clara entführt, und das Verlöbnis geriet in Vergessenheit.Erst kürzlich, als Frau Fischer feststellte, dass Clara ledig war, kam das Thema wieder auf.Da auch der junge Mann le
Frau Meyer betrachtete den abgehärmten Nico nur mit schmerzerfüllter Miene.„Nico, bitte steh auf und iss etwas?“Nico schien jeden Außenreiz abzuschirmen, eingemauert in seiner eigenen Welt.Frau Meyer hatte Mia wegen ihrer Gehörprobleme nie akzeptiert hatte. Doch da ihr Sohn sie liebte, hatte sie widerwillig zugestimmt.Sie wollte nicht von anderen Damen der High Society wegen einer „tauben Schwiegertochter“ verspottet werden. Genau deshalb hatten sie und Herr Meyer eine Dienstreise vorgeschoben, um der Hochzeit fernzubleiben.Doch kaum zwei Tage nach ihrer Abreise war alles außer Kontrolle geraten:Mias Selbstmord mit dem Sarg auf der Hochzeitsfeier, die Enthüllung von Nicos Affäre, der Aktiensturz des Unternehmens – und nun ihr völlig apathischer Sohn.Sie schob alle Fehler auf Mia.In ihren Kreisen hielten sich doch alle eine Geliebte!Warum konnte die das nicht einfach hinnehmen?Ihre Stimme klang nun vorwurfsvoll:„Nico, Mias Tod ist nicht deine Schuld.“„Hätte sie nicht so klei
England.Clara – nein, sie hieß nun Clara Fischer – stand vor einem alten Schlossgut und fühlte sich noch immer etwas benommen.Sie hätte nie gedacht, dass eine Auslandsreise sie ausgerechnet zu ihren leiblichen Eltern führen würde.Im Flugzeug hatte eine vornehme Dame auf dem Nebensitz sie auffällig oft angesehen. Aus Höflichkeit hatte Clara sie zuerst angesprochen.Sie kamen ins Gespräch.Die Dame erzählte, sie lebe im Ausland und sei auf der Suche nach ihrer verlorenen Tochter.Sie und ihr Mann hätten Geschäfte im Ausland betrieben. Bei der Geburt der jüngsten Tochter seien sie zufällig im Heimatland gewesen, da gerade Neujahr war. Sie beschlossen, noch einen Monat zu bleiben, um die Kleine taufen zu lassen. Doch am Vorabend ihrer geplanten Abreise sei ihre Tochter verschwunden.Sie hätten sofort die Polizei verständigt und Freunde zur Suche mobilisiert. Nach einem ganzen Monat ohne Spur meinten die Beamten, das Kind sei wohl entführt worden – die Chancen, es wiederzufinden, seien g
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