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Kapitel 7

Bitterei

Julians Gesicht war steingrau.

Aber seine Brüder bemerkten die Veränderung in seinem Ausdruck nicht und schwatzten weiter Unsinn.

„Das macht eigentlich keinen Sinn. Unser Herr Wagner hat doch eine beeindruckende Größe. Egal, wie locker Mia auch ist, sie sollte eigentlich nicht unbefriedigt bleiben!“

„Da verstehst du nichts. Offensichtlich kriegt Mia zu Hause nichts zu kriegen, deshalb frisst sie draußen herum! Hahaha!“

Unter schrillen Gelächtern ging Julian direkt zu Mia hin.

„Mia.“, sagte er mit einer Stimme, die keine Emotion erkennen ließ,„Wer ist er?“

Mia dagegen wirkte gleichgültig:„Das geht dich nichts an.“

Julians Wut entzündete sich in einem Augenblick.

Er griff sie am Kinn und trat ihr mit bedrohlicher Nähe entgegen.

„Mia.“, sprach er mit einem kalten Lächeln, „kannst du ohne Männer nicht leben, oder?“

Obwohl seine Worte beleidigend waren, blieb Mia ungerührt.

Dagegen versuchte ihr alter Klassenkamerad verzweifelt zu erklären:

„Nein, ich und Mia sind eigentlich nur ...“

Aber Mia unterbrach ihn.

„Ja.“, hob sie den Kopf und lächelte, „Schuld daran bist du. Als Ehemann befriedigst du mich nicht. Soll ich mich dann verhungern lassen, statt nach anderen Männern zu suchen?“

Der gesamte Korridor versank augenblicklich in totem Stillstand.

Julians Brüder sahen Mia ungläubig an.

Sie wussten schließlich alle, dass Julian zwar nie eine Hand auf Mia gelegt hatte, sie aber trotzdem himmlisch in ihn verliebt war.

Ihre Witze waren also nur aus Schadenfreude entstanden; niemand hatte wirklich geglaubt, dass Mia Julian verraten würde.

Das letzte bisschen Wärme verschwand augenblicklich von Julians Gesicht.

„Mia, was sagst du da?“

Aber Mia lachte noch unbefangener.

„Was stimmt an meinen Worten nicht? Wenn du mich nicht befriedigst, was ist schon daran, dass ich draußen mal etwas nasche ... Ah!“

Mia konnte ihren Satz nicht zu Ende bringen. Plötzlich hob Julian sie auf die Schultern und ging ohne ein weiteres Wort nach draußen.

Julian warf Mia in das Auto.

Der Fahrer, der etwas Falsches ahnte, stieg schnell aus.

Die Tür schloss sich, und im abgeschlossenen Raum blieben nur Mia und Julian übrig.

Er warf sich mit Gewalt auf sie und klemmte sie vollständig ein.

In diesem Moment begann Mia endlich zu verzweifeln.

„Julian, was willst du tun!“

Aber Julian zerrte mit einem kalten Lächeln seine Krawatte auf.

„Du sagst, ich befriedige dich nicht? Gut, dann werde ich diesmal deinen Wünschen entsprechen!“

Mit diesen Worten senkte er seinen dominanten Kuss auf sie.

Es war nicht der erste Kuss zwischen Mia und Julian; sie hatten sich auch vor der Hochzeit geküsst.

Aber nach der Heirat hatte es nie wieder passiert.

Als er nun ihre lange vermissten Lippen berührte, versank Julian einen Moment in Verwirrung.

Er hatte fast vergessen, wie Mia schmeckte.

Süß und zart, und auf einmal versetzte er sich unbemerkt in eine Art Trance.

Sie wurde umgedreht und gezwungen, sich in eine Position zu beugen, die jeden Mann verrückt machen würde.

„Ah ...“ Sie spürte die Hitze nähern und wollte schreien und sich wehren.

Aber dann – plötzlich klingelte Julians Handy.

Als er die Anruferkennung sah, stockte er in seiner Bewegung und nahm sofort an.

„Was?“

Seine Miene veränderte sich augenblicklich.

„Anna ist in der Notaufnahme?“
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