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Kapitel 0006

Author: Klara
Er begann sich zu erinnern, während ich mich immer weiter entfernte.

„Lehrerin, was schaust du dir an?“ lugte der kleine Samuel neugierig herüber.

Ich schloss schnell die Seite auf meinem Handy und antwortete sanft: „Nichts, du hast deine Linienzeichnung noch nicht fertig, geh sie vervollständigen.“

„Lehrerin“, fragte er und neigte den Kopf, „bist du traurig?“

Ich war einen Moment lang perplex, dann lächelte ich: „Nein, du bildest es dir nur ein.“

Samuel rannte weg und ich starrte weiter auf meinen Handybildschirm.

Ja, ich war traurig.

Aber nicht wegen jener Menschen, sondern weil diese Nachrichten mich zurück in eine Vergangenheit voller Lügen und Verrat zogen.

Eines Tages, als ich den Kindern in meinem Atelier Unterricht gab, kam ein junger Mann.

Er stand in der Tür mit einem großen Blumenstrauß in den Händen.

„Hallo, ich bin Samuels Onkel. Mein Name ist Anton Müller.“

„Das ist für Sie“, sagte er mit etwas vorsichtiger Stimme. „Samuel gefällt Ihr Unterricht sehr, das ist n
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