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Die Ersatzbraut der Schlange

Die Ersatzbraut der Schlange

By:  Wein WeinCompleted
Language: Deutsch
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Meine Adoptivschwester Hanna Bauer wurde beim Pharmaziewettbewerb durch das Elixier, das sie mir gestohlen hatte, schlagartig berühmt. Niemand hatte geahnt, dass dieser Wettbewerb eigentlich zur Brautschau für den von Geburt an zeugungsunfähigen, grausam hässlichen Schlangenprinzen diente. Noch in derselben Nacht überbrachte die Schlangensippe ein Heiratsangebot: Man verlangte die Bestienfrau, die dieses Elixier gebraut habe, zur Gemahlin. Mein Verlobter geriet außer sich vor Panik und vollzog noch in derselben Nacht mit Hanna die Bindung. Als die Sache besiegelt war, schwang Hanna triumphierend ihre Hüften und zeigte mir das wolförmige Siegel auf ihrem unteren Rücken. „Dein Verlobter gehört jetzt mir... Was wirst du nur tun, Lea? In drei Tagen bist du fünfundzwanzig – wenn dich niemand heiratet, wirst du einfach irgendeinem gewalttätigen, heimatlosen Bestienkrieger zugeteilt.“ Doch sie irrte sich. Ich hatte eine andere Wahl. Ich ging zu unseren Eltern, die im Empfangssaal die von Hanna verursachte Misere ausbügeln mussten. „Wenn sie den Schlangenprinzen nicht heiraten will – dann nehme ich ihn!“

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Chapter 1

Kapitel 1

Meine Worte schlugen wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein. Vor Schreck erstarrte die Hand meines Vaters mitsamt der Heiratsurkunde in der Luft.

Meine Mutter riss die Augen auf, das Fell an ihrem Schwanz sträubte sich. „Lea, bist du wahnsinnig? Finn Hoffmann ist zeugungsunfähig, blutrünstig und brutal! Es heißt, in seiner Bestiengestalt hätte er beinahe einem Diener die Kehle durchgebissen. Ihn zu heiraten ist doch wie der Sprung ins Feuer!“

Bevor ich den Mund öffnen konnte, räusperte mein Vater sich leicht.

„Wenn sie nicht heiratet, was wird dann aus Hanna? Sie hat doch jetzt schon die Bindung mit Jonas geschlossen...“

Ein innerer Kampf zeigte sich in den Augen meiner Mutter, und langsam ließ sie meine Hand los.

Mein Herz frohr sofort ein. Dabei war ich doch ihre leibliche Tochter! Trotzdem zogen sie immer die adoptierte Hanna vor, die sich nur unschuldig stellte und Mitleid heischte.

Ich lachte kühl.

„Aber ich stelle eine Bedingung: An meinem Hochzeitstag muss Hanna öffentlich zugeben, dass sie mein Elixier gestohlen hat.“

„Wie kannst du nur so bösartig sein?“ Mein Vater schlug wütend auf den Tisch. „Willst du den Ruf deiner Schwester komplett ruinieren?“

Auch meine Mutter blickte mich voller Enttäuschung an.

Mein Gesicht zeigte nur noch Hohn.

„Der Schlangenprinz will doch nur die Bestienfrau heiraten, die das Elixier brauen kann. Man kann nicht alles haben! Sie muss wählen: ihren Ruf oder ihr Lebensglück!“

Letztendlich gaben sie nach – um Hannas willen.

Ohne Zögern drehte ich mich um und ging. Doch im Flur stieß ich auf Jonas, der aus Hannas Zimmer kam.

Er trug einen Bademantel, auf seiner Brust waren viele verräterische rote Spuren zu sehen, und der intensive Rosenduft von Hannas Parfüm umgab ihn.

Man musste nicht lange raten, wie leidenschaftlich diese drei Tage gewesen waren.

Als ich angewidert die Nase zuhielt und weitergehen wollte, versperrte Jonas mir hastig den Weg.

„Lea, ich weiß, dass du wütend bist. Aber das war der einzige Weg, Hanna zu retten. Die Schlangen sind extrem eifersüchtig. Nur durch die Bindung mit Hanna konnte ich sein Interesse an ihr beenden.“

Ein bitteres Lächeln zuckte um meine Lippen.

„Und was ist mit mir?“

Eigentlich hätten Jonas und ich die Bindung mit zwanzig eingehen sollen. Aber jedes Mal, wenn Hanna einen Wutanfall bekam, ließ er mich kurz davor im Stich.

Die Bindung wurde immer wieder verschoben. Jetzt, mit fast fünfundzwanzig, ging er ausgerechnet in diesem kritischen Moment den Bund mit Hanna ein.

Für mich blieben nur zwei ausweglose Wege: entweder einem heimatlosen Bestienkrieger zugeteilt zu werden oder den Schlangenprinzen zu heiraten.

Ein Anflug von Schuld zeigte sich in Jonas’ Augen. Er griff hastig nach meiner Hand.

„Lea! Ich lasse nicht zu, dass du einen heimatlosen Bestienkrieger heiratest! Ich könnte dir das Sklavenmal der Bestien aufbrennen! Dann könntest du als meine Sklavin bei mir leben und bräuchtest überhaupt nicht zu heiraten!“

„Du brauchst keine Angst zu haben, es wäre nur eine Formsache! Wenn du erst bei der Weber-Familie bist, werde ich dich genauso behandeln wie Hanna!“

Ich lachte verbittert auf. Wie konnte er nur so schamlos sein?

Nur Schwerverbrecher oder heimatlose Bestien, die keine andere Wahl hatten, ließen sich das entehrende Sklavenmal aufzwingen.

Eine Bestiensklavin konnte vom Herrn nach Belieben verkauft werden, lebte ihr Leben lang als Wesen zweiter Klasse, und sogar ihre Kinder wurden in die Sklaverei hineingeboren.

Ich riss meine Hand los. „Jonas, ich werde lieber jeden heiraten, als je eine Sklavin zu sein!“

Getroffen in seiner Eitelkeit verdüsterte sich Jonas’ Miene augenblicklich.

„Lea! Liebst du mich denn nicht? Ist dein Ruf etwa wichtiger als mit mir zusammenzusein?“

Ich konterte spitz: „Ach wirklich? Und warum schlägst du dann nicht vor, dass Hanna sich brandmarken lässt? Das hätte sie doch auch gerettet.“

Da platzte es aus Jonas heraus. „Wie könnte Hanna je eine Sklavin sein! Sie ist so zart und liebenswert, sie verdient es, verwöhnt und umsorgt zu werden! Sie könnte kein bisschen Leid ertragen!“

Jahrelang aufgestauter Groll ließ meine Augen brennen.

Nur weil sie ein zartes Kaninchen war, und ich die einzige Neunschwänzige Fuchsbestie in der ganzen Sippe, von kräftiger Statur und mit neun Leben…

Deshalb bevorzugten meine Eltern sie, und selbst mein Verlobter bemitleidete sie.

Als ob all das Unrecht, das mir angetan wurde, mein Schicksal wäre.

Mein hohnvoller Blick schien Jonas zu verbrennen. Zornig und beschämt warf er mir noch einen Satz zu:

„Denk in Ruhe darüber nach. Du hast eh keine andere Wahl.“

Nachdem Jonas gegangen war, stieg ich niedergeschlagen die Treppe hinab. Doch unten angekommen, wurde mir ein Verlobungsgeschenk von der Schlangensippe überreicht.

Es war ein mit Edelsteinen besetztes Silberarmband, das Hauptstück der letzten Auktion, das ich damals nicht ersteigern konnte.

Eine unerwartete Wärme stieg in mir auf.

Vielleicht war die Heirat mit Finn Hoffmann doch kein Weg ins Verderben.

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