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Kapitel 2

Author: Wein Wein
Am nächsten Tag ging ich zum Juwelier, um ein Gegengeschenk für Finns Silberarmband auszuwählen.

Da Finns Tierform eine grünäugige schwarze Schlange ist, wählte ich ein Paar schlangenförmige Manschettenknöpfe mit Smaragdaugen.

Mit bitterer Ironie dachte ich: Immerhin sind die Hoffmanns eine der reichsten und mächtigsten Familien – was sollte ich da unzufrieden sein?

Gerade als ich bezahlt hatte und gehen wollte, hörte ich ein übertriebenes Aufkreischen.

„Ach, Lea, deine Worte sagen das eine, doch deine Taten das andere! Erst behauptest du, du wolltest nicht Jonas’ Sklavin werden, und heimlich kaufst du ihm so teure Geburtstagsgeschenke! So eine Berechnung liegt mir ganz und gar nicht.“

Hanna schmiegte sich an Jonas und warf mir das Lächeln einer Siegerin zu.

Erst jetzt fiel mir ein, dass heute Jonas’ Geburtstag war.

Sie dachten tatsächlich, ich hätte das gekauft, um ihm zu gefallen.

Jonas warf den Manschettenknöpfen in meiner Hand einen verächtlichen Blick zu:

„Und ich dachte schon, du hättest etwas mehr Rückgrat! Nur um nicht einem heimatlosen Bestien zugeteilt zu werden, musst du also doch vor mir kriechen. Diese Manschettenknöpfe sind absolut scheußlich, sie gefallen mir nicht. Geh und tausche sie gegen welche mit einem Silberwolf ein!“

Ich unterbrach ihn mit gerunzelter Stirn: „Die sind für meinen Verlobten bestimmt und gehen dich nichts an.“

Jonas schnaubte, als hätte er etwas Unglaubliches gehört:

„Hör auf, so stur zu sein! Du bist schon fünfundzwanzig – wer will schon so eine alte Bestienfrau wie dich heiraten? Wenn du dich weiter so anstellst, wirst du nicht mal meine Sklavin!“

Hannas Augen glitten umher, bis ihr Blick auf dem benachbarten Laden haften blieb, in dem Sklavenbrandmale angebracht wurden.

„Jonas, genau hier kann man Lea das Sklavenbrandmal aufdrücken. Es bricht mir das Herz, sie in solcher Angst zu sehen. Sollen wir es nicht heute noch erledigen?“

Jonas strich ihr zärtlich über die Nase. „Hanna, du bist einfach zu gütig.“

Dann sah er mich an, als gewährte er mir eine Gunst.

„Nun mach schon!“

Als ob ich etwas unermesslich Wertvolles erhalten hätte.

Im Laden stand mitten im Raum eine große Kohlenpfanne. Daneben lagen Reihen von Brenneisen mit erniedrigenden Aufschriften.

In diesem Moment wurde ein glühend heißes Eisen einem Sklaven auf die Haut gepresst, und selbst der kräftigste männliche Sklave stieß einen herzzerreißenden Schmerzensschrei aus.

Jonas zuckte leicht zusammen, doch er duldete stillschweigend, dass Hanna die Leibwächter anwies, mich gewaltsam in den Laden zu zerren.

In diesem Moment kam mir der Jonas aus meiner Kindheit, der mich immer beschützt hatte, vor wie eine ferne Illusion.

Hannas Arm umklammerte mich wie ein Schraubstock, nichts war von ihrer sonst so zarten Haltung übrig.

Hanna, ihr Gesicht von boshafter Schadenfreude gezeichnet, sagte: „Ich werde für Lea ein hübsches Sklavenbrandmal auswählen.“

Ihr Blick schweifte durch den Raum, bis er schließlich auf einem Brenneisen mit der Aufschrift „Abschaum“ haften blieb.

Sie hielt das glühende Eisen hoch und hüpfte auf mich zu: „Das hier passt doch viel besser zu Lea!“

Ich riss mich mit aller Kraft aus dem Griff der Wachen los. Noch bevor ich Hanna auch nur berühren konnte, tat sie so, als hätte ich sie gestoßen, und stolperte rückwärts.

Das Brenneisen fiel zu Boden, ein kleiner Funke spritzte auf ihren Handrücken, nicht einmal eine Spur war zu sehen.

Hanna hielt sich die Hand, und Tränen schossen ihr sofort in die Augen.

„Ich wollte Lea nur helfen, dem Schicksal der Zuteilung an einen heimatlosen Bestien zu entkommen, und sie versucht mich zu verbrennen!“

Bevor ich reagieren konnte, stürmte Jonas sofort herein.

Er stieß mich gegen das Kohlebecken, meine Hand landete auf einem glühenden Stück Kohle. Ein brennender Schmerz, wie eine hereinstürzende Flut, überflutete mich. Ich konnte vor Schmerz kaum atmen.

Kaum hatte ich meine Hand aus der Glut befreit, durchzog ein heftiger Schmerz mein Gesicht.

Ein schallender Schlag traf meine Wange – Klatsch!

Jonas hatte mir eine Backpfeife gegeben, sein Gesicht war von Abscheu erfüllt:

„Lea, du bist einfach nur widerwärtig! Und dabei hat sie noch so gut über dich geredet. Wie kannst du deine kleine Schwester nur so behandeln? Entschuldige dich sofort bei Hanna!“

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