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Kapitel 3

Author: Lilly B
Wir kamen im Krankenhaus an.

„Schwesterherz, du bist gekommen.“ Jane schaute gerade einen Film und sah wirklich nicht gut aus. Im Vergleich zu mir sah sie tatsächlich eher wie die Schwerkranke aus.

Obwohl sie mich herzlich begrüßte, leuchteten die Provokation und Arroganz in ihren Augen so unheimlich grell.

„Danke, dass du mir die Firma überlassen hast. Keine Sorge, ich werde die Firma nur noch vergrößern.“

„Anna, mit Jane als Geschäftsführerin musst du in Zukunft nicht mehr so viel arbeiten und bekommst sogar Dividenden. Das ist doch wirklich mehr als entspannt!“ Meine Mutter nahm mich herzlich bei der Hand.

„Ja, ich finde das auch sehr beruhigend. Deshalb werde ich Jane die Verwaltung meines gesamten Vermögens übertragen. So wird es für mich noch angenehmer.“

Alle waren schockiert. Denn sie wussten, um wie viel Vermögen es sich handelte.

„Anna, meinst du das ernst? Auch den Treuhandfonds der Werwolfbank?“ Leo war überrascht, aber auch skeptisch.

Ich verstand es nicht. Jane hatte schon immer alles haben wollen, was mir gehörte. Die ganze Familie hatte ihr geholfen, aber wenn ich ihr irgendetwas nicht geben wollte, war ich egoistisch, unreif und unhöflich.

Früher hatten sie mir Vorwürfe gemacht, weil ich ihnen meine Besitztümer nicht gegeben hatte. Und jetzt, wo ich sie ihnen gab, fanden sie es seltsam.

War das nicht das Ergebnis, das sie immer gewollt hatten?

Mein Vater brach als Erster die Stille: „Anna, du bist wirklich erwachsen geworden, bist vernünftig und kümmerst dich um deine kleine Schwester. Das hätte schon längst so sein sollen. Wir sind schließlich eine Familie. Da gibt es kein ‚dein‘ und ‚mein‘. Man sollte das nicht so strickt trennen. Wenn ich sehe, dass ihr Schwestern euch gut versteht, sind deine Mutter und ich beruhigt.“

Waren sie wirklich beruhigt? Dachten meine Eltern tatsächlich, dass Jane in der Lage sein würde, das gesamte Vermögen zu verwalten?

Zu Hause konnte sie alle mit ihrer Heuchelei täuschen, aber in der echten Welt würde niemand auf ihre Spielchen hereinfallen.

Plötzlich juckte meine Nase ein wenig. Ich rieb sie und hatte Blut an der Hand.

„Warum hast du Nasenbluten? Die Luftfeuchtigkeit in diesem Krankenzimmer ist doch genau richtig.“ Meine Mutter reichte mir ein Papiertaschentuch.

Ich wischte mir das Blut von der Nase und fragte vorsichtig: „Mama, Papa, wenn ich eines Tages sterbe, werdet ihr dann traurig sein?“

Es entstand eine kurze Pause. Dann blickte mein Vater mich ernst an. „Anna, versuch nicht, dich krank zu stellen, um Mitleid zu erregen.“

„Deine Wölfin ist zwar nicht besonders stark, aber dieses kleine Problem kann behoben werden. Spiel uns solch ein Theater nicht noch einmal vor.“

Die ursprünglich harmonische Atmosphäre wurde durch einen Satz meines Vaters wieder ernst. Ich lächelte bitter.

Meine Wölfin? Die war gestorben, als sie gegen das Gift des Silbermondkrauts ankämpfte. Es enthält Silber und nach der Infektion greift dieses Silber das gesamte Blut und die Organe an. Bis man am Ende stirbt.

„Papa, meine Schwester hat zwar zuvor gelogen, getobt und sich krank gestellt, um uns zu täuschen, aber das war früher. Ich glaube, dass meine Schwester sich inzwischen gebessert hat.“

Jane sah mich provokativ an. Sie trat scheinbar für mich ein, aber in Wirklichkeit erinnerte sie nur alle an meine früheren Vergehen.

„Na gut, dann mach einfach keine Fehler mehr!“, sagte mein Vater und wandte sich dann mitfühlend Jane zu.

„Du siehst mehr als gesund aus. Jane ist diejenige, die am meisten Pflege braucht. Bei dieser Krankheit ist ihre eigene Heilungsfähigkeit fast nutzlos.“

„Ich finde auch, dass meine Tante mehr Liebe braucht“, sagte Mark, als er sich auf das Bett stützte.

„Tante Jane, du musst schnell gesund werden!“

Meine letzte Hoffnung war zerstört. Ich wischte mir heimlich die Tränen weg und sprach zu meinem Sohn „Mark, hast du nicht gesagt, dass deine Tante die Beste ist? Möchtest du, dass sie deine Mutter wird? Denn ich habe beschlossen, dass Jane von nun an deine Mutter sein wird. Freust du dich?“

Mark fragte aufgeregt: „Wirklich?“

„Ja, wirklich. Jane wird dich von nun an immer begleiten, dich zum Werwolf-Kindergarten bringen und dir leckeres Essen kochen. Na, freust du dich?“

Im nächsten Moment nahm Mark meine Hand und küsste meinen Handrücken.

„Ja, ich bin wirklich sehr glücklich, Mama. Du bist so lieb!“

Dann rannte er zum Bett und rief in Janes Richtung: „Mama!“

Mein Herz blutete. Mein Sohn hatte sich schon lange nicht mehr so liebevoll zu mir verhalten. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann er mich das letzte Mal an der Hand genommen hatte, geschweige denn, wann er mir das letzte Mal einen Kuss auf den Handrücken gegeben hatte.

Der Preis dafür war, dass er nun eine andere Frau „Mama“ nannte.

Meine Eltern und Leo sahen zufrieden zu.
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