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Kapitel 2

Author: Lilly B
Mein Herz sank mir in die Hose und für einen Moment dachte ich, ich hätte mich verhört.

„Und du hast zugestimmt?“

Leo sah mich mit einem gequälten Gesichtsausdruck an.

„Anna, Jane ist zwar nicht deine leibliche Schwester, aber sie ist mit dir zusammen aufgewachsen, seit sie adoptiert wurde. Du wünschst dir doch auch, dass sie schnell gesund wird und ein normales Leben führen kann, oder? Jane und ich werden nur eine Markierungszeremonie abhalten. Die Hexe sagte, dass die glücklichen Erfahrungen, die diese Zeremonie mit sich bringt, ihre Genesung beschleunigen wird. Diese Zeremonie hat außerdem keinen Einfluss auf unsere Beziehung. Ich bin danach immer noch dein Gefährte und Marks Vater.“

Bevor ich etwas sagen konnte, versuchte Mark mich auch noch zu überreden: „Mama, meine Tante ist sehr unglücklich. Der Arzt sagt, das sei nicht gut für ihre Gesundheit. Also bitte, stimme Papa zu!“

Ich sah die beiden bitter an. Der eine war der Mann, den ich seit so vielen Jahren liebte, der andere war mein leiblicher Sohn.

Ich hatte das Gefühl, dass ich sowohl als Mutter als auch als Gefährtin mein Bestes gegeben und mich mit ganzem Herzen für sie eingesetzt hatte. Warum taten sie mir das also an? Sie verrieten unsere Liebe nur wegen einer Jane?

Nach langem Schweigen dachte ich mir: „Na gut, ich werde sowieso sterben. Wenn Jane meine Sachen so sehr mag, dann soll sie sie haben! Ich werde ihr alles geben, ich will es nicht mehr.“

Ich wischte mir still die Tränen aus den Augen und sah Leo an. „Gut, ich stimme zu.“

Leo war überrascht und aufgeregt zugleich. Dann nahm er schnell die Unterlagen vom Couchtisch. „Gut, hier ist die Aufhebungserklärung unserer Gefährtenbindung. Wenn du unterschreibst, haben wir uns offiziell gegenseitig abgelehnt.“

Mein Herz brach. Er hatte also schon alles vorbereitet …

Wollte sich Leo wirklich so dringend von mir trennen, nur um mit Jane zusammensein zu können?

„Mama, unterschreib!“

Mein Sohn reichte mir den Stift, ich senkte den Kopf und unterschrieb schnell. Nachdem Leo und ich uns gegenseitig abgelehnt hatten, beendeten wir dieses absurde Gespräch.

Dann ging ich nach oben, um mich auszuruhen.

„Anna, wenn Jane wieder ganz gesund ist, werde ich mich von ihr trennen. Mach dir bitte keine Sorgen, ich werde immer nur dich lieben. Das hier ist nur eine Formalität.“

Während ich ihm den Rücken zugewandt hatte, versprach Leo mir das feierlich. Ich verzog den Mund zu einem Lächeln. In meinem Herzen antwortete ich ihm still, dass wir keine Zukunft mehr hatten.

Dann hörte ich ihn seufzen: „Anna, du bist jetzt viel vernünftiger. Du bist nicht mehr so tyrannisch und unvernünftig wie früher. Falls ich bei unseren vergangenen Streitigkeiten im Unrecht gewesen bin, möchte ich mich jetzt nochmal dafür entschuldigen. Wenn Jane wieder gesund ist, werde ich mich gut um dich kümmern und dich nicht mehr verärgern.“

„Mama, ich werde dich auch nicht mehr verärgern! Mama, du hast so viel für meine Tante getan. Das ist wirklich großherzig. Ich bin so stolz, eine Mutter wie dich zu haben!“

Die Dankbarkeit und Zuneigung meines Sohnes und meines Gefährten begann tatsächlich mit der Auflösung der Gefährtenbindung. Das war wirklich ironisch.

Bevor ich nach Hause gekommen war, hatte ich noch emotionale Erwartungen an sie gehabt. Aber jetzt war mein Herz völlig gebrochen.

Na ja, ich würde eh bald sterben. Also war mir das egal.

Ich ging schnell die Treppe hinauf, aber im nächsten Moment wurde mir schwarz vor Augen.

Dann wurde ich durch kaltes Wasser wieder aufgeweckt und zitterte am ganzen Körper. Als ich die Augen öffnete, sah ich die Decke und Leo und Mark, die mich mit gerunzelter Stirn ansahen.

Als sie sahen, dass ich aufgewacht war, schienen sie fast schon enttäuscht zu sein.

„Mama, hast du etwa wieder eine Ohnmacht vorgetäuscht? Diesen Trick hast du schon zu oft angewendet. Kannst du dir das nächste Mal bitte etwas anderes einfallen lassen? Papa und ich wollen meiner Tante Pilzsuppe vorbeibringen. Aber durch diese Verzögerung jetzt wird die ganze Suppe kalt!“

Mark war offensichtlich wütend. Leo schien enttäuscht und hielt noch immer ein Glas Eiswasser in der Hand. „Anna, hör auf damit! Wir haben zwar unsere Gefährtenbindung aufgelöst, aber ich liebe dich immer noch. Stell meine Liebe zu dir nicht mit solchen Tricks wie dem Vorgeben, ohnmächtig zu werden, auf die Probe!“

Allmählich kam ich wieder zu mir und begriff, dass ich ohnmächtig geworden war. Anstatt mich sofort ins Krankenhaus zu bringen oder mich zu behandeln, hatten sie mir ein Glas Eiswasser über den Kopf geschüttet, um mich wieder zu Bewusstsein zu bringen.

Was für eine lächerliche Behandlungsmethode!

Wenn sie meine Gedankenverbindung entsperrt hätten, hätten sie gewusst, dass ich wirklich im Sterben lag und mir das alles nicht nur ausdachte.

Aber das hatten sie nicht getan. Ganz im Gegenteil, sie alle hatten meine Gedankenverbindung geblockt.

„Mama, deine Wangen sehen rosig aus und du scheinst in guter Verfassung zu sein. Du siehst wirklich nicht krank aus. Wenn du das nächste Mal etwas vortäuschst, solltest du dir etwas anderes einfallen lassen.“ Die Worte meines Sohnes trafen mich wie ein Stich ins Herz.

Ich zwang mich, aufzustehen. Anscheinend wirkte das starke Medikament, das mir der Arzt verschrieben hatte, ziemlich gut und ließ mich sogar gesünder aussehen als normale Personen. Obwohl ich natürlich spürte, dass mein Körper mittlerweile ziemlich geschwächt war.

„Ich täusche nichts vor! Vielleicht habe ich einfach nicht genug gegessen und bin körperlich erschöpft. Ihr wollt ins Krankenhaus, oder? Ich komme mit. Es gibt noch einige Klauseln im Übertragungsvertrag der Pelzfabrik, die unterschrieben werden müssen.“

Leo wollte offensichtlich noch etwas sagen, aber als er hörte, dass ich den Vertrag erwähnte, nickte er und begleitete mich ins Krankenhaus.

Anscheinend hatte er bereits von dem Vertrag erfahren.
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