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Kapitel 2

Author: Zornhunger
„Und sag Emma Schmidt, sie soll ihre kleinen Tricks sein lassen. Ich falle nicht noch einmal darauf herein.“

Bei diesen Worten erstarrte mein Herz vollends.

Es schien, dass mein Bruder ebenfalls wiedergeboren war! Doch warum glaubte er, ich hätte alles erfunden?

Im vorigen Leben hatte er doch selbst gesehen, wie diese Schufte Mutter und mich quälten.

Warum war er diesmal so gleichgültig?

Alles wegen dieser Hannah Keller? Wegen ihres beiläufigen „Emma hat das absichtlich getan“?

Schwere Schritte näherten sich der Tür.

Ein heftigerer Stoß ließ die Tür erzittern, der Schrank schrammte gellend über den Boden.

Wir sahen hilflos zu, wie unsere Barriere langsam nachgab – bis mit einem Krach!

Ein Brett an der Schrankecke zersplitterte und eine große Lücke klaffte vor uns.

Draußen lachte jemand heiser: „Da seid ihr ja.“

Ich stellte mich schützend vor Mutter und wich Schritt für Schritt zum Bett zurück.

Durch den spaltbreiten Lichtstreif an der Tür starrend, fühlte ich mich wehrlos; Schweiß perlte auf meiner Stirn.

Dann wurde die Tür gewaltsam aufgestoßen, der Schrank quietschte wie auf Stahlschienen.

Ein paar schmutzige Stiefel betraten den Raum.

„Ihr dachtet, ihr könnt euch verstecken? Ich hab keine Lust auf lange Versteckspiele.“

Der Mann grinste schief, seine blutunterlaufenen Augen musterten den Raum.

Erstarrt starrte ich auf das gleißende Messer in seiner Hand, dessen kalte Wehr sich auf seinen schmutzigen Knuckles spiegelte.

Sein Blick glitt über mich, gierig und widerlich, wie die Zunge einer Schlange:

„Na sowas, so eine hübsche kleine Dame hier.“

Mutter stieß einen herzzerreißenden Schrei aus: „Fassen Sie sie nicht an!“

Ich biss die Zähne zusammen, unterdrückte die Verzweiflung in meiner Brust und flüsterte ihr zu:

„Mama, was auch passiert – du mischst dich nicht ein. Du gehst zum Fenster, draußen ist das Trampolin. Spring und renn zu Familie Wagner, hol Leon mit seinen Leuten.“

Der Mann mit dem Messer kam näher, wir hatten keine Zeit mehr.

Im vorigen Leben wurde ich gefoltert, diesmal rette ich Mutter, koste es was es wolle.

„Emma, ich kann dich nicht allein lassen!“

Ich umklammerte ihren Arm.

„Hör zu! Spring einfach und lauf zu den Wagners. Solange du lebst, gibt es noch Hoffnung.“

In dem Moment schob der Mann den Schrank beiseite und kam auf uns zu.

„Mama, spring!“, zischte ich dringend.

Doch stattdessen stürmte Mutter auf ihn zu.

Sie umklammerte seine Arme und versuchte, ihn zurückzuhalten.

„Emma! Spring! Lauf! Ich lasse nicht zu, dass sie dich kriegen!“, rief sie mit erstickter Stimme.

„Mama!!“, schrie ich verzweifelt.

Wie in Zeitlupe sah ich, wie das Messer blitzschnell in ihren Rücken stach.

Rot schoss hinter meine Augen und riss mir jede Fassung weg.

Mutter keuchte schmerzerfüllt, hielt ihn immer noch fest und rief mir verzweifelt zu:

„Spring! Emma, sofort! Zöger nicht!“

Mein Blut schien zu gefrieren, doch der Überlebensinstinkt siegte.

Gegen Gewalt hatten wir keine Chance. Ich rannte zum Fenster und sprang ohne Zögern.

Bei der Landung federte das Trampolin stark zurück, stechender Schmerz durchfuhr meinen Knöchel und Unterschenkel.
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