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Kapitel 3

Author: Zornhunger
Doch ich blieb keine Sekunde lang liegen. Mit zusammengebissenen Zähnen rappelte ich mich auf und rannte mit letzter Kraft Richtung Anwesen der Wagners.

Ich ignorierte die erfrorenen Füße, die im Schnee blutig aufgeschürft wurden, und rannte einfach weiter.

Obwohl „nebenan“ genannt, lag doch ein ganzer Kilometer dazwischen.

Die eisige Luft brannte in meiner Lunge, doch ich durfte nicht langsamer werden.

Ich wusste noch genau: Im vorigen Leben waren nicht nur ein Eindringling im Haus!

Als ich endlich völlig erschöpft vor dem schmiedeeisernen Tor der Wagners zusammenbrach, hämmerte ich dagegen und keuchte heiser:

„Leon! Mach auf! Hilfe! Bei uns sind Eindringlinge – rette meine Mutter!“

Langsam knarrte das Tor auf. Leon stand dort mit gerunzelten Brauen.

Er trug einen extrem warmen Kaschmirmantel, doch in seinem Blick lag keine Spur von Wärme.

Er blickte auf mich herab, die ich im Schnee kauerte, und sagte bedächtig:

„Emma, deine Schauspielkünste haben sich ja deutlich verbessert in letzter Zeit.“

Sein Ton war spöttisch und hämisch zugleich.

Mein Blut pochte in meinen Schläfen, der Kopf war benebelt vor Panik.

„Leon! Das ist kein Spiel und kein Scherz! Meine Mutter schwebt in Lebensgefahr!“

„Bitte schick Leute mit mir, um sie zu retten!“

Er musterte die Spuren der Gewalt an meinem Körper und pfiff anerkennend:

„Wenn dein Bruder mich nicht vorgewarnt hätte – dass du aus Eifersucht auf Hannah einen Einbruch inszeniert hättest – ich hätte dir fast geglaubt.“

„Hör nicht auf meinen Bruder! Es ist echt!“, erklärte ich verzweifelt.

„Ich habe schon die Polizei gerufen, aber sie sind noch nicht da. Bitte! Meine Mutter wurde erstochen – sie hat nicht mehr lange!“

Im vorigen Leben hatten die drei Schufte ihren Frust an Mutter ausgelassen.

Wir hatten gekämpft, bis wir völlig zerschunden waren.

Ich wurde vergewaltigt, Mutter fiel ins Koma.

Dieses Mal durfte sie nicht sterben!

Ich zeigte Leon meinen Handyverlauf mit dem Notruf. Er zeigte keine Regung.

Stattdessen spottete er kühl: „Ganz schön weit gegangen diesmal? Sogar die Polizei gerufen?“

„Selbstdarstellung mit Einbruch? Diese Selbstopfer-Rolle spielst du so überzeugend, dass ich es fast geglaubt hätte.“

„Leon! Bist du wahnsinnig?! Es ist ECHT!“

Ich schrie mit tränenerstickter Stimme.

Doch mein verzweifelter Schrei weckte kein Mitgefühl in ihm.

Als er sich abwenden wollte, krallte ich mich an seinem Ärmel fest.

„Bitte! Meine Mutter braucht Hilfe! Wenn du jetzt nicht kommst, stirbt sie – sie wird wirklich sterben!“

Er blickte herab auf mich, mit eiskalter Miene:

„Emma, dein Bruder hat ausdrücklich gesagt, ich solle dich ignorieren und deine Dramen nicht beachten.“

Seine Kälte durchfuhr mich wie ein Messer.

Bevor Hannah auftauchte, war Leon mein engster Vertrauter, immer zärtlich und fürsorglich.

Sogar nach unserer Verlobung hatte er mich wie einen Schatz behandelt.

Doch seit dieser Frau erschien, änderte sich alles.

Leon wurde distanziert, sogar mein Bruder zog sich zurück.

Um Hannah zu gefallen, tat er jede Dummheit.

Nur weil der Name einer Firma zufällig derselbe war wie der von Hannahs Hund,hatte er skrupellos deren Ruin betrieben – und genau das zog diesen Racheakt auf uns!

Verzweifelt kniete ich im Schnee und flehte:

„Leon, ich beschwöre dich! Sieh nur mit eigenen Augen nach! Alles was du willst!“

„Sogar die Auflösung unserer Verlobung – bitte!“

Fast war alle Hoffnung verloren.

Immer wieder betete ich innerlich, dass Leon einen Funken Menschlichkeit zeigen möge.
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