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KAPITEL 3

Author: Clara Winter
Niklas presste seine schmalen Lippen zu einer eiskalten Linie zusammen. „Clara, du kommst sofort zurück!“

Clara lachte leise. „Nur weil du es sagst? Wir sind geschieden. Glaubst du, ich tanze noch nach deiner Pfeife?“

Niklas knirschte mit den Zähnen. „Den Scheidungsgrund da... ich geb dir eine letzte Chance. Schreib. Ihn. Neu!“

Clara lachte noch herzlicher. „Hab ich etwa gelogen? Niklas, du bist jetzt seit einem halben Jahr wieder bei Bewusstsein, aber in der ganzen Zeit hast du mich nicht ein einziges Mal berührt. Du warst drei Jahre im Koma. Auch wenn deine körperlichen Funktionen jetzt wieder in Ordnung sind, zweifle ich stark an deiner Männlichkeit. Ich sag’s mal so: Du bringst’s einfach nicht mehr. Such dir schleunigst einen guten chinesischen Heilkundler. Mein größter Scheidungssegen für dich: Mögest du bald wieder ein ganzer Mann sein!“

Niklas: „......“

Die Ader an seiner Schläfe pochte wild.

Dieses Weib trieb ihn in den Wahnsinn!

„Clara, ich werde dir schon noch zeigen, wozu ich fähig bin!“

„Tut mir leid dazu bekommst du keine Gelegenheit mehr.“

„Clara!“

Tut–tut. Am anderen Ende wurde aufgelegt.

Noch bevor Niklas in Rage losbrüllen konnte, dröhnte ihm nur noch das Besetztzeichen ins Ohr.

Er: „......“

Clara!!!

............

Clara war inzwischen bei ihrer besten Freundin Mia Koch im Apartment angekommen.

Kaum hatte sie das Telefonat beendet, brach Mia in schallendes Lachen aus und streckte begeistert den Daumen in die Höhe. „Clara, das war göttlich! Herr Hoffmann ist jetzt bestimmt kurz vorm Herzinfarkt vor Wut!“

Clara dachte zurück. Früher hatte sie zu demütig geliebt, deshalb war er so überheblich geworden.

Wer liebt, muss zuerst lernen, sich selbst zu lieben.

Vor allem als Frau man muss zuerst sich selbst an erste Stelle setzen.

Mia schnaubte: „Vor drei Jahren, als Julia hörte, dass Herr Hoffmann nach dem Unfall ein Pflegefall ist, hat sie sofort das Weite gesucht. Und jetzt, wo er wieder gesund ist, rennt er ihr wieder nach! So einen Mann soll man lieber los sein als behalten!“

Clara wickelte eine Bonbon aus und steckte ihn sich in den Mund. Die Süße schien für einen Moment den bitteren Beigeschmack im Herzen zu überdecken.

„Mia, das ist wohl der Unterschied zwischen Liebe und Nicht-Liebe.“

Wer geliebt wird, hat keine Angst.

Wer nicht geliebt wird, lebt in ständiger Unsicherheit.

Mia bemerkte, dass Clara schon einen ganzen Haufen dieser Bonbons gegessen hatte.

Sie zog sie energisch hoch. „Clara, Kopf hoch! Wenn du einen Baum verlässt, entdeckst du, dass dir ein ganzer Wald gehört. Heute Abend bestell ich dir acht männliche Models. Wir feiern deine Scheidungs-Party der Extraklasse!“

Clara musste lachen und fasste sich an die Stirn.

In diesem Moment griff Mia nach der schwarzen Brille auf Claras Nase, nahm sie ihr ab und warf sie direkt in den Mülleimer.

Clara wollte sie wieder aufheben. „Meine Brille...“

Doch Mia hielt sie auf. „Clara, du hast einfach zu lange in der Forschung gesessen, deshalb trägst du so ein Teil überhaupt. Du solltest dir lieber mal ein Beispiel an Julia nehmen: Hübsch zurechtmachen, sich zeigen, nicht verstecken.“

Clara erinnerte sich daran, wie ihre Eltern sie stets als hässliches Entlein bezeichnet hatten. Julia hingegen war immer der stolze Schwan gewesen.

Wahrscheinlich dachte nicht nur ihre Familie so. Auch in den Augen von Niklas war sie wohl das hässliche Entlein.

Mia hakte sich bei ihr unter. „Los, wir gehen shoppen. Rundumverschönerung: Haare, Nägel, neue Klamotten! Ich will, dass Niklas und Co. mal richtig die Augen aufreißen und sehen, wie wunderschön du bist!“

Plötzlich fiel Mia etwas ein. „Ach, stimmt ja! Clara, willst du bei der Scheidung wirklich keinen Cent von Niklas?“

Clara antwortete ruhig: „Ich hab selbst genug Geld.“

„Und lässt das Geld schön bei Julia? Die wird sich bedanken.“

„......“

„Was ist mit der Karte von Niklas?“

Niklas war immer großzügig gewesen. Er hatte Clara eine exklusive schwarze Kreditkarte mit goldener Prägung gegeben. Sie hatte sie allerdings nie benutzt.

Clara kramte in ihrer Tasche, zog die Karte heraus. Mit einem verschmitzten Zwinkern sagte sie: „Na gut dann lass ich heute mal den Herrn Hoffmann zahlen.“

............

Am Abend in der Bar 1996

Die Bar 1996 war in Havenburg berühmt-berüchtigt als Geldgrab und der Ort, an dem sich die reichen Söhne der Stadt mit Champagner und Exzessen vergnügten. Heute Nacht wummerten die Beats des DJs, die Tanzfläche war ein einziges wildes Chaos.

In einer luxuriösen, schummrig beleuchteten VIP-Kabine saß Niklas auf dem Hauptplatz der Ledercouch. Er trug ein schwarzes Hemd und eine schwarze Anzughose, die Ärmel zweimal hochgekrempelt, sodass seine muskulösen Unterarme und die sündhaft teure Stahluhr am Handgelenk gut zur Geltung kamen. Mit seinem markanten, kalten Aussehen zog er die Blicke vieler Frauen in der Bar wie ein Magnet auf sich.

Neben ihm saß sein bester Freund David Becker, der Erbe der Familie Becker, zusammen mit ein paar anderen reichen Sprösslingen.

David lachte schallend. „Niklas, was hast du gesagt? Clara will sich von dir scheiden lassen?“

Die anderen reichen Söhne lachten ebenfalls. „Jeder weiß doch, dass Clara Sie abgöttisch liebt! Selbst als Sie im Koma lagen, hat sie sich regelrecht darum gerissen, Sie zu heiraten. Jetzt will sie sich von Ihnen scheiden lassen? Niemals!“

„Wir wetten, wie lange sie es ohne dich aushält, bevor sie wieder angekrochen kommt?“

David grinste. „Ich wette, sie hält nicht mal den heutigen Tag durch. Wart’s ab, gleich schickt sie dir eine Nachricht, haha!“

Die markanten Gesichtszüge von Niklas lagen im Schatten düsterer Wut. Seine Laune war offensichtlich miserabel.

Er zog sein Handy heraus und öffnete den WhatsApp-Chatverlauf mit Clara.

Die letzte Nachricht stammte von gestern Abend: ein Foto von einer Schüssel mit kräftiger Knochenbrühe, dazu ihre Worte: „Schatz, auch wenn deine Knochendichte wieder normal ist, solltest du trotzdem mehr Knochensuppe trinken. Komm heute bitte früh nach Hause, ja?“

Er scrollte nach oben lauter Nachrichten von ihr. Jeden Tag hatte sie ihm geschrieben.

Er? Hatte nie geantwortet. Kein einziges Mal.

Heute war es still. Keine Nachricht von ihr.

Unruhe kroch in seine Brust.

Ding.

Eine neue SMS traf ein.

David neben ihm rief sofort: „Hab ich’s nicht gesagt? Clara hat dir geschrieben! “

Ding, ding, ding gleich mehrere SMS hintereinander.

Die anderen reichen Sprösslinge lachten laut. „Wir wussten es, sie kann nicht ohne Sie. So schnell kann sie nicht loslassen.“

David drängte: „Niklas, los! Lies vor! Sie hat dir bestimmt tränenreich geschrieben, dass sie dich zurückwill.“

Niklas’ markante Augenbrauen zuckten. Hat sie ihm wirklich geschrieben?

So viel Stolz am Morgen und jetzt so schnell einknicken?

Er öffnete die SMS und erstarrte.

David las laut: „Werter VVIP-Kundin, Ihre Karte mit der Endziffer 0975 hat soeben bei Nagelparadies 800 Euro ausgegeben.“

Verwirrung machte sich breit.

Niklas scrollte nach oben:

Im Friseursalon Schöne Haare: 2.000 Euro.

Bei Chanel: 86.000 Euro.

Bei Louis Vuitton: 240.000 Euro.

...

Keine einzige Nachricht klang nach Versöhnung. Nur ein Schwall an Kaufbenachrichtigungen.

Die Runde verstummte.

Es fühlte sich an, als hätte Clara ihnen allen eine schallende Ohrfeige verpasst über mehrere Kilometer Entfernung.

Niklas knallte das Handy mit eiserner Miene auf den Tisch. Es ging ihm nicht ums Geld. Was ihn wütend machte, war etwas ganz anderes: Sie war kaum geschieden und ging sofort shoppen. Dieses Weib... sehr gut.

Die Frau, die sich drei Jahre lang an ihn geklammert und ihm stets alles recht gemacht hatte, zeigte nun plötzlich Zähne.

David schüttelte den Kopf. „Niklas, was hat Clara bloß vor? Die geht zur Maniküre, zum Friseur, kauft Designerklamotten... will die etwa Julia nacheifern?“

„Julia ist Havenburgs rote Rose. Clara ist ein Bauerntrampel vom Land. Egal wie sehr sie sich bemüht: Das ist nur billiges Nachäffen.“

„Ein weißer Schwan bleibt ein weißer Schwan. Und ein hässliches Entlein bleibt nun mal... ein hässliches Entlein.“

Alle lachten über Clara.

In diesem Moment kam Unruhe im Club auf. Alle Blicke richteten sich in eine Richtung, jemand rief erstaunt: „Seht nur eine Göttin!“
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