Herr Welfen, Ihre Frau ist tot. Mein Beileid.

Herr Welfen, Ihre Frau ist tot. Mein Beileid.

By:  Otto WelfenOngoing
Language: Deutsch
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Lena Müller war drei Jahre mit Otto Welfen verheiratet, doch sie konnte nicht gegen seine erste Liebe ankommen, die er seit zehn Jahren im Herzen trug. An dem Tag, an dem sie mit Magenkrebs diagnostiziert wurde, begleitete er seine wahre Liebe zur Untersuchung ihres Sohnes. Ohne einen Laut des Protests zu erheben, nahm sie den Scheidungsantrag entgegen und ging stillschweigend fort. Doch was sie erwartete, war eine noch gnadenlosere Rache. Es kam ans Licht, dass er sie nur geheiratet hatte, um sich zu rächen. Als sie bereits schwer krank war, packte er ihr Kinn und sagte kalt: „Das schuldet mir deine Familie, Müller.“ Später wurde ihre Familie ruiniert. Ihr Vater lag nach einem Autounfall im Koma und sie, ohne Lebenswillen, sprang von einem Hochhaus. „Ein Leben schuldete dir die Familie Müller. Mit meinem habe ich es zurückgezahlt.“ Der sonst so zurückhaltende und stolze Herr Welfen kniete mit blutunterlaufenen Augen auf dem Boden und flehte wie wahnsinnig immer und immer wieder: „Komm zurück! Bitte, komm zurück!“

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Chapter 1

Kapitel 1

An dem Tag, an dem bei Lena Müller Magenkrebs diagnostiziert wurde, begleitete Otto Welfen seine Erste Liebe zur Vorsorgeuntersuchung ihres Sohnes.

Im Krankenhausflur hielt Dr. Jonas Becker den Biopsiebericht in der Hand und sagte mit ernster Miene: „Lena, die Ergebnisse sind da. Bösartiger Tumor, Stadium 3A. Bei einer erfolgreichen Operation liegt die Fünfjahresüberlebensrate bei fünfzehn bis dreißig Prozent.“

Lenas schmale Finger umklammerten den Schulterriemen ihrer Tasche fest. Ihr blasses Gesicht wirkte angespannt, als sie fragte: „Dr. Becker, wie lange könnte ich leben, wenn ich mich nicht operieren lasse?“

„Sechs Monate bis ein Jahr, das hängt von der Person ab. In deinem Fall würde ich empfehlen, zunächst zwei Chemotherapiezyklen durchzuführen und dann die Operation, um das Risiko einer Infiltration, Ausbreitung oder Metastasierung zu minimieren.“

Lena biss sich auf die Lippe und sagte mit Mühe: „Danke.“

„Gern geschehen. Ich werde sofort die Aufnahme für dich organisieren.“

„Das ist nicht nötig. Ich habe nicht vor, mich behandeln zu lassen. Ich halte das nicht durch.“

Jonas Becker wollte noch etwas sagen, doch Lena verbeugte sich leicht vor ihm: „Dr. Becker, bitte behalte das für dich. Ich möchte meine Familie nicht beunruhigen.“

Die Müller-Familie war bankrott, und allein die hohen Behandlungskosten für ihren Vater brachten Lena an ihre Grenzen. Ihrer Familie noch von ihrer eigenen Krankheit zu erzählen, würde den ohnehin schon schweren Schlag nur noch verschärfen.

Jonas seufzte resigniert. „Mach dir keine Sorgen, ich werde schweigen wie ein Grab. Ich habe gehört, dass du geheiratet hast. Was ist mit deinem Mann?“

„Dr. Becker, bitte pass weiter auf meinen Vater auf. Ich muss gehen.“

Es war offensichtlich, dass Lena dieses Thema vermeiden wollte. Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und ging schnell davon.

Jonas schüttelte den Kopf. Es hieß, sie habe ihr Studium an der Universität abgebrochen, um zu heiraten. Die einst so vielversprechende Medizinstudentin, die als Genie galt, war wie ein fallender Stern – und was blieb, war nur noch das Bild ihres Verfalls.

In den letzten zwei Jahren hatte sich Lena allein um die Behandlung ihres Vaters gekümmert. Selbst als sie zusammenbrach, war es ein zufälliger Passant, der sie ins Krankenhaus brachte. Von ihrem Ehemann war während dieser ganzen Zeit keine Spur zu sehen.

Lena erinnerte sich an die Vergangenheit. Im ersten Jahr ihrer Ehe war Otto wirklich gut zu ihr. Doch alles änderte sich, als seine Erste Liebe – Isabella Fischer, schwanger mit ihrem Kind, aus dem Ausland zurückkehrte. Die hochschwangere Lena und Isabella fielen gleichzeitig ins Wasser.

Während sie um ihr Leben kämpfte, sah Lena, wie Otto verzweifelt auf Isabella zuschwamm. Beide Frauen erlitten durch den Schock vorzeitige Wehen. Weil Lena später gerettet wurde, verpasste man das beste Zeitfenster für die Behandlung. Als sie endlich im Krankenhaus ankam, war ihr Kind bereits tot.

Am siebten Tag nach dem Verlust des Kindes, bat Otto um die Scheidung, doch sie hatte nie zugestimmt.

Nun, da sie von ihrer Krankheit erfahren hatte, konnte Lena nicht länger standhalten.

Mit zitternden Händen wählte sie seine Nummer. Nach dem dritten Klingeln ertönte seine kalte, tiefe Stimme: „Außer wegen der Scheidung werde ich dich nicht treffen.“

Lena spürte, wie ihre Nase kribbelte und ihre Augen heiß wurden. Sie zwang die Worte, die ihm von ihrer Krankheit erzählen sollten, hinunter. Plötzlich war Isabellas Stimme im Hintergrund zu hören: „Otto, das Baby muss zur Untersuchung.“

Lena konnte die Tränen nicht länger zurückhalten, sie brachen nun hervor. Ihr Kind war tot, ihre Familie zerstört, und er hatte mit einer anderen eine neue Familie gegründet. Es war Zeit, dem ein Ende zu setzen.

Nicht mit dem demütigenden Flehen von früher, sondern mit einer Stimme, die kaum hörbar war, sagte sie: „Otto Welfen, lass uns scheiden.“

Am anderen Ende der Leitung stockte Otto merklich für einen Moment, bevor er kalt auflachte: „Lena, welches Spiel spielst du diesmal?“

Lena schloss die Augen und sprach mit fester Stimme Wort für Wort: „Otto, ich warte zu Hause auf dich.“

Das Beenden des Gesprächs kostete Lena all ihre Kraft. Ihr Körper rutschte direkt an der Wand herunter, während der Regen von draußen schräg hereinschlug und sie durchnässte. Sie hielt das Telefon fest umklammert, biss in ihren Ärmel und weinte leise, ohne einen Laut von sich zu geben.

Otto starrte auf das plötzlich beendete Gespräch. Nach einem Jahr des Schweigens, in dem sie sich verbissen gegen die Scheidung gewehrt hatte – warum sollte sie ihre Meinung jetzt plötzlich ändern?

Ihre Stimme hatte einen Anflug von Tränen. Otto blickte auf den strömenden Regen hinaus, dann machte er sich auf den Weg und verließ den Untersuchungsraum.

„Otto, wo willst du hin?“ Isabella, das Kind im Arm, lief ihm hinterher, doch sie sah nur seinen Rücken, wie er hastig davonlief.

Das eben noch sanfte Gesicht von Isabella verdüsterte sich schlagartig und wurde furchteinflößend kalt: „Diese elende Frau – sie gibt einfach nicht auf.“

Otto hatte seit langem keinen Fuß mehr in die gemeinsame Wohnung gesetzt. Er hatte angenommen, dass Lena eine Tafel mit seinen Lieblingsgerichten für ihn vorbereitet hätte und auf ihn wartete. Doch als er ankam, war die Villa leer, düster und ohne ein einziges Licht – wie ausgestorben.

Die Winternächte brachen immer früh herein, und obwohl es erst kurz nach sechs war, lag draußen bereits Dunkelheit.

Sein Blick fiel auf den Esstisch, wo eine Vase mit verwelkten und zerfallenden Blumen stand. Lena war nicht der Typ, der Blumen so verkommen ließ, ohne sie wegzuwerfen. Es gab nur eine Erklärung: Sie war in den letzten Tagen nicht zu Hause gewesen, vermutlich die ganze Zeit im Krankenhaus.

Als Lena die Tür öffnete und eintrat, sah sie den hochgewachsenen Otto im Anzug am Esstisch stehen. Sein markantes Gesicht war so kalt wie ein Stück Eis. In dem Moment, als sie ansah, füllte der Abgrund von Hass seine tiefschwarzen Pupillen.

Lena war durch den Regen gelaufen und war von Kopf bis Fuß durchnässt. Als er sie mit diesem eiskalten Blick fixierte, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken.

„Wo warst du?“, fragte Otto mit frostiger Stimme.

Lenas einst so leuchtenden Augen waren nun erloschen. Sie blickte kalt zu ihm hinüber und sagte leise: „Kümmerst du dich noch um mein Leben oder Tod?“

Otto schnaubte höhnisch. „Ich habe Angst, dass du stirbst, und dann niemand mehr für die Formalitäten unterschreibt.“

Diese Worte trafen sie wie ein Dorn, der tief in ihr, in ihrem ohnehin schon zerstörten Herzen stecken blieb. Lena trat mit ihrem durchnässten Körper in das Zimmer, weinte nicht, schrie nicht – ihre Emotionen waren ungewöhnlich ruhig. Sie holte einen Umschlag hervor und legte das unterschriebene Dokument auf den Tisch.

„Keine Sorge, ich habe unterschrieben.“

Der schwarz-weiße Vertrag lag auf dem Tisch. Noch nie hatte Otto das Wort „Scheidung“ so schmerzhaft empfunden.

Sie hatte nur eine Forderung: zehn Millionen als Abfindung.

„Ich habe mich schon gefragt, warum du dich scheiden lassen willst – es geht also nur ums Geld.“

Sein spöttischer Ausdruck füllte ihre Sicht. Früher hätte sie sich verteidigt, doch heute war sie einfach zu müde.

Also stand Lena einfach still und antwortete ruhig: „Herr Welfen, ich hätte Ihnen die Hälfte Ihres Vermögens abnehmen können, aber ich habe nur zehn Millionen verlangt. Am Ende bin ich wohl immer noch zu gutmütig.“

Otto trat einen Schritt näher, sein großer Schatten hüllte Lena ein. Mit seinen langen, schlanken Fingern packte er ihr Kinn und sprach in eisig tiefer Stimme: „Wie hast du mich gerade genannt?“

„Wenn Herr Welfen diese Anrede nicht mag, kann ich dich auch ‚Ex-Mann‘ nennen. Unterschreib einfach, und du kannst gehen.“

Die trotzig erhobene Miene der Frau weckte Ottos Unmut. „Das ist mein Haus. Mit welchem Recht willst du mich hinauswerfen?“

Lena zog die Lippen zu einem kalten Lächeln. „Natürlich habe ich kein Recht. Mach dir keine Sorgen, Herr Welfen. Sobald die Scheidungspapiere vorliegen, werde ich ausziehen.“

Mit diesen Worten zog sie sich aus seinem Griff zurück und fixierte ihn mit ihren tiefschwarzen Augen. Ihre roten Lippen öffneten sich und sprachen eisig: „Otto, morgen früh um neun bringst du die Scheidungsvereinbarung und deine Papiere mit. Wir treffen uns im Standesamt.“
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