All Chapters of Gebunden im Schatten meiner Schwester: Chapter 51 - Chapter 60

Ich wusste, dass ich die Kleine leiden sehen wollte und dass sie für ihre Rolle bei Stephanies Tod büßen sollte, aber aus irgendeinem Grund war ich immer davon ausgegangen, dass sie zuhause noch geliebt und versorgt wurde. Tatsächlich war das einer der Gründe, warum ich dafür gesorgt hatte, dass man sie in der Schule quälte, und warum ich bis dahin geglaubt hatte, sie verdiene noch weitere Bestrafung.Natürlich... hätte Nick mir vor drei Monaten gesagt, dass seine Familie Lily die letzten sechs Jahre ignoriert hatte – hätte mich das interessiert? Ich wusste es nicht, aber ich glaubte nicht, dass es so gewesen wäre. Vielleicht war es wirklich die Gefährtenbindung, die mich weich machte.Urgh.Wie dem auch sei, mir wurde langsam klar, dass ich in vielen Dingen Annahmen getroffen hatte – und ich begann, mich auch zu fragen, ob Dr. Hyder vielleicht recht gehabt hatte, als er meinen Eltern vorwarf, den Kopf in den Sand zu stecken.Doppel-Urgh. Okay, Zeit, mich zu konzentrieren.„Mutter, wo

(James’ Sicht)Hatte man jemals eine Explosion in Zeitlupe beobachtet? Es konnte ziemlich faszinierend sein. Entgegen der landläufigen Meinung passierte eine Explosion meist nicht in einem einzigen Moment oder in einer einzigen Detonation. Die meisten Explosionen bestanden vielmehr aus einer Reihe kleinerer Detonationen, die wiederum weitere kleinere auslösten, welche schließlich größere und noch größere Explosionen nach sich zogen. Da sie miteinander verbunden waren und in sehr kurzer Abfolge stattfanden, nahm man sie als ein einziges, überwältigendes Ereignis wahr.Feuerwerke waren wohl das anschaulichste und schönste Beispiel dafür. Ein Feuerwerk begann meist mit dem Anzünden einer einzigen Lunte oder einer Reihe von Lunten, die eine koordinierte Serie von Explosionen auslösten. Zunächst starteten kleine Explosionen die Show – manchmal so unscheinbar, dass man glaubte, es käme nichts mehr. Doch dann, wenn weitere Lunten brannten und das Spektakel richtig begann, wurden die Feuerwe

(Lilys Sicht)Ich stand in der Gemeinschaftsküche des Rudels und versuchte, Kekse zu backen. Oder, genauer gesagt, ich versuchte es. Offenbar hatte ich mir durch meinen „Helfer“ ein kleines Problem eingehandelt. Ich hätte wissen müssen, dass es ein Fehler war, seine Hilfe anzunehmen.„Im Ernst, Brady?“, fragte ich, den Mund halb offen vor Fassungslosigkeit.„Komm schon, Lily. Das kann doch ein ganz normaler Fehler sein. Ich bin sicher nicht der Erste, der die beiden Sachen verwechselt.“„Brady, du hast Tabascosoße und Vanilleextrakt verwechselt. Das sind sehr unterschiedliche Dinge.“„Du hast gesagt: die hohe, schmale Flasche im zweiten Regal. Beide sind hoch und schmal – und beide standen im zweiten Regal.“„Ja, aber beide haben Etiketten. Auf dem einen steht Vanilleextrakt, auf dem anderen Tabascosoße. Das ist eigentlich ein ziemlich großer Hinweis.“„Ich konnte mich nicht mehr erinnern, was du gesagt hattest, dass wir brauchen. Ich wusste nur: hohe, schmale Flasche, zweites Regal.“

(Lilys Sicht)„Ich habe wieder einen Anruf von James Anderson bekommen.“Oh.Wow. Das war wirklich nicht das, womit ich in diesem Gespräch gerechnet hatte. Von all den Möglichkeiten, die mir in den Sinn gekommen waren, war das keine davon. Ich hatte gedacht, Dr. Hyder wolle vielleicht über meine Ausbildung sprechen, über meine Zukunft hier im Rudel oder im Rotfels – oder vielleicht über irgendwelche Schwierigkeiten mit Patienten, mit denen ich gearbeitet habe. Noch vor einer Stunde hatte ich mit Brady gelacht und herumgealbert. Wir hatten uns mit Keksteig, Eiern, Mehl und Zucker beworfen – so unbeschwert wie zwei Kinder. Und jetzt, vor Dr. Hyder, reichte schon die bloße Erwähnung von James’ Namen, und mein Herz rutschte mir in die Tiefe. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen.Die Zurückweisung war sechs Wochen her. Ich redete mir ein, dass sechs Wochen eine lange Zeit seien... dass es mir egal sein sollte... dass ich längst darüber hinweg sein müsste... dass es keine Rol

(Lilys Sicht)James will mich sehen? Nach allem, was passiert ist? Nein. Auf gar keinen Fall. Niemals.Offenbar dachte Brady genau dasselbe. Noch bevor ich mehr als ein empörtes „Nein“ herausbringen konnte, sprach er schon wieder.„Papa, wie kannst du überhaupt vorschlagen, dass Lily sich mit diesem Arschloch trifft – nach allem, was er ihr angetan hat?“, fragte Brady, ohne auch nur zu versuchen, seine Abscheu zu verbergen.„Ich habe nie vorgeschlagen, dass sie sich mit ihm trifft, Sohn. Ich habe euch lediglich informiert, dass er darum gebeten hat.“„Aber du wolltest es vorschlagen. Warum sonst solltest du es überhaupt erwähnen?“, entgegnete Brady anklagend.Dr. Hyder seufzte und fuhr sich mit der Hand durch sein graumeliertes Haar.„Warum will er mich sehen? Glaubt er immer noch, dass ich bestraft werden muss? Oder will er mir einfach wieder wehtun?“, fragte ich – bemüht, den Schmerz in meiner Stimme zu verbergen, doch ich bezweifelte, dass es mir gelang.Brady knurrte leise, g