Kapitel 21

Meine Eltern saßen mit verlegenen Gesichtern daneben.Vor zwei Jahren, als ich beschloss, die Hochzeit abzusagen, hatte ich ihnen nicht den wahren Grund genannt, nur gesagt, ich wolle meine Forschung fortsetzen.Deshalb sahen meine Eltern die Hauptverantwortung für die abgesagte Hochzeit bei unserer Familie.Obwohl sie immer gespürt hatten, dass Felix' Gefühle für ihre Tochter nicht sehr tief waren, fühlten sie sich ihm gegenüber schuldig.In diesen zwei Jahren war ihre Tochter zwar nicht zurückgekommen, doch Felix tauchte regelmäßig in der Wohngegend auf.Obwohl er nie zu ihnen hochkam, spürten meine Eltern, dass er nach ihrer Tochter suchte.Besonders seit einem halben Jahr kam er fast jeden zweiten Tag.Meine Eltern hatten ihm auch geraten, nicht mehr zu kommen.Schließlich hatte ihre Tochter bei der Absage der Hochzeit sehr entschlossen geklungen.Außerdem war ihre Tochter im Labor, sie kam gar nicht zurück. Selbst wenn er in der Wohngegend wartete, würde es nichts bringen

Kapitel 22

Bevor ich antworten konnte, wurde sein Gesichtsausdruck aufgeregt.„Ich kann es erklären! Ich dachte damals nur, Julia sei meine Lebensretterin. Ich hatte nie irgendwelche Gefühle für sie, zwischen uns ist nichts passiert.“„Erst nachdem du gegangen warst... nachdem du gegangen warst, erfuhr ich, dass...“Felix' Stimme brach, Tränen liefen ihm über die Wangen.Nach einer Weile fasste er sich und sprach weiter.„Die Person, die mich in der Silvesternacht vor sechs Jahren gerettet hat, warst du. Ich hatte die ganze Zeit die falsche Person vor mir.“Felix sah mich mit geröteten Augen an, in seinem Blick lagen Reue, Schuld, Bedauern, aber auch ein Funken verborgener Hoffnung.Hoffnung, dass ich ihm nach der Wahrheit verzeihen und wir uns versöhnen würden.Leider hatte er sich verrechnet.Als ich erfuhr, dass Felix mit der Lebensretterin die Silvesternacht vor sechs Jahren meinte, war ich tatsächlich überrascht.Als Felix mir Julia zum ersten Mal vorstellte, hatte er nicht gesagt,

Kapitel 23

Felix verstand nicht, warum ich so fragte.Ich fuhr fort:„Wenn du mich magst, warum hast du mir nie von dir aus Geburtstagsgeschenke gekauft? Wenn du mich magst, warum wolltest du nicht mit mir verreisen? Wenn du mich magst, warum hast du eine andere Frau schwängern lassen und sogar Hochzeitsfotos mit ihr gemacht?“„Mein Herz ist aus Fleisch und Blut, ich empfinde auch Schmerz.“„Wenn das deine Art zu mögen ist, tut mir leid, aber das will ich nicht.“Mit jedem meiner Sätze wurde Felix' Gesicht blasser.Vergangene Erinnerungen strömten in sein Bewusstsein.Er wollte meinen Worten widersprechen, doch als er all seine Erinnerungen durchsuchte, fand er nur Bestätigung für meine Worte.Jedes einzelne Ereignis, jede Handlung – alles hatte er getan. Er konnte nichts leugnen.Schließlich klammerte sich Felix an Julia und stammelte:„Ich war nur gut zu Julia, weil ich sie für meine Retterin hielt. Wenn ich gewusst hätte, dass du es warst, hätte ich nicht...“„Genug!“Ich unterbrac

Kapitel 24

Der erwartete Schmerz blieb aus.Hastig drehte ich mich um und sah Felix, der sich schützend vor mich gestellt hatte. Eine Hand presste er auf seinen Bauch, sein Gesicht war kreidebleich.Aus der Stelle, die er mit der Hand bedeckte, quoll unaufhörlich Blut.Als Felix zu fallen drohte, fing ich ihn auf und wählte sofort den Notruf.Felix' Bewusstsein war bereits getrübt, der heftige Schmerz beherrschte sein ganzes Denken.Also fühlte es sich so an, erstochen zu werden.Damals musste es für Anna genauso schmerzhaft gewesen sein.Felix zwang sich, die Augen offen zu halten. Als er mein besorgtes Gesicht sah, lächelte er unwillkürlich.Doch die Bewegung zerrte an der Bauchwunde und verursachte stechende Schmerzen.Ich dachte nur daran, schnell die Blutung zu stoppen, und presste meine Hände auf die Wunde.Als ich sah, wie sich Felix' Augenlider senkten, rief ich immer wieder:„Halte durch, Felix, schlaf nicht ein!“„Der Arzt kommt gleich, du musst durchhalten!“In der letzten

Kapitel 25

Felix verzog schwach die Lippen.„Es war es wert.“„Als du mich gerettet hast, muss es genauso wehgetan haben.“Als ich sah, wie schwer es Felix fiel zu sprechen, bat ich ihn, sich auszuruhen und nicht mehr zu reden.Felix schüttelte den Kopf und sprach langsam, aber entschlossen:„Ich bin dir nicht absichtlich gefolgt. Nach deinen Worten gestern habe ich viel nachgedacht und verstehe es jetzt.“„Früher habe ich dir Unrecht getan, ich habe deine Gefühle für mich achtlos verschwendet.“„Heute wollte ich dir nur sagen: Ich bereue es.“„Ich zögerte nur, wusste nicht, wie ich es sagen sollte. Dann sah ich zufällig, wie der Räuber hinter dir ein Messer zog. In diesem Moment hatte ich nur einen Gedanken: Du darfst nicht verletzt werden.“Ich hätte nie gedacht, diese Worte von Felix zu hören.Vor ein paar Jahren wäre ich gerührt gewesen, dass Felix sich endlich geändert hatte.Doch jetzt hatte sich alles verändert.Ich war nicht mehr die Anna, die Felix tief liebte.Für Felix emp

Kapitel 26

Ich stimmte zu und ließ ihm abends eine Einladung und Hochzeitsbonbons bringen.Felix wickelte ein Bonbon aus und steckte es sich langsam in den Mund.Es schien, als hätte er schon lange nichts Süßes mehr geschmeckt.Am Hochzeitstag kamen viele Gäste, sogar der Professor und andere aus dem Labor hatten sich während ihres Urlaubs Zeit genommen.Der Professor klopfte Gabriel aufgeregt auf die Schulter.„Gut gemacht! Ich hätte nicht gedacht, dass du deine Kollegin für dich gewinnst. Du hast wirklich Glück.“Auch die anderen Kollegen neckten uns.Als ich den Mann neben mir im schwarzen Anzug betrachtete, quoll mein Herz über vor Zufriedenheit und Glück.Erst nach der Begegnung mit Gabriel erfuhr ich, was unverhüllte Liebe bedeutet.Die Zeremonie begann. Ich hakte mich bei meinem Vater unter und schritt langsam auf Gabriel zu.Mein Vater legte meine Hand in Gabriels.„Meine Tochter vertraue ich dir an.“Gabriel versprach meinem Vater:„Seien Sie unbesorgt, ich werde mein Leben