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Die Sieben-Jahre-Krise: Die Donna auslöschen
Die Sieben-Jahre-Krise: Die Donna auslöschen
Bagel

Kapitel 1

Bagel
Als Lucian bemerkte, dass ich die von ihm geschälte Blutorange nicht angerührt hatte, wischte er mir mit dem Daumen sanft einen Weinfleck vom Mundwinkel.

„Baby, was ist los? Geht es dir nicht gut?“

Beim Anblick der vermeintlichen Zuneigung in seinen Augen verspürte ich nur noch Ekel.

Einen Moment zuvor hatte er vor seinen Männern über den Körper meiner Schwester gesprochen, und im nächsten spielte er wieder den liebevollen Ehemann, der seine Frau über alles liebte.

Ich fragte mich, wie lange er diese meisterhafte Vorstellung noch aufrechterhalten konnte.

„Es ist nichts. Ich habe mich nur gefragt – worüber habt ihr gerade gesprochen?“

Lucian kneifte mir spielerisch in die Wange und lachte liebevoll.

„Wir haben über ein Waffengeschäft gesprochen. Ich weiß, du willst nichts von dieser Seite des Geschäfts hören, also haben wir Italienisch gesprochen.“

Er musste so sehr in seinen Ausschweifungen versunken sein, dass er vergessen hatte, dass meine Großmutter Sizilianerin war und ich seit meiner Kindheit Italienisch verstand.

Der Rauch und der Alkoholgeruch in der Luft wurden plötzlich erstickend. Ich stieß ihn von mir.

„Bitte, mach weiter. Ich brauche etwas frische Luft.“

Ohne auf seine Antwort zu warten, ging ich hinaus auf die Terrasse des Anwesens.

Als ich vorbeiging, warfen mir die anderen Ehefrauen neidische Blicke zu.

„Schaut euch unsere Donna an – wirklich vom Glück gesegnet. Der Don richtet jedes Jahr so ein großartiges Fest für sie aus.“

„Ja, die Königin der Marino-Familie. Was für eine beneidenswerte Stellung.“

Solche Worte hatten mich früher mit Stolz und Freude erfüllt.

Ich hatte geglaubt, den besten Ehemann der Welt gefunden zu haben.

Doch jetzt empfand ich nur noch bittere Ironie – mein Herz war ein zugefrorener See.

Niemand wusste von den schmutzigen Spielen, die Lucian – der Mann, der mich angeblich über alles liebte – hinter meinem Rücken trieb.

Gestern war ich heimlich in sein Arbeitszimmer gegangen, um das Jubiläumsgeschenk, das ich für ihn vorbereitet hatte, dort zu hinterlassen.

Dieser Raum war eine verbotene Zone, in der viele Geheimnisse der Marino-Familie verborgen lagen – ein Ort, den selbst ich nur selten betreten durfte.

Doch diesmal roch ich dort den unverkennbaren Duft des Parfums meiner Schwester Sophia.

Dieser billige, süßlich-aufdringliche Geruch hatte sich in das Leder des Sofas gefressen, hing an seinem Jackett und lag noch immer in der Luft.

In dem Moment, als ich dieses Arbeitszimmer verließ, wusste ich, dass meine Ehe mit Lucian vorbei war.

Ein plötzliches Vibrieren meines Handys riss mich aus den Gedanken.

„Eleonora, ich habe im System gesehen, dass du das Projektangebot angenommen hast. Du hast deine Karriere für Marino aufgegeben – ich freue mich, dass du zurückkommst.“

„Ich werde jemanden schicken, um dich in drei Tagen abzuholen.“

„Diese Zeit kannst du nutzen, um dich von deiner Familie zu verabschieden.“

Beim Wort Familie verkrampften sich meine Finger um das Telefon, bis die Knöchel weiß hervortraten.

Seit meine Eltern vor fünf Jahren in einer Blutrache getötet worden waren, war Lucian meine einzige Familie gewesen.

Doch jetzt, da er mich betrogen hatte, war er das nicht mehr.

„Professor, das wird nicht nötig sein. Bitte beantragen Sie die höchste Sicherheitsfreigabe für mich und löschen Sie alle öffentlichen Aufzeichnungen über meine Person.“

Die Stimme meines Mentors klang überrascht über das Telefon.

„Warum? Wenn diese Aufzeichnungen gelöscht werden, wird Eleonora Vettori völlig von der Erde verschwinden. Lucian wird durchdrehen, wenn er dich nicht findet.“

Ich lachte bitter. „Das wird er nicht. Er hat mich verraten.“

Meine Augen begannen zu brennen.

Seit ich die medizinische Fakultät verlassen hatte, bestand meine einzige ärztliche Tätigkeit darin, Lucian nach seinen Schusswechseln zu verarzten.

Ich hatte mich selbst verloren – und nichts dafür gewonnen.

Mein Mentor schwieg lange. Dann seufzte er schwer.

„Ich fand es schon seltsam, dass du das Angebot gestern plötzlich angenommen hast. Ich hätte nie gedacht…“

„Gut. Ich werde die höchste Sicherheitsfreigabe für dich veranlassen. Bring in den nächsten drei Tagen alles in Ordnung.“

Als ich seine Zustimmung hörte, atmete ich zum ersten Mal erleichtert auf.

Dieses Sicherheitsprotokoll bedeutete, dass ich mir nicht länger den Kopf darüber zerbrechen musste, wie ich Lucian verlassen konnte.

„Danke, Professor.“

Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, ertönte hinter mir eine tiefe, vertraute Stimme, die mich zusammenzucken ließ.

„Liebling, wen hast du da gerade als Verräter bezeichnet?“

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