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Kapitel 2

Author: Lina Flamme
Nachdem sie die gesamte Situation erfasst hatte, sagte die Schwiegermutter hastig:

„Herr Winter, beruhigen Sie sich erst einmal! Wir haben Ihnen Unrecht getan. Ich rufe Leo sofort an, damit er herkommt. Tun Sie Sophie bitte nichts an! Sie ist im neunten Monat schwanger, die Geburt steht kurz bevor.“

Herr Winter hielt inne, als glaube er ihren Worten.

Mit zitternden Händen holte die Schwiegermutter ihr Handy heraus.

Auf der anderen Seite der Leitung war es unruhig, im Hintergrund war ein leises Schluchzen zu hören.

„Was ist los? Sophie wurde über ein Dutzend Mal niedergestochen! Liegt fast im Sterben! Warum kommst du nicht?“

Die Schwiegermutter hatte erwartet, dass Leo wenigstens auf sie hören würde.

Doch Leo lachte spöttisch auf und sagte kalt:

„Mutter, du spielst auch noch ihr Spiel mit? Ich habe gerade nachgefragt, Herr Winter ist noch in der Heimat.“

„Sag ihr, sie soll mit dem Theater aufhören. Wenn es ihr wirklich so schlecht geht, soll sie einen Arzt rufen. Übrigens, ich habe gerade einen Friedhof kontaktiert, sie kann jederzeit beerdigt werden.“

Abscheu und Verachtung lagen in Leos Worten.

Dann war eine schwache, weibliche Stimme am Telefon zu hören:

„Ist Sophie wieder am Dramatisieren? Leo, reg dich nicht auf. Eifersucht und Schauspielerei sind bei ihr ja normal.“

„Vielleicht solltest du doch zu ihr gehen... Nur, ich möchte wirklich sterben. Im Internet steht, Verbrennung sei der qualvollste Tod...“

Ich erkannte die Stimme. Es war Emilia.

Die Schwiegermutter wurde aschfahl:

„Wenn du mir nicht glaubst, schicke ich dir ein Foto!“

Leo schwieg für zwei Sekunden, wahrscheinlich während er das Bild betrachtete.

Doch noch immer zeigte er keine Spur von Besorgnis, nur ein resigniertes Seufzen:

„Na also, Mutter, diesmal hat Sophie aber wirklich tief in die Trickkiste gegriffen für ihre Vorstellung!“

„Wo hat sie denn diesen Statist her, der wie Herr Winter aussieht? Und das Blut sieht täuschend echt aus!“

„Ach du liebe Zeit, dieser bemitleidenswerte Gesichtsausdruck – einfach großartig! Mutter, schick sie sofort ins Theater, solche schauspielerische Begabung darf man nicht verschwenden!“

Die Schwiegermutter war sprachlos vor Wut. Sie öffnete mehrmals den Mund, brachte aber kein Wort hervor.

Ein Gefühl tiefer Traurigkeit durchflutete mich für einen Moment. Wie hatte ich nur übersehen können, was für ein übler Mensch Leo war?

Die umstehenden Zuschauer auf dem Dach konnten es nicht mehr mit ansehen und versuchten, einer nach dem anderen, mich zu verteidigen.

Doch Leo blieb ungläubig:

„Na schön, hast du dir Statisten besorgt oder haben deine schauspielerischen Fähigkeiten die Leute täuschen können?“

„Du tust mir wirklich leid. Spiel ruhig weiter, ich muss jetzt Emilia beruhigen.“

Nach diesen Worten trat für einige Sekunden Stille auf dem Dach ein.

Irgendetwas, das Leo gesagt hatte, musste Herrn Winter aus der Fassung gebracht haben. Plötzlich stürzte er sich wie von Sinnen auf mich, stieß mich zu Boden und stach wild mit dem Messer auf meinen Bauch ein!

Immer wieder!

Die Klinge durchdrang die Haut. Ein scharfer, grauenvoller Schmerz breitete sich von meinem Bauch aus im ganzen Körper aus.

Ich wollte mich wehren, aber ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, einen Arm zu heben.

Gerade als ich ohnmächtig zu werden drohte, stürmten zwei Polizisten herbei.

Nachbarn hatten aus Sorge die Polizei gerufen.

Mit Mühe rissen sie Herrn Winter das Messer aus der Hand und legten ihm rasch Handschellen an.

Doch ich verlor immer mehr Blut, meine Augenlider wurden immer schwerer.

Bevor ich die Augen schloss, drang Leos sanfte Stimme aus dem Telefon der Schwiegermutter – er hatte nicht aufgelegt.

„Emilia, ich wollte mich schon längst von ihr scheiden lassen, aber sie kümmert sich gut um meine Eltern.“

„Für mich bist du meine wahre Ehefrau. Sie ist nur ein nützliches Werkzeug zum Kinderkriegen.“

„Sei nicht traurig. Denk doch mal, wie könnte ich eine Frau mögen, die dauernd lügt? Ich liebe nur dich, weil du aufrichtig und gut bist.“

Jedes Wort von Leo traf mich wie ein Messerstich.

Diesmal erfüllte mich nicht Trauer, sondern Hass!

Als ich die Augen wieder öffnete, schlug mir ein stechender Geruch von Desinfektionsmitteln entgegen.

Die Schwiegermutter kam sofort ans Bett und ergriff meine Hand, als sie sah, dass ich wach war:

„Sophie, wir haben dir Unrecht getan. Das Kind... das Kind haben wir nicht retten können.“

Ich blickte auf meinen flachen Bauch und zog meine Hand zurück:

„Ich möchte eine Weile allein sein, Mutter.“

Die Schwiegermutter seufzte angesichts meiner Distanziertheit und verließ das Krankenzimmer.

Ich nahm mein Handy, um mich abzulenken, und stieß zufällig auf einen Ausschnitt aus Leos Livestream, in dem er Emilia beruhigte.

Emilia hatte das Wohnzimmer mit Benzin übergossen, aber Leo schien es nicht zu stören.

Er kniete sich auf ein Knie, zog einen großen, karätigen Diamantring aus seiner Hosentasche und sah Emilia tief in die Augen.
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