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Kapitel 8

Author: Halber Löffel Zucker
Als Connor begriff, dass ich nie wieder zurückkehren würde, begann er zu trinken – Tag für Tag.

Manchmal, wenn er betrunken war, schrie er voller Wut, beleidigte mich, beschimpfte mich als giftige Frau, die Belinda schlecht behandelt hätte.

Aber viel öfter rief er immer wieder meinen Namen – und stürmte dann in die Eiskammer, um meine verweste Leiche zu küssen.

Ein Anblick, der selbst mir – der früheren Besitzerin dieses Körpers – nur Ekel einflößte.

Nachdem Connor wegen seines Alkoholrauschs mehrfach die Angelegenheiten des Rudels vernachlässigte, verloren die Ältesten endgültig die Geduld.

Sie holten Belinda – in der Hoffnung, sie könne ihn zur Vernunft bringen.

Belinda kam genau in dem Moment, als Connor meine Leiche umklammerte.

Sie blieb wie erstarrt stehen.

Ungläubig – und übergab sich.

„Alpha... was tun Sie da?!“

Doch Connor hörte sie nicht.

Er hielt mich fest im Arm, trank und starrte ins Leere.

Belinda zögerte lange an der Tür zur Eiskammer.

Dann fasste sie Mut, stürmte hinein
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