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Kapitel 3

Author: Mond
Emma war eben noch ein Kind und konnte ihre Gefühle nicht völlig verbergen.

Als sie hörte, dass das Haus ihnen gehören würde, fragte sie aufgeregt: „Wirklich?“

Sophie packte hastig ihren Arm: „Emma, red keinen Unsinn!

Das ist Tante Julias Zuhause.“

Dann bekam sie rote Augen und sah mich gekränkt an:

„Julia, ich wollte nie zwischen dich und Martin kommen.

Ich geh sofort, sei nicht böse.“

Kaum hatte sie das gesagt, stürzte Martin zu Sophie und hielt sie am Arm fest.

Sophie fiel ihm in die Arme.

Er umarmte sie reflexartig, ließ aber hastig los, als sich unsere Blicke trafen.

Ein Funke Enttäuschung blitzte in Sophies Augen auf, gleich darauf wirkte sie wieder verletzt:

„Martin, versuch nicht, mich umzustimmen. Wir stören hier nur.“

Während sie sprach, rannen ihr Tränen übers Gesicht. Sie sah aus wie ein welkendes Unschuldslamm.

Emma warf sich in ihre Arme und heulte los:

„Mama, wein nicht! Das ist alles meine Schuld. Wenn ich nicht so ein Klotz am Bein wäre, müsstest du nicht so leiden.“

Ich beobachtete das Schauspiel kalt. Diese beiden gehörten wirklich auf die Leinwand, was für eine Verschwendung fürs Kino.

Martin sah sie voller Mitleid an.

Je mehr er mit ihnen litt, desto wütender wurde er auf mich:

„Julia, ich hab sie eingeladen herzuziehen.

Sophies Wohnung hat einen Wasserschaden, die Reparatur dauert mehrere Tage.

Unsere Villa ist groß genug, also hab ich sie hergebeten.

Das wäre eine gute Gelegenheit für euch, eure Beziehung zu verbessern.

Aber ich hätte nicht gedacht, dass du so feindselig bist.

Emma ist noch ein Kind, wie kannst du sie zum Weinen bringen?“

Ich wollte keine Zeit mehr mit Martin verschwenden, konnte aber seine idiotischen Kommentare nicht ertragen.

Ich sagte höhnisch: „Martin, wenn du blind bist, geh zum Arzt.

Seit sie reingekommen sind, hab ich genau einen Satz gesagt.

Und ihr spinnt euch daraus ein ganzes Drama zusammen. Schade, dass ihr keinen Literaturnobelpreis bekommt.

Außerdem zieh ich sowieso aus. Glaubst du, es interessiert mich, wen du hier wohnen lässt?“

Martin starrte mich verwirrt an, unsicher, ob ich es ernst meinte oder nur taktierte.

Erst als ich ihn zur Seite schob und mit meinem Koffer ohne Zurückblicken ging, begriff er endlich, dass ich mich wirklich scheiden lassen wollte.

Denn ich gab sogar dieses Haus auf.

Er erinnerte sich an vor einem halben Jahr, als Sophie einen Autounfall hatte.

Nach ihrer Entlassung sagte Emma, sie hätte Angst, nur zu zweit zu Hause zu sein.

Also wollte er Mutter und Tochter in die Villa holen.

Als ich davon erfuhr, zerschlug ich wütend alles im Haus und drohte, vom Dach zu springen, wenn er Sophie einziehen ließ.

Martin musste aufgeben.

Aber er strafte mich dafür drei Monate lang mit Schweigen.

Erst als Leon wegen einer Allergie ins Krankenhaus kam und ich ihn pflegen wollte, aber abgewiesen wurde, musste ich bei Martin zu Kreuze kriechen. Erst dann taute es zwischen uns wieder auf.

Aber seitdem war ich ihm gegenüber nicht mehr so warmherzig wie früher.

Ich wurde sehr brav, braver als nach meinem Sturz von der Treppe.

Martin war insgeheim stolz auf diese Veränderung.

Er dachte, er hätte die störrische Julia besiegt. Er wusste nicht, dass von da an meine Gefühle für ihn langsam schwanden... bis nichts mehr übrig war.

Martin wollte mir nachlaufen, aber Sophie schrie plötzlich auf.

Er sah zu ihr und bemerkte, dass Emma in ihren Armen ohnmächtig war.

Sophie: „Martin, was ist mit Emma?“

Auch Leon geriet in Panik und zerrte an Martins Ärmel: „Papa, bring Emma schnell ins Krankenhaus!“

Seine weggehende Mutter war ihm völlig egal.

Martin zögerte keine Sekunde, nahm Emma auf den Arm und rannte aus der Villa.

Draußen bemerkte er, dass es zu schneien begann.

Der plötzliche Schneesturm verhinderte, dass ich ein Taxi bekam.

Und da diese Villengegend am Stadtrand lag, musste ich durch Schnee und Eis zu Fuß weitergehen.

Martins Auto hielt neben mir. Das Fenster ging runter, er sah mich stirnrunzelnd an:

„Steig ein.“

Ich ignorierte ihn.

Genervt schlug er aufs Lenkrad: „Julia, wie lange willst du noch Theater spielen?“

In diesem Moment ertönte die Stimme meiner Mutter aus seinem Handy: „Julia, wenn du weiter so ein Theater machst, habe ich keine Tochter mehr.“

Ich lächelte leicht und sagte gleichgültig: „Ich bin doch sowieso schon lange nicht mehr Ihre Tochter, Frau Müller.“

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