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Kapitel 3

Author: Hündchen unter der Decke
„Wenn du dich also für Dieter entschieden hast, dann respektiere ich das. Aber sag es erstmal niemandem. Wenn alles geregelt ist, werden es alle früh genug erfahren.“

Also nach kurzem Zögern schluckte ich die Worte wieder runter.

Dieter sagte nichts weiter, sah mich nur ruhig an.

In seinem Blick lag ein Hauch von Enttäuschung.

Ich verstand Herr Webers Bedenken.

Die Familie Weber war groß, und alle lauerten nur darauf, was er mit seinem Vermögen vorhatte.

Also verzichtete ich darauf, mich weiter mit Egon zu streiten.

Sie konnten ruhig lachen – ich drehte mich einfach um und ging.

Auf dem Rückweg saß Iris mit mir im Auto.

Sie schwenkte ihr Handgelenk hin und her, sodass das Licht der Edelsteine mir fast die Augen blendete.

„Na und? Selbst wenn du Egon heiratest, bekommst du niemals sein Herz.“

Vor anderen wirkte Iris immer wie ein liebes, harmloses Mädchen.

Doch wenn niemand hinsah, zeigte sie ihre Krallen.

Als ich sie so ansah, erinnerte ich mich an eine Szene aus meinem früheren Leben – als ich sie mit Egon im Bett erwischt hatte.

Sie hatte sich wie ein verschrecktes Kaninchen in seinen Armen versteckt, und er hatte sie fest beschützt, als müsste er sie vor mir retten.

Der Anblick hatte mich so sehr getroffen, dass ich ohnmächtig wurde.

Später schickten meine Eltern sie zum Studieren ins Ausland.

Dort heiratete sie einen reichen Erben, der ständig im Ausland lebte. Und sie lebte besser als ich – um Welten.

In diesem Leben wollte ich sie und Egon ruhig zusammenkommen lassen.

Ich war gespannt, was für ein Ende sie diesmal nahm.

Ich lächelte leicht.

„Stimmt. Wenn man sein Herz nicht bekommt – was will man dann mit dem Menschen selbst? Ich hoffe, du wirst bald erwachsen und kannst ihn schnell heiraten.“

„Ich wünsche euch eine ewige, glückliche Verbindung.“

Für einen Moment war sie wie erstarrt.

Dann hob sie spöttisch eine Augenbraue.

„Du tust nur so, als ob es dir egal wäre. Aber egal, ob du lügst oder nicht – Egon liebt mich.“

Einige Zeit später kam das Silvester.

Mein Vater bat mich, Herr Weber ein Geschenk zu bringen.

Kaum war ich durch das Tor des Weber-Anwesens gegangen, traf ich auf Iris – die in den letzten Tagen nicht zu Hause gewesen war.

Sie trug ein maßgeschneidertes Kleid und war mit einem kompletten Schmuckset behängt.

Wie eine Prinzessin aus einer anderen Welt.

Sie lächelte mich leicht an.

„Gefällt dir mein Outfit, Vera? Und sieh dir das hier an – das hat Egon mir alles geschenkt.“

„Ich hab ihm gesagt, dass ich solche Luxusgeschenke nicht mag – aber er meinte, nur ich sei es wert, sie zu tragen.“

Ich runzelte unwillig die Stirn und wollte an ihr vorbeigehen.

Doch sie stellte sich mir erneut in den Weg.

„Ich wollte dir doch nur meine Freude zeigen – warum bist du so kalt zu mir?“

„Ich weiß, du bist eifersüchtig. Aber Gefühle lassen sich nun mal nicht erzwingen.“

Dann fing sie plötzlich an zu weinen.

Ich wollte sie beiseiteschieben –

Doch sie ließ sich direkt auf den Boden fallen und schluchzte noch lauter.

„Vera, warum machst du das? Ich bin doch deine kleine Schwester!“

In diesem Moment erschien Egon.

„Vera, was machst du da?!“ rief er zornig.

„Willst du jetzt auch noch deine eigene Schwester schikanieren? Hast du denn gar kein Mitgefühl mehr?“

Ich sah ihn an – dann Iris – und lachte bitter.

„Iris, ich hätte nie erwartet, dass du in so jungen Jahren schon solche schmutzigen Tricks draufhast.“

Ein lauter Knall.

Egon schlug mir mit voller Wucht ins Gesicht.

„Ich verbiete dir, so über Iris zu reden!“

4

Mein Gesicht brannte.

Ich wollte im ersten Moment zurückschlagen –

doch im Augenwinkel sah ich all die Gäste.

Ich wollte das Fest der Familie Weber nicht ruinieren.

Ich zwang mich zur Ruhe und funkelte sie beide an.

Iris konnte ein zufriedenes Lächeln nicht unterdrücken.

Vielleicht merkte Egon, dass er zu weit gegangen war, denn er wollte meine Hand nehmen.

Doch Iris hakte sich sofort bei ihm ein und hielt ihn fest.

„Egon, ich glaube, mir ist was ins Auge geflogen. Schau mal nach.“

Die Gäste, die vorbeikamen, warfen mir verstohlene Blicke zu.

„Ist das nicht die älteste Tochter der Familie Dilly? Um einen Mann zu verführen, hat sie sogar ihre Schwester gemobbt. Was für eine Schande.“

Egon sah mich nur noch voller Ekel an.

„Vera, entschuldige dich sofort bei Iris! Wie konnte ich nur mit dir zu tun haben – du bringst nichts als Pech.“
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