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Augenstern wacht: Und ich liebe dich
Augenstern wacht: Und ich liebe dich
Author: Bitterei

Kapitel 1

Author: Bitterei

Am dritten Hochzeitstag öffnete Mia eine Schublade – die Kondompackung aus ihrer Brautzeit war ungeöffnet.

Nicht aus Verhütungsgründen: Ihr Ehemann Julian hatte sie in drei Jahren niemals berührt.

Mutgetrunken von drei Gläsern Rotwein und einem Spitzennegligé schlang sie ihm nach dem Duschen die Arme um den Nacken.

„Schatz“, hauchte sie seidenweich, „heute könnten wir...“

Doch Julian riss sich los.

„Mia, wie tief bist du eigentlich gesunken?“

Sein Blick war eisklar, die Stimme messerscharf. „Immer bettelst du. Wenn dich die Gier plagt, nimm dir einen Dildo.“

Blass wie Kalkstein starrte sie ihn an.

Sie bat ihren eigenen Ehemann um Zärtlichkeit.

Und er nannte sie –

erniedrigend.

Schlaflos kroch sie unter der Decke hervor. Auf ihrem Handy leuchtete die Plattform Qura:

„Qual der sexlosen Ehe: Mein Mann berührt mich nicht – was tun?“

„Vielleicht steht er auf Männer?“

„Oder ist er impotent?“

Verwirrt wollte sie Wasser holen – doch Julian war fort.

Aus dem Badezimmer drangen dumpfe Stöhnen.

Im Türspalt sah sie ihn: Ihren „enthaltsamen“ Ehemann, wie er sich vor Annas Foto erregt befriedigte.

„Anna... Anna...“, keuchte er, in dem Glauben, sie schliefe.

Mia taumelte zurück. Da blinkte Julians Handy.

Sie kannte den Code. Aus Respekt hatte sie nie gespäht.

Heute tat sie es.

In der Chat-Gruppe mit seinen Kumpeln:

[Herr Wagner! 1000 Tage Enthaltsamkeit – das feiern wir mit Whisky!]

[3 Jahre verheiratet und WIRKLICH nie sie angefasst?]

[Mia mag ein Bauerntrampel sein, aber dieser Körper... Wie widerstehst du?!]

[Erinnerst du Annas Schwur? ‚Ich bleibe dir keusch!‘ Unser Romantiker!]

[Genialer Racheplan: Als Mia Anna den Engel-Erbinnenstatus stahl, zwangen seine Eltern ihn zur Heirat. Er spielte mit!]

[Erst heiraten, dann scheiden – dann ist sie ne gebrauchte Ware!]

[Jetzt, wo Wagner-Unternehmen dir gehört: Scheidung?]

Die Gruppe verstummte kurz. Dann erschien Julians Antwort, gesendet kurz vor dem Bad:

[Bald.]

Ein Wort – und Mias Gesicht erbleichte zu Marmor.

Mia, eine Waise, war im Ausland adoptiert worden.

Vor vier Jahren kehrte sie zurück und entdeckte zufällig: Sie war die verlorene Erbin der Millionärsdynastie Engel.

Die Engels hatten sie nie verstoßen – man hatte ihr das Kind heimlich vertauscht.

Nun nahmen sie Mia zurück, doch aus Zuneigung zur anerzogenen Tochter Anna blieb diese im Haus.

Doch der Ehevertrag zwischen Wagners und Engels war Ahnenwerk. So wurde Julian – einst Annas Verlobter – Mias Verlobter.

Anfangs verachtete sie die Zwangsheirat.

Doch Julian umwarb sie aggressiv:

Als sie deutsches Essen verschmähte, charterte er einen Privatjet für italienische Spezialitäten aus ihrer Heimat.

Bei schlaflosen Nächten telefonierte er bis zum Morgengrauen.

Als Entführer sie und Anna gefangen nahmen („Nur eine wird frei!“), bevorzugten ihre Eltern Anna – die leibliche Tochter ließen sie zurück.

Julian stürmte allein in das Versteck und rettete Mia.

Unmerklich öffnete sie ihr Herz und heiratete ihn.

Doch nach der Hochzeit verwandelte er sich:

Eisige Distanz. Und was Intimität betraf... nicht einmal eine Berührung.

Mia hatte schon gefragt, ob er krank sei.

Jetzt wusste sie –Keine Impotenz. Keine Abneigung gegen Frauen.

Nur Keuschheit für eine andere.

Doch sie verstand nicht:

Dass man sie einst raubte – nicht ihre Schuld.

Dass sie heimkehrte – nicht ihre Schuld.

Warum quälte Julian sie so?

Tränen brannten – da vibrierte ihr Handy.

Auf dem Balkon flüsterte sie: „Mia?“

Ihre Pflegemutter (die sie großzog) sprach behutsam:

„Zu meinem Geburtstag kommst du nach Italien? Nur wenn deine leiblichen Eltern...“

Mias Pflegeeltern hatten sie legal adoptiert.

Da sie unfruchtbar waren, liebten sie sie wie eigenes Fleisch und Blut.

Doch „Blut ist dicker als Wasser“ – und wegen Julian blieb Mia vor vier Jahren in Deutschland.

Nun aber...

Die zurückgehaltenen Tränen brachen los. Schluchzend gestand sie:

„Mama... ich will heim.“

Die Stimme am Telefon erstarrte zu Stahl:

„Schatz, warum weinst du? Misshandeln dich die Engels? Komm SOFORT zurück!“

Ihre Pflegeeltern regierten Italiens größtes Finanzimperium – europäische Machtgiganten.

„In drei Tagen schicke ich den Privatjet.“

„Meine Tochter – vom ersten Tag an auf Händen getragen – niemand darf dir auch nur ein Haar krümmen!“

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