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Kapitel 3

Author: Guan Yi
Ich runzelte die Stirn heftig, trat den Hocker beiseite, und es gab einen lauten Krach.

Ernst bemerkte sofort, dass mit mir etwas nicht stimmte und kam mir sofort entgegen.

„Ich weiß, dass du dich ungerecht behandelt fühlst. Aber was geschehen ist, ist nun mal passiert – benimm dich nicht wie ein trotziges Kind.“

„Als wir das Hotel gebucht haben, wolltest du doch ein Fünf-Sterne-Hotel. Gut, dann sparen wir nicht mehr – wir buchen sofort ein anderes!“

Ich lachte innerlich verächtlich. Dachte er wirklich, er könnte mich so einfach austricksen?

„Ach mein Schatz, du bist wirklich der Beste!“, sagte ich süßlich.

Doch im nächsten Moment bekam Ernst eine SMS von der Bank.

„Lydia, wie konntest du mit meiner Karte so viel Geld abziehen?“

„Du hast doch gesagt, wir wohnen im Fünf-Sterne-Hotel!“

„Ich habe gesagt, du kannst dort wohnen – aber nicht, dass du meine Karte dafür benutzt!“

Ich musste loslachen. „Wann habe ich deine Erlaubnis nötig, um zu wohnen, wo ich will? Du verdienst nur so wenig – was tust du dir auf als großer Geldprotz?“

Ernsts Gesicht lief knallrot an.

„Was soll das heißen?“

Seit unserer Hochzeit leben wir streng nach folgendem Modell: Ich bezahle den ganzen Haushalt – und seine ganze Familie wohnt hier frech auf meine Kosten.

Ohne mich könnten sie alle in der Gosse betteln gehen. Kaum geht’s ihnen ein paar Tage gut, vergessen sie, wer hier eigentlich das Geld bringt.

Wenn sie Sophie und ihren Sohn so lieb haben – sollen sie sich für immer an sie klammern!

„Immer nur Streit – eine Frau, die gegen ihren Mann rebelliert, ist weder gehorsam noch tugendhaft!“ brummte mein Schwiegervater Martin vom Sofa.

„Mach endlich das Essen, oder sollen wir hier alle verhungern?“

Ich schnaubte innerlich. Hielt er mich etwa für seine Haushälterin? Davon könnte er nur träumen!

„Sophie, du bist doch mit Ernst aufgewachsen. Du hast bestimmt noch nie erlebt, wie gut er kochen kann, oder?“

Sophie verdrehte demonstrativ die Augen.

„Na klar hab ich das. Früher, wenn Mama und Papa nicht da waren, hat Ernst immer für mich gekocht.“

„Und inzwischen ist er noch viel besser geworden.“

Ich schaute zu meinem Mann.

„Na, wenn selbst Sophie das sagt – dann zeig doch mal, was du kannst!“

Dabei riss ich dem Kleinen Felix die Erdbeeren aus der Hand und setzte mich aufs Sofa, um am Handy herumzutippen.

Meine Schwiegermutter Susanne verzog das Gesicht – sichtlich unzufrieden, dass ich Ernst herumkommandierte.

„Ein Mann gehört nicht in die Küche!“, fauchte sie.

Ich warf ihr einen vielsagenden Blick zu und lächelte süß: „Es ist doch selten, dass Sophie und ihr Sohn uns besuchen. Das wirst du doch sicher nicht missbilligen, oder?“

Ernst blickte panisch zu seiner Mutter, als wolle er Hilfe holen.

Sie kratzte sich verlegen am Kopf, stand schließlich seufzend auf und ging notgedrungen in die Küche.

Die gute Zeit hatte sie bequem gemacht – immer frisches Essen auf dem Tisch und nie ein Finger zu rühren. Jetzt musste sie plötzlich selbst ran und schuftete in der Küche wie schon lange nicht mehr.

Am Esstisch bediente sie Sophie und deren Sohn mit einem Lächeln.

„Sophie, ich weiß doch, dass du scharfes Essen liebst. Ich habe dir extra eine ganze Tafel voll gemacht – iss ruhig ordentlich!“

Ach wirklich? Dabei weiß sie genau, dass ich kein scharfes Essen vertrage. Das war reine Absicht.

„Lydia, Sophie ist unser Gast. Wenn du nichts Scharfes magst, koch dir halt eine Schüssel Nudeln.“

Ich ließ die Stäbchen auf den Tisch knallen.

„Esst ihr doch, ich geh was Ordentliches essen!“

Ernsts Gesicht verzog sich vor Zorn.

„Lydia, meine Mutter steht in ihrem Alter extra für dich in der Küche – und du isst nicht mal mit? Was soll das denn heute?“

„Außerdem hast du die Koffer noch nicht gepackt – wohin willst du überhaupt?“

„Na, ihr steht doch so auf Sophie – dann soll sie eben die Koffer packen, oder?“

Im Raum wurde es augenblicklich still. Alle starrten mich entgeistert an.

Ich knallte die Tür zu und fuhr direkt zum Fünf-Sterne-Hotel. Dort aß und trank ich, bis ich satt war, und ließ mir noch ein Spa gönnen.

Ich habe Geld. Warum sollte ich also mein Leben damit vergeuden, bei dieser Familie die Dienstmagd zu spielen?
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