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Kapitel 20

Author: Jane Moore
Anna dachte in diesem Moment, als hätte jemand ihr die Luft zum Atmen genommen.

Ein Gefühl der Ohnmacht überkam sie, das die Welt um sie herum ins Wanken brachte.

Wie konnte er nur Herr Z sein?!

Herr Z hatte ihr fünf Millionen Euro überwiesen und wollte in die Krüger-Gruppe investieren. Wie konnte Felix so nett zu ihr sein?

Aber wenn er nicht Herr Z war – warum war er dann hier?

Während ihr Gehirn im Chaos versank, erinnerten sie der Rollstuhl, sein dunkles Hemd und seine außergewöhnlich blasse Haut daran, dass der Mann vor ihr niemand anderes sein konnte als Felix.

Sie sog scharf die Luft ein und wich instinktiv einen Schritt zurück.

Doch die Tür des privaten Raums war – sie wusste nicht, wann – leise hinter ihr zugefallen.

„Gehst du einfach, ohne dich zu verabschieden?“, fragte Felix, als er ihre panische Reaktion bemerkte. Seine dünnen Lippen öffneten sich leicht. „Was machst du an so einem Ort?“

Anna hob die Hand und strich sich nervös eine Strähne hinter das Ohr, um sich zu beruhigen. „Ich... ich bin mit ein paar Kommilitonen zum Essen hier.“

„Dies ist ein Ort zum Trinken“, antwortete er knapp.

„Oh...“ Anna blickte sich im Raum um. Der Raum war groß und luxuriös eingerichtet, doch sie fühlte sich, als befände sie sich in der Hölle – ängstlich und unruhig. „Ich glaube, ich bin hier am falschen Ort. Ich gehe besser und suche meine Kommilitonen.“

„Anna.“ Seine Stimme klang kühl, jedes Wort traf sie wie Eis. „Hast du die Worte, die ich dir heute Morgen gesagt habe, etwa einfach ignoriert?“

„Ich erinnere mich daran, aber ich muss deine Worte nicht zu meinem Handlungsmaßstab machen.“

Die Ereignisse des letzten Treffens waren noch frisch in ihrem Gedächtnis.

Sie hatte ihm klargemacht, dass sie nicht zum Trinken gekommen war, doch er hatte behauptet, sie sehe aus wie eine Frau, die gerne in Gesellschaft Wein trinke.

Ihre Antwort ließ seine Augenbrauen sich zusammenziehen.

Er wusste, dass sie anders war als andere Frauen – sie hatte ihre eigenen Prinzipien und fürchtete keine Autorität. Was ihn jedoch am meisten reizte, war, dass sie seine Warnungen nie ernst nahm.

Das war gleichbedeutend damit, ihn nicht zu respektieren.

Er hob ein Glas und nahm einen Schluck.

Anna atmete tief ein und fragte vorsichtig: „Felix, was machst du hier? Du hast doch gesagt, dass du heute Abend im alten Haus essen gehst?“

Sie wollte fragen, ob er vielleicht Herr Z war, aber sie wagte es nicht, so direkt zu sein.

Sie konnte nicht abschätzen, wie er reagieren würde.

Wenn er Herr Z war, wie sollte sie dann die geschäftlichen Dinge besprechen?

Wenn er es nicht war, wie sollte sie dann die Lüge von heute Morgen erklären?

„Komm her, trink mit mir.“ Er hob die Augen und befahl ihr mit eiskalter Stimme.

Sie zog die Augenbrauen zusammen.

Was meinte er damit?

„Ich trinke keinen Alkohol, das habe ich dir schon gesagt.“ Anna versuchte, ruhig zu bleiben, konnte aber weder seine Augen noch seine Absichten deuten. „Trink ruhig, ich gehe jetzt!“

Sie wollte die Tür öffnen, doch sie stellte fest, dass sie anscheinend von außen abgeschlossen worden war.

Egal, wie sehr sie sich bemühte – die Tür ließ sich nicht öffnen.

„Was ist los? Felix! Lass mich raus!“ Ihre Wangen glühten vor Ärger und Angst, während sie ihn anklagte.

„Ich habe dir gesagt, du sollst mit mir trinken. Verstehst du mich nicht oder tust du nur so?“, fragte er scharf; sein Blick war bedrohlich.

Anna spürte kalten Schweiß auf ihrer Stirn, ihre Knie zitterten.

Wenn sie trinken könnte, würde sie sich wohl oder übel fügen.

Aber sie konnte nicht!

Selbst wenn er sie bedrohte – sie würde sich weigern.

Die Tür war blockiert; sie konnte nicht hinaus.

Also ging sie langsam auf ihn zu.

Sie wollte sich mit ihm versöhnen, wenigstens ein Stück weit.

„Ich habe dich heute Morgen angelogen“, sagte sie schließlich leise, die Augen gesenkt. „Ich habe heute Abend etwas vor, aber es hat nichts mit der Universität zu tun. Ich habe letzte Woche jemanden getroffen, der Interesse hat, in die Firma meines Vaters zu investieren.“

„Wer?“, fragte er und hob eine Augenbraue. Sein Blick glitt über ihr gerötetes Gesicht.

„Ich kenne seinen Namen nicht.“

„Du weißt nicht einmal seinen Namen und traust dich trotzdem, hierher zu kommen?“

„Herr Hoffman ist mit mir gekommen.“

„Wo ist Herr Hoffman?“

„Er steckt im Stau.“ Anna atmete tief ein und sah ihm direkt in die Augen. „Felix, ich bin kein Kind mehr. Auch wenn ich deine Frau bin, habe ich mein eigenes Leben und meinen eigenen Raum. Du hast kein Recht, mich zu kontrollieren.“

Während sie sprach, hob er das Weinglas und nahm einen weiteren Schluck.

Sie starrte auf seinen sinnlichen Adamsapfel, der bei jedem Schlucken hin und her rollte, und wurde für einen Moment abgelenkt.

Würde er sich nicht betrinken, wenn er so weitermachte?

Und wenn er betrunken war – wie sollte er dann nach Hause kommen?

In dem Moment, als ihre Gedanken abschweiften, packte seine große Hand plötzlich ihren Arm.

Erst als sie den Schmerz spürte, bemerkte sie, wie er sie mit einer unbändigen Kraft zu sich zog.

Mit einem Ruck landete sie auf dem Sofa, als hätte sie das Gleichgewicht verloren. Obwohl das Sofa weich war, war sie trotzdem wütend.

Was hielt er von ihr? War sie etwa nur ein Spielzeug, mit dem er nach Belieben hantieren konnte?!

Hatte sie nicht das Recht, ihre eigenen Gedanken und Handlungen zu bestimmen?

Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, sich vom Sofa zu erheben.

Da er nicht bereit war, sich mit ihr zu versöhnen, entschloss sie sich, die Fassade fallen zu lassen.

Doch gerade als sie sich erheben wollte, bemerkte sie einen Schatten, der plötzlich das gesamte Licht vor ihr verdunkelte.

Er stand auf!

Er hatte sich aus dem Rollstuhl... erhoben!

Anna starrte ihn mit offenem Mund an, ihr Kopf war für einen Moment leer.

Sie vergaß ihren Ärger, vergaß aufzustehen und vergaß, was sie als Nächstes tun wollte.

Ihre Lippen bewegten sich, als wolle sie etwas sagen, doch kein Ton kam heraus.

Im nächsten Moment war er über ihr, drückte sie mit einer einzigen Bewegung wieder auf das Sofa.

„Wenn ein Mann eine Frau an solch einen Ort einlädt, wird er sie auf jeden Fall zum Trinken bringen. Wenn du nicht trinken willst, was hast du dann hier zu suchen?“, sagte er, während er mit seinen langen Fingern ihr Kinn ergriff und es festhielt.

Ihre roten Lippen öffneten sich zögerlich.

Mit der anderen Hand hielt er das Weinglas, in dem der Wein leicht hin und her schwankte. Angst überflutete ihren Verstand.

Tränen stiegen ihr in die Augen; sie wollte sich wehren, doch ihr Körper wurde von ihm fest unterdrückt. Sie konnte sich nicht rühren.

„Anna, du lässt dich von einem fremden Mann einladen und traust dich auch noch herzukommen... Ohne ein bisschen Schmerz wirst du nie lernen.“ Er schüttete den Wein aus dem Glas in ihren Mund.

Anna packte mit beiden Händen seinen Arm, versuchte, ihn abzuschütteln, doch egal, wie sehr sie sich anstrengte, sie konnte ihn nicht bewegen.

Er hatte sich erst kürzlich von einer schweren Krankheit erholt, aber seine Kraft war erschreckend.

In ihrem Kopf tauchte plötzlich das Bild auf, wie er gerade eben aus dem Rollstuhl aufgestanden war.

Er war viel größer und beängstigender, als sie es sich je vorgestellt hatte.

Das blutrote Getränk wurde in ihren Mund gegossen. Sie schluckte nicht, doch der bittere Geschmack des Alkohols ließ sie heftig husten.

Sie fühlte, wie sie fast zu ersticken drohte.

In Momenten der Verzweiflung reagiert der Körper instinktiv mit Fluchtversuchen.

In ihrer Panik packte sie seinen Hemdkragen.

Durch das heftige Zerren flog der Knopf seines Hemdes auf den Boden.

Mit einem lauten „Päng“ fiel der Knopf zu Boden und rollte davon.

Seine Brust fühlte sich plötzlich eisig an.

Er blickte auf ihr schmerzverzerrtes, gerötetes Gesicht, und sein Herz zog sich zusammen, als er plötzlich Mitleid empfand.

Er ließ ihr Kinn los. Sie drehte sofort ihren Kopf zur Seite und spuckte den Rotwein aus ihrem Mund.

„Felix, ich hasse dich!“, schrie sie. Ihre Augen waren von Tränen getrübt, ihre Hände ballten sich zu Fäusten.

„Nur eine Tasse Wein und du fühlst dich schon ungerecht behandelt?“, fragte er, seine Mitleidslosigkeit wiedergewinnend. Seine langen Finger glitten zu ihrem Kragen, öffneten ihn und enthüllten ihr weißes Schlüsselbein. „Wäre ich nicht hier, wäre es ein anderer Mann, der so mit dir umgehen würde! Anna, das ist der Preis für deine Lügen!“
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