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Kapitel 3

Penulis: Zora Miau
Elin nahm ein Taxi nach Hause. Sie bewegte sich so leise wie möglich, wusch sich und ging dann in das kleine Zimmer, um nach Anneliese und Marlene zu schauen.

Beide schliefen tief und ruhig.

Anneliese zog im Schlaf die Stirn zusammen und hauchte leise: „Warum bist du so spät? Hast du noch Hunger? Ich mache dir etwas zu essen.“

Dabei wollte sie sich schon aufrichten.

Elin drückte sie sanft zurück. „Ich habe schon gegessen. Schlaf weiter.“

Erst dann kam Anneliese wieder zur Ruhe.

Um Elin nicht zu stören, schlief Anneliese normalerweise mit Marlene zusammen – Anneliese und Marlene in einem Zimmer, Elin im anderen.

Nach dem Zusammenbruch der Familie Berger hatte Elin mit ihrer Mutter und ihrer Tochter eine kleine, alte Wohnung gemietet, weit genug von der Firma entfernt, um die Miete tragen zu können.

Sie ging allein in die Küche, bereitete sich eine einfache Tomatensuppe zu, ließ das Licht aus und starrte auf ihr Handy.

Im gesamten internen Forum der Firma gab es nur ein einziges Thema – Adrian Kaiser.

Auch Elins Handy war längst von Adrian beherrscht.

Der neue Chef, aus dem Nichts eingesetzt – und dazu noch auffallend attraktiv.

Im Firmenforum drehte sich alles um ihn.

Überall Fotos, aufgenommen von Kolleginnen und Kollegen.

Man hatte Informationen gesammelt, Geschichten ausgegraben – doch alles war makellos, glänzend, fast schon zu perfekt.

Elin blieb an einem Satz hängen:

Während seines Studiums arbeitete er nebenbei, gründete nach dem Abschluss ohne familiäre Unterstützung die Neustadt Finanz GmbH, wurde einer der jüngsten europäischen Milliardäre und der einzige offiziell bekannte Erbe der Kaiser-Gruppe…

Nebenjobs?

Sie hatte all die Jahre geglaubt, er sei arm gewesen.

Deshalb war sie immer vorsichtig – hatte sein Selbstwertgefühl schützen wollen, hatte Geld nur mit Bedacht ausgegeben, aus Angst, er könne sich gekränkt fühlen oder sich alles zu sehr zu Herzen nehmen.

Und jetzt verstand sie: Es war nie mehr als ein Scherz des reichen Erben.

Elin dachte an den Satz, den sie nie vergessen konnte:

„Ich habe Elin nie wirklich ernst genommen.“

Ja.

Damals hatten sie in zwei verschiedenen Welten gelebt.

Er – vornehm, brillant, Jahrgangsbester an der Universität Augusta, Student des angesehensten Studiengangs.

Sie – gewöhnlich, lernfaul, nur wegen der erweiterten Zulassung aufgenommen, die Kunststudentin mit der niedrigsten Punktzahl.

So würde es auch in Zukunft sein.

Selbst als Kollege im selben Unternehmen blieb Adrian für Elin unerreichbar –

hoch oben, wie ein Berg, zu dem man nur aufblicken kann.

Eine einfache Angestellte wie sie würde ihm nie nahekommen.

Es war, als würde jemand ihr Herz fest zusammendrücken. Ein dumpfer, anhaltender Schmerz.

Der Dampf der Tomatensuppe stieg auf und legte sich wie Nebel über ihre Gedanken.

Elin schloss das Forum und aß schweigend weiter.

Am nächsten Tag verkündete Mark im internen Chat die neue Regelung zu den Überstunden.

Da sie nur für die Zeit nach Mitternacht galt, traf es nicht viele.

Die meisten gingen ohnehin vor zwölf nach Hause.

Elins Miene verdüsterte sich dennoch.

Alina Vogt, die neben ihr saß, beugte sich zu ihr und flüsterte:

„Elin … dann verlierst du doch eine Menge Geld, oder?“

Alina war eine der wenigen, die Elins Lage kannten.

Anfangs hatte sie Elin für ehrgeizig gehalten – für jemanden, der sich absichtlich aufrieb, um aufzufallen. Das hatte sie unsympathisch gefunden.

Erst später hatte sie die Wahrheit erfahren:

Elins Gehalt reichte kaum aus – für Medikamente für zwei Kranke, für die Miete, für den Lebensunterhalt der ganzen Familie, für die Rückzahlung der Schulden.

Am Monatsende blieb fast nichts übrig.

Die Überstunden mitten in der Nacht hatten ihr bisher einiges eingebracht.

Wenn das künftig wegfiel, würde Elin spürbar weniger Geld haben.

Alina schob sie leicht mit dem Ellbogen an. „Willst du nicht mit Herrn Kaiser reden? Erklär ihm deine Lage. Vielleicht erlaubt er dir wenigstens, diesen Monat noch Überstunden zu machen.“

„Zu Adrian gehen? Was soll ich ihm sagen? Dass ich heute um ein paar tausend Euro kämpfe –

dass ich so weit gesunken bin, ihn um Nachsicht bitten zu müssen? “, dachte Elin.

Selbst wenn er sich beherrschen und zuhören könnte – sie selbst würde vor Scham kaum den Mund aufbekommen.

Elin atmete tief aus. „Schon gut. Dann suche ich mir eben einen Nebenjob. Vielleicht ist es auch ganz gut – dann kann ich künftig früher nach Hause und mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen.“

Als Elin ihre Tochter erwähnte, hellte sich Alinas Gesicht auf.

„Mein Kind hat ein paar Sachen, die zu klein geworden sind. Willst du sie für Marlie? Keine Sorge – sie wurden wirklich nur einmal getragen.“

Früher hätte Elin darüber nicht einmal nachgedacht.

Die verwöhnte Tochter der Familie Berger hätte niemals gebrauchte Kleidung angenommen.

Doch das war früher.

Das Kleid, das sie jetzt trug, hatte sie noch vor dem Zusammenbruch der Familie gekauft.

Neue Kleidung war längst ein Luxus, den sie sich nicht mehr leisten konnte.

Elin lächelte. „Sehr gern. Kinderkleidung ist besser, wenn sie schon getragen wurde – dann ist sie weich und sauber. Danke dir.“

Alina hatte ein gutes Elternhaus und kam jeden Tag mit dem Porsche zur Arbeit. Wenn sie sagte, die Kleidung sei nur einmal getragen, bedeutete das meist: Markenware, praktisch neu.

Elin fand es vollkommen in Ordnung, die Sachen mitzunehmen, sie zu waschen und Marlene dann anzuziehen.

Als Alina Elins offene Reaktion sah, fiel ihr ein Stein vom Herzen.

Sie hatte Sorge, dass Elin sich daran stoßen könnte. Gleichzeitig wollte sie ihr helfen.

Neue Kleidung zu kaufen wäre unangebracht – das hätte Elin nur in eine Lage gebracht, in der sie sich zu einer Gegenleistung verpflichtet fühlte.

Ein paar kaum getragene Sachen weiterzugeben, war genau richtig.

Immerhin arbeiteten sie im selben Unternehmen.

Elin wollte Adrian meiden – doch er war nicht zu vermeiden.

Sie hatte in der vergangenen Nacht kaum geschlafen.

Als sie in die Kaffeeküche ging, um sich einen Kaffee zu machen, hob sie den Blick –

und stand plötzlich einem Mann gegenüber, dessen Präsenz den Raum dominierte.

Die Kaffeeküche war geräumig, aber Adrian war groß, kräftig gebaut, jeder Zentimeter wirkte angespannt.

Eine unsichtbare Schwere lag in der Luft, und es gab eine Beklemmung, die einem den Atem nahm.

Jetzt einfach wieder zu gehen, wäre seltsam gewesen.

Elin zwang sich zur Ruhe, senkte den Blick und sagte leise: „Guten Morgen, Herr Kaiser.“

„Hm.“

Adrians Blick strich kühl über sie hinweg.

Er sagte nichts.

Und er machte auch keine Anstalten zu gehen.

Elin zog sich einen Kaffee, gab Eis dazu und wollte die Kaffeeküche gerade verlassen.

„Ist das Konzept fertig?“

Adrians Stimme war kühl.

Elins Finger schlossen sich fester um den Becher. Sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück.

„Ja. Ich schicke es Ihnen gleich.“

Die Situation fühlte sich an, als stünde sie einem Raubtier gegenüber.

„Nicht nötig“, sagte Adrian ruhig und kalt. „Eine E-Mail reicht.“

„Ich möchte möglichst wenig Berührungspunkte mit dir.“

Seine Stimme war eisig.

Er lehnte sich zurück, die langen Beine entspannt nach vorn gestellt, eine Hand in der Hosentasche – lässig, kontrolliert, von einer selbstverständlichen Eleganz.

Elins Blick blieb an seiner Hose und den Schuhen hängen. Ein klein wenig höher –

die perfekt sitzende Anzughose, der teure Metallgürtel.

Selbst ohne genaue Zahlen wusste sie: Sein gesamtes Outfit bewegte sich im sechsstelligen Bereich.

Vielleicht war es seine Haltung.

Ihr Blick glitt unwillkürlich tiefer – zu einem Detail, das sich nicht ignorieren ließ.

Ein kurzer Moment reichte aus, um ihr die Hitze ins Gesicht zu treiben.

Elin riss den Blick sofort wieder los.

In ihrer Zeit als Paar hatten sie beide Maß und Zurückhaltung verloren.

Sie waren jung, hemmungslos – Elin hatte alles ausprobiert.

Dass Marlene daraus hervorgegangen war, war nicht geplant.

Doch da sie nun da war, war sie ein Geschenk. Elin würde sie beschützen, egal was es kostete.

Als ihr Blick weiter nach oben glitt, blieb er an einer rötlichen Spur an Adrians Hals hängen.

Etwas, das jeder Erwachsene sofort einzuordnen wusste.

Früher hatte Adrian solche Spuren gehasst.

Er hatte gesagt, er wolle nicht, dass andere sie sahen.

Und jetzt lief er ganz selbstverständlich mit so einem Mal durchs Büro?

Warum auch nicht.

Ein Mann wie Adrian war nie allein.

Schon damals nicht. Und heute, mit dem goldenen Titel des Kaiser-Erben, erst recht nicht.

Elin atmete leise aus.

Er wollte keinen weiteren Kontakt. Und sie ebenfalls nicht.

Sie drängte den stechenden Schmerz in ihrer Brust zurück, lächelte ruhig und sagte: „Ich denke genauso.“

„Abgesehen von der Arbeit gibt es zwischen Ihnen und mir keinen Grund für weiteren Kontakt.“

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