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Kapitel 3

Auteur: Elara
Gerade als meine Hand den Beutel berühren wollte, trat ein spitzer Absatz mit voller Wucht darauf und zermalmte ihn.

„Ha, eben hast du doch noch so getan, als würdest du gleich sterben! Und jetzt kriechst du plötzlich so schnell?“, rief Charlotte spöttisch.

Sie stieß den Kellner beiseite, richtete sich auf und schrie mit schriller Stimme:

„Amelia! Kaum lässt man dich einen Moment aus den Augen, zeigst du dein wahres, erbärmliches Gesicht! Da muss ich wohl mein Lob für deine Schauspielkunst zurücknehmen!“

Mit Absicht sprach sie laut, um die Aufmerksamkeit des ganzen Saals auf sich zu ziehen.

Und tatsächlich – Ethan warf mir einen ungeduldigen Blick zu und drehte sich dann mit einer noch größeren Gereiztheit weg.

Ich konnte mich nicht darum kümmern. Trotz des stechenden Schmerzes versuchte ich instinktiv, den Beutel unter Charlottes Schuh hervorzuziehen.

Charlotte lachte höhnisch und flüsterte leise:

„Das Herz tut weh, nicht wahr? Haha, es wird noch schlimmer!“

Das lange Tischtuch verbarg den tödlichen Schwung ihres Absatzes. Mit einem kalten Aufblitzen in den Augen hob Charlotte den Fuß und trat mit voller Kraft gegen meinen ausgestreckten Arm.

Der schwere Absatz traf mein zerschundenes Fleisch mit dumpfem Schlag.

Ich war so betäubt, dass mir kein Laut mehr entkam.

In diesem Moment stieß der beiseitegedrängte Kellner einen entsetzten Schrei aus und zeigte unter den Tisch:

„Blut! So viel Blut!“

Seine Panik riss alle aus ihrer Gleichgültigkeit. Ethan, die Stirn in Falten gelegt, drängte sich durch die Gäste und trat hastig an mich heran – und blieb im nächsten Augenblick wie versteinert stehen.

An meinem geschundenen Arm, wo zuvor nur feine Schnittspuren von den Glasscherben gewesen waren, klaffte jetzt eine tiefe Wunde, aufgerissen von Charlottes Absatz.

Das Blut, das unaufhörlich aus meiner Wunde floss, tränkte den Rasen unter mir, und der Anblick war erschreckend.

Ethan sah mein bleiches Gesicht und geriet augenblicklich in Panik.

„Amelia! Ich ... ich bringe dich ins Krankenhaus!“

Ohne weiter zu zögern trat er vor, um mich aufzuheben.

Doch auf Charlottes Gesicht huschte ein Moment des Entsetzens vorbei, bevor sie sich rasch wieder fing und mit einem kühlen Lächeln vor ihn trat, um ihn zu stoppen.

„Schon gut, Ethan. Die Wunde sieht schlimmer aus, als sie ist – oberflächlich. Damit landet man nicht mal in der Notaufnahme. Ich bin Ärztin, ich mache das hier schneller, als jedes Krankenhaus!“

Mit gespieltem Mitgefühl hob Charlotte meinen Arm an. Das Blut, das aus der Wunde quoll, vermischte sich mit den Grassamen und dem Schmutz, die an der Sohle ihres Schuhs klebten – es sah schmutzig und abstoßend aus.

„Amelia, selbst Mitleid zu heucheln, um Aufmerksamkeit zu bekommen, hat doch auch Grenzen, oder? Du bist absichtlich hierhergekrochen und hast deine Haut an den Scherben aufgerissen. Alles nur, weil du weißt, dass Ethan dich liebt, und du dich selbst verletzt, um ihn zu erpressen, stimmt’s? Ich kann ihm wirklich nur leid tun!“

Ethan warf einen Blick auf die mit Blut befleckten Glasscherben. In diesem Moment glaubte er Charlottes Worten, und sein Gesicht wurde schlagartig eiskalt.

„Ist das wahr, Amelia? Du weißt, dass ich es nicht ertrage, wenn jemand, der mir nahesteht, verletzt oder krank ist – und du benutzt deinen Körper, um mich zu bedrohen?“

Ich, bereits dem Tod nahe, sah ihn mit weit aufgerissenen, aber trüben Augen an. Mein erstarrter Ausdruck machte Ethan nur noch wütender.

„Kannst du nicht einmal ein bisschen Rücksicht auf mich nehmen? Hör zu, Amelia! Wir bleiben heute hier, bis die Party vorbei ist. Wir gehen nirgendwo hin! Charlotte, versorge ihre Wunde!“

„Wer auch immer es wagt, Amelia zu helfen, legt sich mit dem ganzen Rolling-Stone-Gang an!“

Seine Worte klangen wie ein Todesurteil.

Charlotte, die seine Erklärung wie einen Sieg vernahm, lächelte zufrieden. Sie packte meinen verletzten Arm und zog daran, als würde sie eine zerfetzte Puppe hochheben.

„Mach dir keine Sorgen, Ethan. Solche Verletzungen habe ich schon oft versorgt. Zuerst desinfizieren!“

Sie nahm ein Glas hochprozentigen Alkohol und goss es direkt auf meine Wunde.

Der stechende Schmerz ließ mein ohnehin schwaches Herz einen Schlag aussetzen, doch mein Bewusstsein wurde für einen Moment klarer.

Ich spuckte plötzlich Blut und brachte mit Mühe ein heiseres Wort hervor:

„Mein ... mein Vater ... Racy ... wird euch das nicht verzeihen...“

Charlotte brach in schallendes Gelächter aus:

„Dein Vater? Etwa dieser Junkie von der Weststraße oder der Säufer aus dem Osten?“

„Mein Vater kontrolliert alle Krankenhäuser dieser Stadt und steht in engem Kontakt mit dem Rolling-Stone-Gang! Wie kannst du es wagen, dich hier aufzuspielen?!“

Vor meinen Augen wurde alles schwarz, und mein Herz fühlte sich so taub an, dass ich keinen Schmerz mehr spürte.

Doch eine ihrer Freundinnen starrte plötzlich entsetzt zu mir hinüber.

„Racy ... Das kann doch nicht die Familie Racy sein, die über die Hälfte der Mafia im Land kontrolliert, oder?“

„Glaub ihr doch kein Wort! Ethan hat mir längst erzählt, dass sie nur eine heruntergekommene Schauspielerin ist. Wäre er nicht gewesen, würde sie jetzt noch auf der Straße in einem Rotlichtviertel stehen!“

„Die Familie Racy? Diese verdammte Lügnerin erzählt wirklich jede Geschichte, nur um zu überleben!“

Charlottes Worte brachten ihre Freundinnen zum lauten Lachen.

Ethans Gesicht war finster wie nie zuvor. Er drehte sich um und ging weg – ließ mich, dem Tod nah, einfach liegen.

Mein Körper wurde allmählich starr, mein Bewusstsein begann zu verschwimmen. Doch in der Ferne nahm ich plötzlich eine Gestalt wahr.

Tränen trübten mir in einem Augenblick die Sicht. Obwohl ich wusste, dass es eine Halluzination war, konnte ich nicht anders, als mich an sie zu wenden und um Hilfe zu flehen.

„Papa ... hilf ... hilf mir...“

Charlotte lachte hysterisch.

„Papa? Hältst du dich wirklich für eine kleine Mafiaprinzessin? ... Wer ist überhaupt dieser Papa? Etwa dein verrückter Fan oder ein weiterer Geldgeber?“

Als sie sahen, dass Ethan sich entfernt hatte, packten sie mein vom Schlamm verklebtes Haar und gaben mir mehrere harte Ohrfeigen.

Die Welt um mich herum versank in Dunkelheit und Schwindel. Ein schrilles Dröhnen erfüllte meine Ohren, begleitet von ihrem schadenfrohen, lauten Lachen.

„Wach endlich auf! Selbst wenn du unter unseren Händen draufgehst, kommt niemand, um dich zu retten!“

Mein Körper sandte seine letzten Warnsignale aus. Zitternd und erschöpft sank ich in mein eigenes, kaltes Schweißbad.

In dem Moment, als ich die Augen in Verzweiflung schließen wollte, ertönte ein wütender Schrei direkt an meinem Ohr – eine Stimme, die ich besser kannte als jede andere.

„Wer es wagt, die Tochter der Familie Racy zu verletzen, wird sterben!“
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