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Kapitel 6

Frühling
Marie hob den Kopf und wollte gerade etwas sagen, als Felix ihre Hand nahm und mit einem Lächeln sagte: „Oma, wir sind schon dabei, uns darauf vorzubereiten!“

Sie versuchte, ihre Hand aus seinem festen Griff zu befreien, doch Felix hielt sie so fest, dass sie keinerlei Chance hatte, sich zu wehren.

Wenn er ihr das Leben schwer machen wollte, dachte sie trotzig, dann sollte er auch nicht glauben, dass sie es ihm leicht machen würde.

Marie schaute Felix' Großmutter an und sagte mit ruhiger Stimme: „Oma, ich suche im Moment nach einem Job. Das Thema Kinder müssen wir daher wohl noch etwas aufschieben.“

Kaum hatte sie das ausgesprochen, senkte sich eine peinliche Stille über den Raum.

Felix' Griff um ihre Hand wurde noch fester, seine Miene verfinsterte sich schlagartig, und seine Augen funkelten vor Wut.

Marie spürte das schmerzende Ziehen an ihrem Handgelenk und runzelte unwillkürlich die Stirn.

Lukas' Blick verweilte kurz auf Felix' verkrampfter Hand, die Maries fest umklammerte, bevor er seinen uninteressierten Ausdruck wieder annahm und weg sah.

Felix' Tante Sofia Schneider ließ ein spöttisches Lachen hören. „Marie, nimm es mir nicht übel, aber ihr seid jetzt schon seit Jahren verheiratet. Es wird langsam Zeit, ein Kind zu kriegen, findest du nicht?“

„Außerdem – wenn Felix damals nicht darauf bestanden hätte, dich zu heiraten – glaubst du wirklich, du wärst in die Familie Schneider gekommen?“

„Du solltest dankbar sein! Es gibt genug Frauen, die nur darauf warten, Felix ein Kind zu schenken. Wenn du nicht willst, wirst du schon sehen, wer am Ende schlecht dasteht.“

Ihre Worte klangen besorgt, doch der Blick, den sie Marie zuwarf, war verächtlich und voller Überheblichkeit.

Felix' Großmutter zog die Stirn kraus und warf Sofia einen missbilligenden Blick zu. „Sofia, das reicht jetzt. Lass solche Sprüche.“

Sofia verzog den Mund, schwieg aber schlussendlich.

Felix' Großmutter lächelte Marie wieder gütig an. „Marie, ihr seid noch jung. Wenn ihr keine Kinder wollt, könnt ihr ruhig noch ein paar Jahre warten. Aber übertreib es nicht mit der Arbeit, wir haben doch genug Geld. Betrachte es einfach als ein bisschen Zeitvertreib.“

Marie nickte leicht. „Ich verstehe, Oma.“

Damit war die unangenehme Situation vorerst vorbei, und das Gespräch im Wohnzimmer ging wieder seinen gewohnten Gang.

Als die Aufmerksamkeit der Familie nicht mehr auf ihnen lag, zog Felix Marie resolut aus dem Zimmer.

Er führte sie in den Pavillon im Garten und ließ dort endlich ihren Arm los. „Bist du eigentlich vollkommen verrückt geworden, Marie? Willst du, dass jeder in der Familie von unseren Problemen erfährt?“

Marie rieb sich ihr schmerzendes Handgelenk, senkte den Blick und sagte kühl: „Ich habe nur die Wahrheit gesagt.“

„Die Wahrheit? Sehr schön!“ Felix' Augen glühten vor Zorn. „Soll ich dann vielleicht auch gleich deinen Vater anrufen und ihm die Wahrheit erzählen?“

Maries Vater war gesundheitlich angeschlagen, und die Ärzte hatten ausdrücklich gesagt, dass er Stress vermeiden müsse. Sie hatte geplant, die Scheidung mit Felix in Ruhe abzuwickeln, bevor sie ihrem Vater etwas davon sagte.

Sie schaute Felix wütend an. „Du wagst es nicht! Es war schließlich deine Affäre, die all das angerichtet hat. Mit welchem Recht spielst du dich hier so selbstgerecht auf?“

Felix' Hände ballten sich zu Fäusten, und für einen kurzen Moment zeigte sein Blick etwas, das wie Schuld aussah. Doch die Regung verschwand schnell, und seine Miene wirkte nur noch gereizt.

„Ich habe dir versprochen, dass es nicht wieder vorkommt. Wenn du Mia Hoffmann nicht mehr sehen willst, werde ich sie feuern. Was willst du noch hören?“

Marie drehte den Kopf weg und sagte mit eiskalter Stimme: „Ich habe keine Lust, hier mit dir zu streiten.“

Felix sah ihre leicht geröteten Augen und seufzte. Seine Stimme wurde weicher. „Marie, ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Solange du nicht auf der Scheidung bestehst, werde ich alles tun, um es wiedergutzumachen. Ich liebe dich – und ich werde nicht zulassen, dass du mich verlässt.“

Marie fand das einfach nur noch lächerlich. Wie konnte ein Mann so schamlos sein?

Er sprach von Liebe, aber das hinderte ihn nicht daran, mit einer anderen Frau ins Bett zu steigen. Allein der Gedanke daran, wie er sich mit einer anderen Frau herumwälzt, ekelte sie so sehr, dass ihr schlecht wurde.

„Ich werde dir niemals verzeihen.“

Für sie war Untreue die absolute Grenze. Sie konnte das nicht einfach vergessen und würde sich niemals wieder auf ihn einlassen.

Felix kannte Maries Sturheit und wusste, dass er im Unrecht war. Ihm blieb nichts anderes übrig, als Geduld zu haben. Er war überzeugt, dass sie noch Gefühle für ihn hatte – sonst hätte sie die Sache längst publik gemacht. Solange er nicht der Scheidung zustimmte, würde sie seiner Meinung nach irgendwann einlenken.

„Gut, lass uns das Thema wechseln. Wenn du keine Kinder möchtest, dann verschieben wir das um zwei Jahre. Und wenn du arbeiten willst, lasse ich meinen Sekretär morgen eine Position für dich in der Schneider-Gruppe vorbereiten.“

Marie lachte trocken auf, ein kaltes, spöttisches Lachen, während sie ihn mit herausforderndem Blick anstarrte.

„Felix, in deinen Augen bin ich wohl kein eigenständiger Mensch, oder? Für dich bin ich eine Marionette, die du nach Belieben dirigieren kannst, richtig?“

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Sichtlich irritiert zog er die Stirn kraus. „Wie kommst du darauf, dass ich dich kontrolliere? Du sagst, du willst keine Kinder, also stimme ich zu, das Thema zu verschieben. Du möchtest arbeiten, und ich gebe dir eine Position. Was daran ist denn bitteschön falsch?“

„Hör doch auf, so zu tun, als ob du nichts verstehen würdest. Ich will keine Kinder, weil ich mich von dir scheiden lassen will. Ich will arbeiten, um ein für alle Mal mit dir abzuschließen.“

Felix sah sie an, und die Entschlossenheit in ihrem Blick störte ihn zutiefst. Seit ihrer Hochzeit hatte er sie wie einen Vogel in einem goldenen Käfig gehalten, seine perfekte Ehefrau. Er würde niemals zulassen, dass sie aus seiner Kontrolle geriet.

„Solange ich nicht zustimme, wird es keine Scheidung geben. Und selbst wenn du einen Anwalt einschaltest und mir Untreue vorwirfst – hast du Beweise?“

Seine Stimme war selbstsicher, ja fast überheblich.

Marie machte einen Schritt zurück, während ihr Körper vor Zorn zitterte. Erst jetzt, nachdem seine Maske gefallen war, erkannte sie, wie egoistisch und widerwärtig dieser Mann wirklich war. Und sie hatte ihn acht Jahre lang geliebt. Acht Jahre ihres Lebens – von 18 bis 26 – die besten Jahre ihres Lebens.

„Felix, du ekelst mich an!“

Als er den unverhohlenen Ekel in ihren Augen sah, verengten sich Felix’ Pupillen schlagartig. Mit einer schnellen Bewegung packte er ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.

„Marie, ich verstehe, dass du wütend bist. Aber ich möchte nie wieder solche Worte aus deinem Mund hören.“

In Felix’ Augen sollte Marie ihn ihr Leben lang lieben. Selbst wenn er einen Fehler gemacht hatte, durfte sie ihn nicht so ansehen.

Mit sichtlicher Abscheu schlug Marie seine Hand weg. „Fass mich nicht an. Du bist widerlich.“

„Widerlich?“ Felix ließ ein bitteres Lachen hören, trat einen Schritt näher und packte sie an der Taille. Er drückte sie gegen eine der Säulen im Pavillon und beugte sich zu ihr herunter.

„Wenn du nur Dinge sagst, die ich nicht hören will, bleibt mir nichts anderes übrig, als dich zum Schweigen zu bringen.“

Marie drehte reflexartig den Kopf weg, um seinen Lippen zu entgehen, aber Felix’ warme Lippen streiften ihre Wange. Eine Gänsehaut zog sich über ihren ganzen Körper, und sie fühlte sich nur noch angewidert.

„Lass mich los, Felix!“

„Ich lasse dich los, wenn du aufhörst, mich zu verletzen.“

„Das wird niemals passieren!“

„Dann werde ich dich auf meine Weise zum Schweigen bringen.“

Er packte ihr Kinn fester und beugte sich vor, um sie zu küssen. Doch bevor seine Lippen ihre berühren konnten, erklang hinter ihnen ein leichtes Räuspern.

„Na, mein lieber Neffe, störe ich euch etwa gerade?“
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