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Kapitel 2

Author: Reisnudel
Luna stieg aus und steuerte direkt auf Emma zu, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen.

„Entschuldigung, ich habe versehentlich deinen Parkplatz genommen. Hoffentlich ist das kein Problem für dich?“

Noch bevor Emma antworten konnte, fuhr Luca dazwischen:„Dieser Parkplatz war niemals exklusiv vergeben. Solange du hier parken möchtest, hat sich niemand zu beschweren.“

Sein warnender Blick traf Emma wie ein Peitschenhieb.

Ben fiel seinem Vater ins Wort: „Luna, ignorier einfach Mama!Ihr Auto ist nur so eine lahme Karre. Es ist mir peinlich, wenn sie hier parkt!“

Emmas Herz krampfte sich zusammen. Vier Jahre hatte sie ihm Liebe und Fürsorge gegeben.

Jetzt verteidigte er nicht nur Luna – er spuckte ihr Gift entgegen.

Da zog Luca bereits Lunas Arm hoch, euphorisch wie ein Junge:

„Komm! Ich zeig dir dein Zimmer. Gleich neben meinem.“

Ben hüpfte vor Freude:„Juhu! Endlich spielt jemand mit mir! Luna kann alles!“

„Nicht wie Mama. Die ist megalaaaaaangweilig!“

Luca bemerkte Emmas Starre. Erst jetzt fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, es ihr zu sagen.

„Ach ja… Lunas Mietvertrag lief aus. Sie wohnt jetzt provisorisch hier.“

„Mhm.“ Emma nickte nur.

Lucas Augenbrauen schossen hoch. Diese eisige Gleichgültigkeit? Ungewohnt.

Luna tat theatralisch besorgt: „Vielleicht gehe ich doch ins Hotel… Schließlich ist Herr Keller dein Partner, ich bin nur eine Außenstehende.“

Ben platzte heraus:„Luna! Du kennst Papa doch viel länger! Die Fremde hier ist sie!“

Luca nickte zustimmend: „Diese Villa habe ich für dich gekauft. Du gehörst hierher.“

Während sie Luna ins Haus zogen, warf Luca Emma Lunas Autoschlüssel zu:

„Öffne den Kofferraum. Trag Lunas Koffer rein.“

„Hat sie keine Hände?“

Luca erstarrte. Diese Respektlosigkeit? Nie zuvor.

Es war, als habe sie alles hingeworfen und kümmerte sich keinen Deut mehr um seine Reaktion.

Eine unerklärliche Angst kroch in ihn.

„Wenn es dir zu viel ist, lasse ich den Hausmeist...“

Emma riss ihm die Schlüssel aus der Hand.

„Schon gut.“

Emma nahm den Schlüssel wie immer entgegen. Ihr Gesicht war eine leere Maske. Jedes Gefühl tief weggesperrt.

Als Emma die Koffer abstellte, sah sie Ben wild gestikulieren.

„Schau, Luna! Das ist für dich!“

Vier goldglänzende Barren, je 5 Gramm schwer. Wie einen kostbaren Schatz hielt er sie Luna hin.

Lunas Pupillen weiteten sich gierig. Emmas Gesicht verlor jeden Ausdruck.

Bei der Familie Keller gab es nie Geldmangel. Jedes Gramm mühsam gespart.

Jedes Jahr zu Bens Geburtstag überreichte sie ihm einen Goldbarren von fünf Gramm.

Dies stand nicht nur für das finanzielle Fundament, das sie Ben gab, sondern verkörperte vor allem ihre innigsten Wünsche für ihn.

Unerwartet jedoch hatte er das Kostbare nun leichtfertig an Luna verschenkt.

Luca, der Emmas erblassendes Gesicht sah, runzelte die Stirn und richtete einen durchdringenden Blick auf Ben.

„Ben! Das sind Mamas Geschenke! So behandelt man Liebe nicht!“

Ben stieß verächtlich die Luft aus: „Luna ist keine Fremde! Und das ist doch nur altes Zeug! Wir sind Kellers – das ist Kleingeld!“

Emmas Stimme durchschnitt den Raum, kälter als ein Winterwind:

„Ben hat recht. Nur wertloses Klumpgold. Er kann verschenken, was er will.“

Sie verschwand im Treppenhaus, zurück ließ sie verblüfftes Schweigen.

Oben lehnte Emma erschöpft gegen die Tür und schloss schmerzerfüllt die Augen.

Nur noch sieben Tage.

Dann war sie frei.
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