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Die von der Mafia vergessene Frau - Schwanger und verlassen
Die von der Mafia vergessene Frau - Schwanger und verlassen
Author: Kerstin Bollerjahn

Kapitel 1

Author: Kerstin Bollerjahn
Isabellas Perspektive

Ich hatte herausgefunden, dass mein Mann heute Nachmittag seine Jugendliebe Rosa zu ihrer Schwangerschaftsuntersuchung in meinem Stammkrankenhaus begleitet hatte.

„Vincent, unser Baby sieht auf dem Monitor so süß aus.“

Durch den Spalt in der Tür sah ich, wie Vincents Gesicht sich zu einem Lächeln aufhellte. Rosa zeigte auf den Monitor und Vincent nickte und lächelte zurück.

Hätte ich nicht gewusst, dass dieser Mann mein Ehemann und der Vater meines Babys war, hätte ich schwören können, dass sie ein glücklich verliebtes Paar waren.

„Isabella Caruso? Der Arzt ist nun bereit für Ihre Untersuchung“, rief die Krankenschwester.

Vincent drehte sich sofort um. Sein Gesicht wurde blass und seine Augen suchten den Flur ab. Er musste meinen Namen gehört haben. Als sein Blick auf mich fiel, öffnete er den Mund, aber es kamen keine Worte heraus.

Ich war seit fast zehn Jahren glücklich mit Vincent Falcone verheiratet, der ein Mitglied der Mafia war. Dieses Jahr war ich endlich mit seinem Kind schwanger geworden. Gerade er hätte wissen sollen, wie schwer es für mich gewesen war, schwanger zu werden. Wie konnte er mir das nur antun?

Ich ging langsam auf ihn zu und mein Herz kochte vor Wut, Zorn und tiefer Traurigkeit, als mir klar wurde, wie sehr ich belogen worden war.

„Hast du mir deshalb gesagt, dass du heute nicht zu meinem Termin kommen kannst?“ Ich versuchte, meine Stimme ruhig zu halten, aber die Wut stieg in mir auf und machte es mir unmöglich, mich zu beherrschen.

Ohne nachzudenken, hob ich meine Hand und schlug Vincent hart ins Gesicht. Es war das erste Mal, dass ich ihn so angegriffen hatte. Doch selbst nachdem ich ihn geschlagen hatte, stand er nur still da und vermied meinen Blick.

„Dein Schweigen hilft dir nicht weiter, Vincent! Du schuldest mir eine Erklärung.“

Vincent rührte sich nicht, aber Rosa, die hinter ihm gestanden hatte, trat einen Schritt vor und schirmte ihn vor meiner Wut ab.

„Frau Falcone, Isabella, richtig?“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Gib einfach mir die Schuld! Vincent hat nichts falsch gemacht. Es war mein Fehler, Isabella. Ich bin schließlich schwanger geworden.“

„Ich soll dir die ganze Schuld geben, ja?“, erwiderte ich. Die Bitterkeit in meiner Stimme war deutlich hörbar.

Ich war eine starke Frau, aber trotzdem liefen mir Tränen über das Gesicht. Als hätten meine Tränen etwas in ihm ausgelöst, trat Vincent schließlich an Rosa vorbei und zog mich in seine Arme.

„Weine nicht, Isabella! Ihr Baby ist nicht von mir“, flüsterte er kaum hörbar.

Ich erstarrte. Was redete er da?

Doch dann sprach Rosa und zwinkerte Vincent mit ihren unschuldigen, großen Augen zu: „Vincent, hast du mir nicht versprochen, mein Baby zu beschützen, indem du es als dein eigenes ausgibst? Warum erzählst du ihr jetzt, dass es nicht von dir ist?“

Ihr Baby beschützen? Was zum Teufel war hier los?

Ich löste mich aus Vincents Umarmung und starrte ihn an. „Was zum Teufel ist hier los, Vincent? Wovon redet sie?“

„Vincent!“, rief Rosa ihm ebenfalls zu. Sie wollte ihn offensichtlich davon abhalten, noch mehr zu erzählen.

Aber Vincent zögerte nicht. „Isabella ist meine Frau. Sie hat ein Recht darauf, alles zu erfahren.“

„Na gut“, sagte Rosa und sah mich mit tränengefüllten Augen an. „Wenn du es wirklich wissen musst, Isabella. Vincent hat beschlossen, mein Baby als sein eigenes anzuerkennen. Deshalb wird er vielleicht dein Baby nicht anerkennen können.“

Vincent wurde blass, blieb aber still und widersprach ihr nicht.

„Aber keine Sorge“, fuhr Rosa fort. Ihre Stimme wurde plötzlich ganz sanft, während sie nach meiner Hand griff und ihre Finger über meinen schwebten. „Obwohl Vincent dein Baby jetzt nicht mehr anerkennen kann, hat er dennoch gesagt, dass er es adoptieren wird, sobald du es zur Welt gebracht hast. Unser Baby wird den Namen Falcone tragen“, fügte sie hinzu. Ihre Stimme triefte vor vorgetäuschter Aufrichtigkeit.

Ich hätte schwören können, dass ich ein kurzes Grinsen um ihre Lippen huschen sah. Aber es war verschwunden, bevor ich mir sicher sein konnte.

Dann wandte ich mich Vincent zu, der immer noch schweigend und mit gesenktem Kopf vor mir stand. Als konnte er es nicht ertragen, mich anzusehen.

„Ist das wahr, Vincent?“, fragte ich mit zitternder Stimme. „Du willst unser Baby aufgeben, um ihres zu retten?“

„Es tut mir leid, Isabella“, flüsterte er mit heiserer, kaum hörbarer Stimme.

Wieder traten mir Tränen in die Augen. „Ist ihr Baby dir so wichtig, dass du unseres einfach so aufgeben würdest?“

Vincent zögerte und diese Pause schnitt mir wie ein Messer ins Herz.

„Du kennst Rosas Familie nicht“, murmelte er. Seine Worte kamen langsam und bedächtig. „Rosas Eltern würden es nicht wagen, sich mir zu widersetzen. Aber da sie deutlich gemacht haben, dass sie dieses Kind nur als mein Kind akzeptieren werden, wenn ich keinen anderen Erben habe, kann ich unser Baby jetzt nicht anerkennen. Zumindest nicht, bevor Rosas Baby geboren ist.“ Er sah mich an, als würde er für eine edle Sache eintreten, als wäre jedes seiner Worte gerechtfertigt.

Aber die Logik dahinter war fast lächerlich. Das Einzige, womit Vincent Recht hatte, war, dass sich niemand traute, sich mit ihm anzulegen. Zumindest nicht hier im Süden. Er war schließlich ein Mafiaboss, der in Waffenhandel und Drogenhandel verwickelt war.

Obwohl auch meine Familie mit der Mafia zu tun hatte und ein paar Casinos besaß, waren wir im Vergleich zu Vincent nur kleine Fische.

Deshalb hatten mich meine Eltern, nachdem sie damals von unserer Beziehung erfahren hatten, praktisch selbst vor den Traualtar gezogen.

Vincent war normalerweise ein kalter, gebieterischer Typ und zeigte nur mir seine weiche Seite. Aber heute hatte ich gesehen, wie er dasselbe für Rosa getan hatte.

Er streckte erneut seine Arme nach mir aus und versuchte, mich an sich zu ziehen. „Keine Sorge. Ich werde nicht zulassen, dass unser Baby ohne Vater aufwächst. Vertrau mir, okay? Sobald Rosas Baby auf der Welt ist, werde ich deinen Namen reinwaschen.“

Nach meiner Untersuchung bestand Vincent darauf, mich zum Abendessen auszuführen. Rosa wollte allerdings unbedingt mitkommen. Sie behauptete, froh darüber zu sein, dass sie jetzt nicht mehr die Einzige war, die ein Kind erwartete. Aber ich durchschaute ihr Spiel. Sie bemühte sich viel zu sehr, die Rolle der besorgten, unterstützenden Freundin zu spielen.

„Wie wäre es mit unserem Stammrestaurant? Ich habe schon seit einiger Zeit Heißhunger auf deren Essen“, schlug Rosa vor, noch bevor ich richtig ins Auto gestiegen war.

Vincent klang etwas übereifrig. „Klingt gut. Lasst und dorthin fahren!“

Ich hielt meinen Gesichtsausdruck neutral, obwohl sich mein Magen vor Unbehagen zusammenzog. Rosa verbarg etwas hinter ihrem übertrieben, strahlenden Lächeln. Sie setzte sich auf den Rücksitz und griff instinktiv nach Vincents Hand. „Ich habe mir überlegt, ähm, vielleicht könnten wir nach dem Abendessen noch irgendwohin fahren, um etwas Babykleidung auszusuchen. Ich habe noch immer nicht die perfekte Kleidung gefunden. Das macht dir doch nichts aus, oder, Isabella?“ Sie drehte sich mit einem herausfordernden Blick in den Augen zu mir um. „Ich bin jetzt ganz auf mich allein gestellt. Vincent ist der Einzige, auf den ich zählen kann.“

Was für eine absurde Situation das war. Mein Mann und Rosa schienen eher ein Paar zu sein als wir beide.

„Bist du sauer auf mich, Isabella?“ Rosa blinzelte mich an, aber in ihren großen, unschuldigen Augen funkelte etwas weit weniger Unschuldiges. „Du kannst auch mitkommen, wenn du willst.“

„Nicht nötig. Ich habe bereits Babykleidung in der Villa vorbereitet.“ Ich hatte keine Lust, noch mehr Zeit mit ihr zu verbringen.

Als das Auto endlich zum Stehen kam, stieg ich aus und befand mich vor einem japanischen Restaurant, das auf Sashimi und Sushi spezialisiert war. Hatte Vincent vergessen, dass ich niemals rohen Fisch aß? Hatte er vergessen, dass mir seit meiner Schwangerschaft allein schon beim Geruch davon übel wurde?
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