Share

Kapitel 2

Penulis: Otto Welfen
In der dunklen Nacht, ganz allein, kehrte sie ins Badezimmer zurück.

Der dampfende, heiße Wasserdampf vertrieb die Kälte. Lena rieb sich die geschwollenen Augen, bevor sie in ein anderes Zimmer ging. Sie schob die Tür auf, und das gemütlich eingerichtete Kinderzimmer erschien vor ihr.

Zärtlich drehte sie an der Rassel, und die sanfte Melodie der Spieluhr erfüllte den Raum. Das Licht des Zimmers war warm und gelblich – eine Szene voller Geborgenheit, die Lenas Tränen unaufhörlich fließen ließ.

Vielleicht war dies ihre Strafe. Weil sie ihr Kind nicht beschützen konnte, wollte der Himmel nun ihr Leben nehmen.

Lena kletterte in das kleine, knapp ein Meter zwanzig lange Kinderbett und zog sich zusammen, bis sie wie ein kleiner Krebs eingerollt dalag. Die Tränen liefen unaufhaltsam aus ihrem linken Auge ins rechte und von dort über ihre Wangen hinab, bis sie die Babydecke darunter tränkten.

Sie hielt ein Stofftier fest umklammert und murmelte immer wieder:

„Es tut mir leid, mein Schatz. Es ist alles Mamas Schuld. Mama hat dich nicht beschützt. Hab keine Angst – Mama kommt bald zu dir.“

Seit dem Tod ihres Kindes war ihr Geist gebrochen. Lena war wie eine zarte Blume, die langsam verwelkte.

Während sie in die undurchdringliche Dunkelheit starrte, dachte sie daran, ihrem Vater noch etwas Geld dazulassen, bevor sie sich endgültig verabschiedete. Der Gedanke, bald bei ihrem Baby zu sein, schien ihr wie ein kleiner Trost.

Am nächsten Morgen, noch bevor der Tag anbrach, war Lena bereits angezogen. Ihr Blick fiel auf das Hochzeitszertifikat, auf dem sie und Otto einander zulächelten.

Drei Jahre war das nun schon her.

Trotz ihrer Erschöpfung hatte Lena ein magenfreundliches Frühstück zubereitet. Obwohl sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, wollte sie ihren Vater so gut wie möglich unterstützen und ihm noch ein wenig zur Seite stehen.

Doch gerade, als Lena die Tür öffnen wollte, klingelte ihr Telefon. Es war ein Anruf aus dem Krankenhaus.

„Frau Müller, Ihr Vater hat plötzlich einen Herzinfarkt erlitten. Er wurde bereits in die Notaufnahme gebracht.“

„Ich komme sofort!“

Lena fuhr umgehend ins Krankenhaus. Die Operation war noch nicht beendet. Sie wartete vor der Tür des Operationssaals, ihre Hände eng zusammengefaltet. Sie hatte bereits alles verloren. Ihr einziger Halt war die Hoffnung, dass ihr Vater überleben würde.

Eine Krankenschwester brachte ihr einen Stapel Unterlagen.

„Frau Müller, hier sind die Kosten für die Notfallbehandlung und die Operation Ihres Vaters.“

Lena blickte auf die Rechnung und erstarrte. Sie belief sich auf mehrere Hunderttausend Euro.

Die monatlichen Pflegekosten ihres Vaters lagen bereits bei rund fünftausend Euro. Lena hatte drei Jobs, um diese Ausgaben gerade so zu decken. Erst kürzlich hatte sie die laufenden Krankenhausrechnungen bezahlt, und auf ihrem Konto waren nur noch wenige hundert Euro übrig. Woher sollte sie das Geld für die Operation nehmen?

Ohne zu zögern, rief sie Otto an. Seine Stimme war kühl.

„Wo bist du? Ich warte schon seit einer halben Stunde.“

„Ich habe hier ein dringendes Problem und kann nicht kommen.“

„Lena, ist das dein Ernst?“ Otto lachte spöttisch. „Ich habe mich schon gewundert, warum du plötzlich so einen Wandel vollziehst. Was für eine billige Ausrede – hältst du mich für einen Idioten?“

Er glaubte tatsächlich, dass sie log. Lena versuchte es erneut:

„Ich habe dich nicht belogen, Otto. Früher habe ich versucht, alles zu verstehen und dachte, du hättest deine Gründe. Aber jetzt ist mir alles klar. Diese Ehe hat keinen Sinn mehr. Ich will wirklich die Scheidung. Mein Vater hatte einen Herzinfarkt und muss operiert werden.“

„Ist er tot?“ fragte Otto. Lenas Herz verkrampfte sich. Wie konnte jemand so etwas sagen?

„Nein, er ist noch in der Notaufnahme. Otto, die Operation kostet über hunderttausend Euro. Kannst du mir jetzt die zehn Millionen geben? Ich verspreche dir, ich unterschreibe sofort die Scheidung!“

Am anderen Ende der Leitung hörte sie sein hämisches Lachen.

„Lena, du solltest eines verstehen: Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass dein Vater stirbt. Das Geld bekommst du – aber erst, wenn das Scheidungszertifikat unterschrieben ist.“

Dann legte er auf.

Fassungslos starrte Lena auf ihr Handy. Wie hatte sich Otto so verändert? Früher hatte er ihren Vater respektiert. Jetzt schien da nur noch Hass zu sein.

Er hoffte tatsächlich, dass ihr Vater sterben würde? Warum nur?

Als Lena an den Bankrott der Familie Müller vor zwei Jahren dachte, schien plötzlich alles einen Sinn zu ergeben.

Wie konnte das alles nur ein Zufall sein?

Lena wollte nicht länger darüber nachdenken. Sie musste das Geld für die Operation irgendwie auftreiben.

Nachdem die Tür des Operationssaals sich geöffnet hatte, eilte sie sofort zum behandelnden Arzt Dr. Schulz.

„Frau Müller, beruhigen Sie sich. Ihr Vater hatte großes Glück. Die Operation verlief erfolgreich. Aber sein Zustand ist labil. Sorgen Sie dafür, dass er nicht unter zusätzlichem Stress leidet.“

„Ich verstehe.“ Lena atmete erleichtert auf. „Danke, Dr. Schulz.“

Ihr Vater war noch immer bewusstlos. Lena wandte sich an die Krankenschwester. „Mein Vater war doch geistig in Ordnung. Warum hatte er plötzlich einen Herzinfarkt?“

Die Krankenschwester antwortete hastig: „Herr Müller war in letzter Zeit wirklich gut gelaunt. Er sagte, er wolle Shrimp-Dumplings essen, und ich dachte mir, da das Restaurant nur zehn Minuten entfernt ist, gehe ich schnell, um ihm etwas Brei zu holen. Als ich zurückkam, wurde er gerade in die Notaufnahme gebracht. Es tut mir leid, Frau Müller, das ist alles meine Schuld!“

„Hat mein Vater vor meiner Abreise jemanden gesehen?“

„Nein, er hat niemanden empfangen. Vor meiner Abreise war Herr Müller ganz normal. Er sagte noch, dass Sie gerne die Radieschenkuchen aus dem Chinarestaurant Shanhai Zhai mögen, und bat mich, Ihnen welche mitzubringen. Wer hätte ahnen können, dass so etwas plötzlich passiert ...“

Lena hatte das Gefühl, dass hinter dieser Sache mehr steckte. Sie wies die Krankenschwester an, sich gut um ihren Vater zu kümmern, und eilte zum Stationsschalter, um die Besuchsliste zu überprüfen.

„Frau Müller, heute Morgen hat niemand Herrn Müller besucht,“ antwortete die Krankenschwester.

„Danke.“

„Übrigens, Frau Müller, sind die Kosten für Herrn Müllers Behandlung bereits beglichen?“

Lena unterdrückte ihr Unbehagen und sagte: „Ich werde gleich bezahlen, es tut mir leid.“

Sie verließ die Station und rief ein Taxi zum Standesamt. Doch wo war Otto?

In aller Eile wählte sie seine Nummer. „Ich bin schon im Standesamt, wo bist du?“

„Im Büro.“

„Otto, kannst du jetzt herkommen und die Scheidung regeln?“

Otto lachte kalt: „Glaubst du wirklich, ein Milliardenvertrag, den ich gerade verhandle, ist weniger wichtig als du?“

„Ich kann warten, bis du den Vertrag abgeschlossen hast. Otto, bitte, ich flehe dich an. Mein Vater braucht dringend Geld.“

„Wenn er stirbt, übernehme ich die Beerdigungskosten.“

Nachdem er das gesagt hatte, legte er auf, und jedes weitere Wählen der Nummer führte nur zur Mailbox.

Die Regentropfen prasselten dicht und schnell herab, wie ein großes Netz, das Lena umhüllte und ihr den Atem nahm.

Sie hockte unter dem Buswartehäuschen und blickte auf die geschäftige Straße. Lena fühlte sich von Bitterkeit erfüllt.

Hätte sie nicht wegen der Schwangerschaft ihr Studium unterbrochen, hätte sie jetzt schon ihren Abschluss. Mit ihren Fähigkeiten und ihrem Abschluss hätte sie eine gute Zukunft gehabt.

Wer hätte ahnen können, dass die Familie Müller bankrott ging und Otto, der sie einst wie einen Schatz gehütet hatte, plötzlich seine Meinung änderte? Über Nacht hatte sie alles verloren.

Vor einem Jahr hatte Otto all ihren Schmuck, ihre Taschen und ihre Markenkleidung weggenommen. Das Einzige, was noch einen Wert hatte, war der Ehering, den sie und er zusammen getragen hatten. Sie nahm den Ring ab und ging entschlossen in ein exklusives Schmuckgeschäft.

Die Verkäuferin musterte Lena, die in gewöhnlicher Kleidung und durchnässt vor ihr stand. „Madame, haben Sie die Quittung und den Kaufnachweis dabei?“

„Ja.“ Lena ignorierte das abschätzende Blicken der Verkäuferin und senkte den Kopf, um nervös die Quittung zu überreichen.

„Gut, Madame, wir müssen den Ring begutachten lassen. Können wir Ihnen morgen Bescheid geben?“

Lena leckte sich ungeduldig die trockenen Lippen. „Es ist dringend, kann es beschleunigt werden?“

„Gut, ich werde es versuchen. Bitte warten Sie einen Moment ...“

Bevor die Verkäuferin den Ring nehmen konnte, legte eine weiße, zarte Hand den Deckel des Schmuckkastens zu. „Dieser Ring ist schön. Ich nehme ihn.“

Lena hob den Kopf und blickte direkt in das Gesicht, das sie hasste. Isabella!

Lanjutkan membaca buku ini secara gratis
Pindai kode untuk mengunduh Aplikasi

Bab terbaru

  • Herr Welfen, Ihre Frau ist tot. Mein Beileid.   Kapitel 30

    Sie standen also vor der unausweichlichen Realität, die sie nicht länger leugnen konnten.Otto hatte offenbar die Entscheidung getroffen, sie endgültig aufzugeben.Doch auch Lena hatte ihre eigene Entscheidung getroffen. Sie lächelte sanft und sagte zu Nils: „Es tut mir leid, aber sag bitte Otto, dass ich es bereue.“Nils konnte das Verhalten der beiden einfach nicht nachvollziehen. Anfangs wollte Otto unbedingt die Scheidung, dann war es Lena, und jetzt, da Otto zugestimmt hatte, hatte auch Lena ihre Meinung geändert.Spielen sie etwa ein Spiel?War das hier ihr „Spielzeugstandesamt“?Würde Lukas in dieser Situation nicht längst anfangen, zu schimpfen? Nils blieb jedoch ruhig. Mit einem ernsten Gesicht führte er weiterhin die Formalitäten aus: „Es tut mir leid, Frau Welfen, aber das liegt nicht in meinem Entscheidungsbereich. Ich kann nichts entscheiden. Ich bitte Sie nur, mit mir zu kommen.“„Ich will dir keine Schwierigkeiten bereiten. Lass uns gehen.“ Lena hatte diesen Ausga

  • Herr Welfen, Ihre Frau ist tot. Mein Beileid.   Kapitel 29

    Tränen liefen in klaren Strömen über Lenas Wangen. Sie hatte es immer gewusst – sie und Otto würden nie wieder in die Vergangenheit zurückkehren können.Er hatte sie verraten, ihr Vertrauen gebrochen und die Familie Müller in den Abgrund gezogen, während die Familie Müller ihm auf dieselbe Weise eine Tochter genommen hatte.Diese Schuld konnte nie beglichen werden. Sie war ein unlösbares Rätsel, wie zwei verhedderte Fäden, die immer weiter ineinander verschlungen waren. Je mehr man versuchte, sie zu entwirren, desto enger zog sich der Knoten zusammen, und dieser Druck würde sie letztlich ersticken, mit dem unausweichlichen Ende des Todes.Otto hielt ihr Gesicht in seinen Händen, sein Daumen strich über die Tränen auf ihrer Wange. „Leni, liebe mich nicht, hasse mich. Ich habe dich verraten, ich habe unser Kind zerstört. Ich kann nicht mehr zurück.“Sie spürte die Unsicherheit in ihm, die seltene Zärtlichkeit, die wie ein neuer Frühling auf einem kalten Eisberg aufblühte.Doch diese

  • Herr Welfen, Ihre Frau ist tot. Mein Beileid.   Kapitel 28

    Verena war für ihn genauso wichtig wie Lena für Friedrich.„Es lässt sich nicht leugnen, dass er vielleicht ein guter Vater ist, aber er ist definitiv kein guter Mensch. Hinter dieser heuchlerischen Fassade verbirgt sich ein teuflisches Herz. Leni, die Dinge sind nun so weit gekommen, dass ich dir nichts mehr verheimlichen werde.“Otto kniete sich nieder, hob Lenas Gesicht mit beiden Händen und ein krankhaft besessenes Lächeln huschte über sein Gesicht.„Ich habe dich als mein Leben betrachtet, dich so sehr geliebt, dass ich mich nicht befreien konnte. Aber du bist die einzige Tochter von Friedrich. Je mehr ich dich geliebt habe, desto mehr hasse ich dich jetzt.“Er lächelte zwar, doch Lena fröstelte am ganzen Körper.„An dem Tag, an dem Isabella und ich gleichzeitig ins Wasser fielen, hast du absichtlich sie zuerst gerettet? Wolltest du, dass unser Kind für das Kind deiner Schwester stirbt?“„Ja, wie du mir, so ich dir.“Lena zerrte verzweifelt an seinem Hemdkragen, die Tränen

  • Herr Welfen, Ihre Frau ist tot. Mein Beileid.   Kapitel 27

    In Lenas Erinnerung war Friedrich zu Hause stets liebevoll und fürsorglich, nach außen hin immer freundlich und großzügig. Neben seiner Unterstützung für Studenten spendete er regelmäßig an Wohltätigkeitsorganisationen. In allen Berichten wurde ihr Vater als ein Mann voller Tugend und Bescheidenheit dargestellt – fast schon als der Inbegriff des perfekten Menschen.Doch als Lena auf dem Boden kniete und die verstreuten Unterlagen aufhob, veränderte sich ihr Gesicht mit jeder Seite, die sie las. Ihre Miene wurde immer kälter. Es war offensichtlich, dass Otto gründlich recherchiert hatte. Für jede dieser Frauen, mit denen Friedrich auch nur einige Tage zusammen gewesen war, gab es klare Beweise.Über mehr als zehn Jahre hinweg hatte Friedrich mehrere Frauen gewechselt, alles junge Mädchen mit einem reinen, schönen Aussehen.Eigentlich war es nicht schwer zu verstehen: Friedrich war gut aussehend, auch im mittleren Alter hatte er sich nicht gehen lassen, sondern blieb durch regelmä

  • Herr Welfen, Ihre Frau ist tot. Mein Beileid.   Kapitel 26

    Lena war fassungslos. Es berührte sie tief, als wäre sie früher von Otto bis zum Himmel verwöhnt worden, doch nun zeigte er sich auf die grausamste Weise. Sie konnte nicht sagen, dass er sich verändert hatte; sie hatte nur diese Seite von ihm erst jetzt zu Gesicht bekommen.Otto war so, und vielleicht war Friedrich ebenfalls so.Mit einer kaum hörbaren Stimme versuchte Lena, zu widersprechen: „Egal, was passiert, er würde niemals… einen Menschen töten.“Ottos Finger strichen langsam über Lenas Wange. „Leni, du bist wirklich naiv. Denkst du wirklich, ich werde immer bei dir bleiben?“Seine intime, aber gleichzeitig zweideutige Stimme ließ es fast so klingen, als sei er immer noch der sanfte Liebhaber von damals. Doch in seinen Augen war keinerlei Zärtlichkeit mehr zu erkennen.Lena hatte das Gefühl, als hätte er ihre Gedanken durchschaut. Ja, sie hatte tatsächlich geglaubt, er würde niemals untreu werden, bis sie in den Nachrichten sah, wie er am Flughafen Isabella unterstützte. Di

  • Herr Welfen, Ihre Frau ist tot. Mein Beileid.   Kapitel 25

    Lena war so in das Lesen vertieft, dass Ottos plötzliches Auftauchen sie erschreckte. Sie stolperte, fiel zu Boden und die Unterlagen verstreuten sich in alle Richtungen.Normalerweise kam er erst spät in der Nacht nach Hause – doch heute war er unerwartet so früh zurück. Auch wenn sie noch immer verheiratet waren, war sein Verhalten unangemessen, besonders weil sie wusste, dass Otto es am meisten verabscheute, wenn jemand heimlich hinter seinem Rücken agierte.Lena schluckte schwer, ihr Gesicht wurde blass, als sie stammelte: „Du... du bist zurück.“Lena wusste nicht, was für eine Veranstaltung Otto besucht hatte, doch er trug einen eleganten schwarzen Anzug, der seine hochgewachsene, athletische Figur betonte. Sobald seine kalten Augen auf sie fielen, fühlte sich Lena, als wäre sie in einem Eiskeller gefangen.Mit langen, eleganten Schritten kam er langsam auf sie zu. Er zog langsam seine Jacke aus, und seine Finger strichen ruhig über den Stoff. Von Geburt an ein Sohn einer an

Bab Lainnya
Jelajahi dan baca novel bagus secara gratis
Akses gratis ke berbagai novel bagus di aplikasi GoodNovel. Unduh buku yang kamu suka dan baca di mana saja & kapan saja.
Baca buku gratis di Aplikasi
Pindai kode untuk membaca di Aplikasi
DMCA.com Protection Status