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Kapitel 2

Penulis: Banane
2.

„Hallo? Mondchen, vermisst du deinen Bruder?“

Mein Bruder lächelte zärtlich. Ohne hinzusehen wusste ich, dass Luna am anderen Ende war.

Der Bruder, der mich früher über alles geliebt und mir am liebsten die ganze Welt geschenkt hätte.

Jetzt hatte er nur noch Augen für diese scheinheilige und falsche Adoptivschwester.

„Mondchen, warte noch ein bisschen auf deinen Bruder. Sobald ich hier fertig bin, komme ich zu dir ... Ja, ich weiß, ich passe auf mich auf.“

Mein Bruder redete unablässig auf sie ein. Dann muss sie etwas gesagt haben, denn sein Ton wurde plötzlich eisig: „Keine Sorge, ich werde Emma dazu bringen, zuzugeben, dass sie deine Abschlussarbeit plagiiert hat. Wenn sie es nicht zugibt, dann dresche ich es ihr aus dem Leib!“

„Schon gut, Mondchen, sei nicht traurig. Bleib schön brav zu Hause und warte auf mich. Draußen ist es gerade nicht sicher, wenn du rausgehst, sag mir unbedingt Bescheid, ja?“

Als ich hörte, wie mein Bruder sie mit sanfter Stimme tröstete, lachte ich bitter auf.

Eigentlich war er mein leiblicher Bruder, doch er glaubte nicht seiner leiblichen Schwester, sondern lieber einer aufgelesenen Fremden?

Diese Arbeit hat sie doch bei mir abgeschrieben! Warum wolltest du mir einfach nicht glauben!

„Ach ja, Lukas, am Sonntagabend musst du unbedingt kommen. Ich habe eine Überraschung für dich vorbereitet.“

Lunas süße Stimme erklang am anderen Ende der Leitung.

In meinem Inneren schrillten plötzlich alle Alarmglocken. Verzweifelt rüttelte ich an Lukas’ Arm, Panik in meiner Stimme: „Nein, geh nicht hin, Lukas, Luna ... sie ist verrückt!“

Aber mein Bruder spürte meine Anwesenheit überhaupt nicht.

Er lächelte nur sanft, seine Augen voller Zuneigung: „Keine Sorge, ich werde diesen Fall so schnell wie möglich lösen und dann nach Hause zu dir kommen.“

Nach dem Telefonat sah mein Bruder, dass Onkel Richter noch immer mit gerunzelter Stirn dastand.

Er lächelte. „Schon gut, Onkel Richter, ich gehe noch mal zu dem Opfer und schaue, ob ich weitere Hinweise finden kann. Mach dir keine Sorgen!“

Onkel Richter hielt ihn fest. „Warte mal. Ich habe gerade Emma angerufen, aber am Telefon geht niemand ran. Versuch du es mal, bei dir geht sie bestimmt ran.“

Mein Bruder winkte beiläufig ab. „Dafür habe ich keine Zeit. Ich bin beschäftigt und hab keine Lust, mich mit ihr abzugeben.“

Onkel Richter konnte ihn nicht überzeugen und seufzte resigniert.

Mein Bruder drehte sich um und ging zurück in den Obduktionsraum, wo er sich erneut meiner Leiche gegenübersah.

Er schloss die Augen und atmete tief durch. Nachdem er sich lange innerlich vorbereitet hatte, zog er Handschuhe an und begann, meinen Leichnam sorgfältig zu untersuchen.

Plötzlich wurde sein Blick scharf, und er umfasste fest mein Handgelenk.

Mein Herz rutschte mir in die Kehle.

Endlich – würde er mich jetzt erkennen?

An der Innenseite meines Handgelenks befand sich eine schwache, mondsichelförmige Narbe. Als wir Kinder waren und uns gemeinsam in den Bergen verlaufen hatten, war ich versehentlich an einem Ast hängengeblieben.

Damals machte sich mein Bruder furchtbare Vorwürfe. Mit seinem kleinen Taschentuch verband er meine Wunde und trug mich den ganzen Weg auf dem Rücken, bis er den Heimweg fand.

Diese Narbe war mit der Zeit zwar verblasst, aber für mich stellte sie eine kostbare Erinnerung dar.

Ich war sicher: Sobald er diese Narbe sah, würde Lukas mich erkennen.

Doch genau in diesem Moment rief Tante Sommer an.

„Lukas, ist Emma bei dir? Dieses Kind geht weder ans Telefon noch antwortet es auf Nachrichten.“

Tante Sommer war nach dem Tod meiner Eltern die einzige Verwandte, die sich noch um mich kümmerte. Bei dem Gedanken an sie überkam mich ein stechender Schmerz im Herzen.

Mein Bruder klang plötzlich genervt: „Tante, kümmere dich nicht um sie. Sie wird immer eigensinniger und nimmt niemanden mehr ernst.“

„Ach herrje, was ist denn schon wieder mit euch beiden los? Lukas, sei mir nicht böse, aber Emma weiß doch, dass du einen empfindlichen Magen hast. Deswegen hat sie extra eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin gemacht und für dich kochen gelernt. Luna mag ja nett sein, aber sie ist und bleibt eine Außenstehende ...“

Tante Sommer versuchte, ihn zur Vernunft zu bringen.

Doch Lukas unterbrach sie schroff. Mit angewidertem Gesicht sagte er: „Tante, vergleich sie bloß nicht mit Luna. Emma ist durch und durch hinterhältig, aus ihrem Mund kommt kein wahres Wort. Jetzt taucht sie einfach ab und spielt Versteck. Dafür habe ich keine Zeit.“

„Schon gut, Tante, ich muss arbeiten. Bis dann.“

Ohne auf eine Antwort zu warten, legte Lukas auf.

Vielleicht weil er schon wieder von anderen an mich erinnert wurde, warf er nur einen flüchtigen Blick auf mein Handgelenk und zog dann genervt die Handschuhe aus.

So verpasste mein Bruder die Gelegenheit, mich zu erkennen.

Plötzlich war draußen ein lautes Durcheinander zu hören.

Mein Bruder ging hinaus und sah einen Jungen, der wie ein Oberstufenschüler aussah und dessen Augen vom Weinen ganz rot waren.

„Bitte helfen Sie mir, meine Schwester zu finden! Sie ist verschwunden ...“ Die Stimme des Jungen brach, voller Verzweiflung.

Die Miene meines Bruders wurde sofort ernst. „Junge, reg dich nicht auf. Erzähl langsam, was ist passiert?“

„Meine Schwester ist 21 Jahre alt und arbeitet auswärts, aber ich kann sie seit mehreren Tagen nicht mehr erreichen.“ Der Junge schluchzte.

„Sie ist der einzige Mensch, den ich noch habe. Ich flehe Sie an, helfen Sie mir, sie zu finden!“ Je mehr der Junge redete, desto mehr verlor er die Fassung. Sogar mir zog sich das Herz zusammen.

Seine Schwester war seit zwei Tagen verschwunden, und er war besorgt und voller Angst.

Doch ich war seit vier Tagen verschwunden, und mein Bruder unterstellte mir immer noch, dass ich ihn manipulieren und Spielchen mit ihm spielen wollte.

Ich schloss die Augen und stellte fest, dass ich keine Tränen mehr weinen konnte.

Der Bruder, der mich einst am meisten geliebt hatte, war verschwunden.
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