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Kapitel 4

Author: Lotus
„Was zum Teufel sagst du da? Was macht sie dort?!“

In Lorenz stieg eine panische Unruhe auf, ein Gefühl beklemmender Enge überkam ihn.

Im nächsten Moment vibrierte sein Handy wie verrückt.

Hastig zog er es heraus, hegte einen letzten, fadenscheinigen Hoffnungsschimmer.

Vielleicht … Viktoria?

Es war Klara.

Früher hatte ihr Anblick auf dem Display nur Resignation und Mitleid in ihm ausgelöst. Jetzt empfand er nur Gereiztheit und Enttäuschung.

„Lorenz…“ Klaras Stimme konnte ihre Schadenfreude kaum verbergen. „Ich hab gehört, bei der Hochzeit ist was schiefgelaufen …“

Lorenz’ Schläfen pochten. Er blickte sich um – die Gäste machten keinen Hehl aus ihrer Sensationsgier.

„Klara, ich hab jetzt keine Zeit…“

„Ich kann einspringen!“ Klara unterbrach ihn hastig. „Ich stehe schon vor der Kirche. Die Familie Rössner kann sich so eine Blamage nicht leisten. Ich könnte …“

Klack!

Lorenz legte einfach auf.

Plötzlich verstand er, wie Viktoria sich jedes Mal gefühlt haben musste, wenn sie am Altar stand.

So also fühlte es sich an, verlassen zu werden.

„Anton!“ Er riss seinen erstarrten Vertrauten aus der Trance. „Die Hochzeit ist abgesagt.“

„Was?“ Anton war fassungslos. „Aber Boss, die Gäste sind alle …“

„Ich sagte: abgesagt!“ Er schleuderte wutentbrannt den Ring zu Boden. „Kontaktiert alle Flughäfen und Häfen! Findet Viktoria!“

Als er aus der Kirche stürmte, stand Klara im Brautkleid vor der Tür, ihr blasses Gesicht unnatürlich gerötet.

„Lorenz.“ Sie streckte die Hand aus, um seinen Ärmel zu greifen. „Ich könnte …“

„Verschwinde!“

Er stieß sie weg – so heftig, dass Klara direkt in ein Blumenbeet fiel.

Sie saß verdattert am Boden, ungläubig. „Du hast wirklich …“

Lorenz hatte keine Zeit für sie. In seinem Kopf drehte sich alles nur um eine Frage: Warum war ich in einer Frauenklinik?

Was machte eine schwangere Frau im Krankenhaus? Vielleicht nur eine Routineuntersuchung. Aber er konnte den anderen Gedanken nicht abschütteln.

„Oh Gott, mein Herz tut so weh.“ Klara presste die Hand auf die Brust und griff zu ihrer üblichen Masche. Sie sah zum Erbarmen aus.

Lorenz’ Schritte stockten. Im nächsten Moment eilte er weiter und warf nur über die Schulter: „Holt ihr einen Arzt!“

„Lorenz?!“

Klaras entsetzter Schrei verhallte hinter ihm.

Er rannte zum Auto und raste zu dem Krankenhaus, das seine Leute genannt hatten. Unterwegs wählte er wie besessen meine Nummer – ohne Antwort.

„Verdammt!“

Er verstand nicht, was schiefgelaufen war. Er hatte doch alles so perfekt gehandhabt.

Als er im Krankenhaus ankam, wartete bereits die Krankenschwester, die ich instruiert hatte.

„Wo ist sie?!“

Seine übliche Gelassenheit war verschwunden. Sein Anzug war zerknittert, seine Adleraugen bohrten sich in die Schwester.

„Das hier hat Fräulein Delbrück für Sie hinterlassen.“

Er nahm den vorbereiteten Befund entgegen.

„17. Schwangerschaftswoche … Schwangerschaftsabbruch …“

„Das kann nicht sein!“

Sein wütender Schrei hallte durch das Krankenhaus. Niemand wagte einen Laut.

Wieder und wieder wählte er meine Nummer.

„Die von Ihnen gewählte Nummer ist nicht vergeben.“

Die emotionslose Computerstimme klang in der Stille besonders schrill.

Anton kam erneut angerannt: „Boss! Fräulein Delbrück hat heute Morgen einen Privatjet nach Markburg genommen! Leute aus Nordmark haben sie am Flughafen abgeholt!“

In seinen Augen flammte Hoffnung auf. „Den Wagen! Ich fahre sofort nach Markburg!“

Anton verzog das Gesicht. „Boss … der alte Don hat eine Blockade verhängt. Er sagt, Nordmark ist jetzt Feindesgebiet …“

„Scheiß auf Feindesgebiet!“ Lorenz brüllte. „Das ist meine Frau! Holt unsere Dokumente …“

Er stockte.

Er hatte mir nie einen rechtmäßigen Status gegeben.

Also war ich jetzt nicht seine Ehefrau.

Und das Kind war nicht sein Erbe.

Der Butler reichte ihm zitternd eine Schachtel. „Fräulein Delbrück hat das vor ihrer Abreise dagelassen … als Hochzeitsgeschenk für Sie, sagte sie.“

Darin lag der goldene Revolver.

In den Lauf war das Datum unserer ersten Begegnung eingraviert. Jetzt waren siebzehn Kerben hinzugekommen.

Siebzehn gescheiterte Hochzeiten. Siebzehn gebrochene Versprechen.

Er umklammerte die Schachtel und sank auf den Krankenhausboden.

Wie ein verjagter, geschlagener Hund senkte er endlich den Kopf.
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