Share

Kapitel 5

Author: Lotus
Markburg. Der Festsaal des Anwesens Delbrück erstrahlte in hellem Licht.

Die Ältesten aus Nordmark hatten sich versammelt, um meine Rückkehr zu begrüßen.

„Viktoria“, mein Vater erhob sich würdevoll und hob als Erster sein Glas, „willkommen zu Hause.“

Auch ich hob mein Kristallglas und ließ meinen Blick über die Anwesenden schweifen. Manche waren alte Getreue meines Vaters, andere aufstrebende junge Kräfte – und einige, die über die „Überläuferin“ nach Südland nur die Nase gerümpft hatten.

„Danke Ihnen allen.“ Ich lächelte, meine Stimme ruhig. „In diesen Jahren habe ich in Südland viel gelernt.“

„Zum Beispiel?“ Jemand fragte interessiert.

„Zum Beispiel …“ Ich stellte mein Glas ab. „Ihr Hafengeschäft basiert auf der Bestechung von Zollbeamten. Und ich besitze die komplette Namensliste.“

„Ihr Waffenhandel hängt von drei Schlüsselmittelsmännern ab. Einen davon habe ich bereits auf unsere Seite gezogen.“

„Zwei Drittel der Bargeldeinnahmen ihrer Spielcasinos sind nicht versteuert. Di
Continue to read this book for free
Scan code to download App
Locked Chapter

Latest chapter

  • Vom Don verlassen, von der Mafia gekrönt   Kapitel 8

    Einige Jahre später. Auf der Bühne der Preisverleihung des Internationalen Jugend-Innovations-Wettbewerbs.Max stand im kleinen Anzug auf dem Podium. Als er den Goldpokal entgegennahm, brandete tosender Applaus auf.„Herr Delbrück“, reichte der Moderator ihm lächelnd das Mikrofon, „möchten Sie ein paar Worte an das Publikum richten?“Max sprach ins Mikrofon, seine Stimme klar und gefasst: „Ich danke meiner Mutter. Sie ist mein Vorbild.“Ich applaudierte lächelnd und warf einen Blick auf mein Handy.Eine Nachricht war aufgepoppt:„Familie Rössner aus Südland in Schulden versunken. Kerngeschäfte werden veräußert. Don Lorenz Rössner angeblich in zerrütteter Ehe – ständiger Streit mit Ehefrau.“Das Foto dazu war heimlich aufgenommen. Lorenz mit ungepflegtem Bart, der Blick müde und leer. Klara in einem schmutzigen Kleid, offenbar mitten in einem hysterischen Wutanfall.Ich wischte die Meldung ruhig weg.Nach der Preisverleihung kam Max mit dem Pokal zu mir gerannt. „Mama! Ich hab g

  • Vom Don verlassen, von der Mafia gekrönt   Kapitel 7

    Das Spektakel hatte die Aufmerksamkeit aller Gäste auf sich gezogen.Lorenz war leichenblass, seine Lippen zitterten, als wollte er noch etwas sagen. Doch in diesem Moment –„Lorenz!“Klara stürzte herbei, eine Hand unter ihrem Babybauch, die andere umklammerte krampfhaft Lorenz’ Arm.„Lorenz, hast du gerade gesagt, du willst mit ihr neu anfangen?“ Ihre Stimme klang verletzt. „Ihr Kind anerkennen? Was ist mit unserem Kind?“Der Saal brach in Raunen aus. Ich beobachtete diese absurde Szene mit kaltem Spott.Lorenz’ Gesicht wechselte zwischen Blässe und Röte. Er versuchte, sich loszureißen. „Klara! Lass los! Ich wollte nur …“„Nur was?“ Klara weinte, ihr Make-up verlief und enthüllte ihr erschöpftes Gesicht. „Das Kind in meinem Bauch ist deins! Ein Kind der Rössners!“Sie presste seine Hand auf ihren Unterleib.Sie hob ihr verweintes Gesicht zu ihm. „Du hast meinem Vater versprochen, dich ein Leben lang um mich zu kümmern! Du hast gesagt, du gibst mir und unserem Kind ein Zuhaus

  • Vom Don verlassen, von der Mafia gekrönt   Kapitel 6

    Sieben Jahre später. Markburger Internationales Finanzzentrum.Am Arm meines Vaters betrat ich den Saal – inzwischen die unbestrittene Chefin von Nordmark.„Donna Delbrück.“ So nannten sie mich jetzt.Max, den ich an meiner rechten Hand hielt, kratzte plötzlich sanft mit seinen kleinen Fingern an meiner Handfläche. Ich lächelte und strich ihm über den Kopf. „Was ist los, mein kleiner Engel?“„Mama, der Mann da drüben starrt dich die ganze Zeit an.“ Max war aufmerksam. Er flüsterte mir zu und blickte in die Schatten einer Ecke des Festsaals.Lorenz Rössner.Er sah mitgenommen aus, hatte seine frühere Ausstrahlung verloren. Klara klebte an ihm und starrte mich misstrauisch an.Mit gleichgültiger Miene wandte ich den Blick ab. „Ignorier ihn.“Doch Lorenz kam trotzdem herüber. Er schob Klara beiseite, die ihn aufhalten wollte. Seine Schritte waren unsicher, eine Alkoholfahne wehte mir entgegen.„Viktoria.“ Seine Stimme zitterte vor unterdrückter Erregung. „Sieben Jahre …“Ich bet

  • Vom Don verlassen, von der Mafia gekrönt   Kapitel 5

    Markburg. Der Festsaal des Anwesens Delbrück erstrahlte in hellem Licht.Die Ältesten aus Nordmark hatten sich versammelt, um meine Rückkehr zu begrüßen.„Viktoria“, mein Vater erhob sich würdevoll und hob als Erster sein Glas, „willkommen zu Hause.“Auch ich hob mein Kristallglas und ließ meinen Blick über die Anwesenden schweifen. Manche waren alte Getreue meines Vaters, andere aufstrebende junge Kräfte – und einige, die über die „Überläuferin“ nach Südland nur die Nase gerümpft hatten.„Danke Ihnen allen.“ Ich lächelte, meine Stimme ruhig. „In diesen Jahren habe ich in Südland viel gelernt.“„Zum Beispiel?“ Jemand fragte interessiert.„Zum Beispiel …“ Ich stellte mein Glas ab. „Ihr Hafengeschäft basiert auf der Bestechung von Zollbeamten. Und ich besitze die komplette Namensliste.“„Ihr Waffenhandel hängt von drei Schlüsselmittelsmännern ab. Einen davon habe ich bereits auf unsere Seite gezogen.“„Zwei Drittel der Bargeldeinnahmen ihrer Spielcasinos sind nicht versteuert. Di

  • Vom Don verlassen, von der Mafia gekrönt   Kapitel 4

    „Was zum Teufel sagst du da? Was macht sie dort?!“In Lorenz stieg eine panische Unruhe auf, ein Gefühl beklemmender Enge überkam ihn.Im nächsten Moment vibrierte sein Handy wie verrückt.Hastig zog er es heraus, hegte einen letzten, fadenscheinigen Hoffnungsschimmer.Vielleicht … Viktoria?Es war Klara.Früher hatte ihr Anblick auf dem Display nur Resignation und Mitleid in ihm ausgelöst. Jetzt empfand er nur Gereiztheit und Enttäuschung.„Lorenz…“ Klaras Stimme konnte ihre Schadenfreude kaum verbergen. „Ich hab gehört, bei der Hochzeit ist was schiefgelaufen …“Lorenz’ Schläfen pochten. Er blickte sich um – die Gäste machten keinen Hehl aus ihrer Sensationsgier.„Klara, ich hab jetzt keine Zeit…“„Ich kann einspringen!“ Klara unterbrach ihn hastig. „Ich stehe schon vor der Kirche. Die Familie Rössner kann sich so eine Blamage nicht leisten. Ich könnte …“Klack!Lorenz legte einfach auf.Plötzlich verstand er, wie Viktoria sich jedes Mal gefühlt haben musste, wenn sie am

  • Vom Don verlassen, von der Mafia gekrönt   Kapitel 3

    Die Morgensonne fiel in die Küche, während ich ein Lied aus Nordmark summte und gemächlich Speck mit Spiegeleiern briet.Das war mein Abschiedsmahl für mich selbst.Ich zog einen Stuhl heran und setzte mich. Gerade als meine Gabel das weiche Eigelb berührte –Klick.Die Tür ging auf.Lorenz kam herein, Klaras Parfüm um sich, und hielt einen Blumenstrauß in den Händen.Ein riesiger, protzig-prächtiger Strauß aus Strelitzien, Gold und Orange ineinander verflochten, die Stiele steif und gerade.Ich hasste diese Blumen. Sie sahen aus wie eine Horde aufgetakelter, plump und geschmacklos auf den Tisch kommender Truthähne.Aber Klara liebte sie. Sie sagte, diese Blumen seien so voller Lebenskraft – wie das Bild, das sie von sich selbst hatte.„Morgen, Vicky.“ Seine Stimme war etwas heiser von der durchwachten Nacht, aber er schien guter Laune. Er legte den aufdringlichen Strauß ans andere Ende des Tisches und setzte sich mir gegenüber.„Klara hat gestern Nacht wieder Theater gemacht

More Chapters
Explore and read good novels for free
Free access to a vast number of good novels on GoodNovel app. Download the books you like and read anywhere & anytime.
Read books for free on the app
SCAN CODE TO READ ON APP
DMCA.com Protection Status