Wenn die Erinnerung verblasst
Die drei Richter-Brüder, für die ich einst das Wichtigste im Leben gewesen sein soll – ausgerechnet als ich unter einem bösartigen Hirntumor litt, waren sie nirgendwo zu finden.
Die Operation könnte zu Gedächtnisverlust führen. Ich wollte sie nicht vergessen, also rief ich sie an und bat um Hilfe.
Doch kaum war die Verbindung hergestellt, prasselten ihre Beschimpfungen auf mich ein: „Lena, heute ist Vanessas Geburtstag! Musst du uns ausgerechnet jetzt Ärger machen?“
Vor Schmerzen verlor ich das Bewusstsein. Als ich im Krankenhaus wieder aufwachte, sah ich eine Nachricht von Vanessa auf meinem Handy.
„Lena, die Brüder haben mir drei Schutzamulette geschenkt, um mich zu beschützen!“
Auf dem Foto waren die drei Schutzamulette zu sehen – dieselben, für die ich sieben Stunden lang im strömenden Regen Schritt für Schritt niedergekniet war und jedes Mal meinen Kopf zur Erde gesenkt hatte, um sie für die Brüder zu erbitten.
Endlich gab ich auf. Ich ging allein ins Ausland, ließ mich operieren und vergaß sie.
Bis ich eines Tages drei fremde Männer vor meiner Haustür knien sah, die mich wie von Sinnen um Vergebung anflehten.