Einst war ich sein Fehler, jetzt bin ich sein Bedauern
Der größte Fehler meines Lebens war, mich in meinen Stiefbruder – Alpha Cayden Gates zu verlieben.
Ich war zwölf, als meine Mutter wieder heiratete. Er war der Einzige im neuen Rudel, der mich freundlich behandelte, und ich verliebte mich auf den ersten Blick in ihn.
Mit sechzehn wurde ich von Einzelgänger-Wölfen angegriffen. Er stellte sich allein zehn von ihnen entgegen, um mich zu beschützen.
Mit achtzehn wurde er durch Silber vergiftet und wäre beinahe gestorben. In diesem Moment teilte mir meine Wölfin mit, er sei mein Schicksalsgefährte. Ohne zu zögern spendete ich mein Knochenmark, um sein Leben zu retten.
In jener Nacht sah ich ihn bleich und schlafend daliegen. Ich konnte nicht anders, als seine Lippenwinkel zu küssen. Genau in diesem Moment öffnete er die Augen und sein Gesicht rötete sich. „Tessa, wir sind Geschwister. Du darfst diese Grenze nicht überschreiten.“
Von da an mied er mich, als wäre ich ein Fehler, den er sich nicht leisten durfte.
Bei seiner Verlobten Rosie Lloyd wurde eine seltene Blutkrankheit diagnostiziert. Ich war die einzige passende Spenderin. Zum ersten Mal flehte er mich an: „Wenn du sie rettest, erfülle ich dir jeden Wunsch.“
Doch ich war nach der Knochenmarkspende völlig geschwächt. Eine Blutspende hätte mich töten können. Ich sagte nein – und Rosie starb.
Er vergoss keine Träne, als wäre nichts geschehen. Doch auf ihrer Beerdigung zerschmetterte er vor allen Augen das Porträt, das ich von ihm gemalt hatte, und sagte kalt: „Wie widerlich, von einem Leben mit dem eigenen Bruder zu träumen.“
Damit wurde ich zur Schande, zum lebenden Gespött. Demütigung und Verzweiflung verschlangen mich, bis ich wie in Trance in den See stürzte und ertrank.
Als ich die Augen wieder öffnete, war ich zurück in dem Moment, als er mich um Blut anflehte.
Ich sagte ruhig zu.
Es war die letzte Schuld, die ich der Familie Gates zurückzahlte.
Cayden, von jetzt an ist es vorbei. Zwischen uns gibt es nichts mehr.