Share

Kapitel 2

Author: Lila
Ich drehte mich um und begegnete Martins forschendem Blick. Mit unbewegter Miene steckte ich das Handy weg.

„Eine entfernte Nichte, sie ist an einen gefühllosen Mann geraten.“

Martin starrte mich unverwandt an. Erst als er sich überzeugt hatte, dass nichts mit mir war, zog er mich beruhigt in seine Arme. Sein Kinn ruhte auf meinem Scheitel.

„Lea, hab keine Sorge. Ich werde der beste Mann sein, ich werde dich niemals enttäuschen.“

Ich lehnte mich an seine feste Brust, spürte den vertrauten und doch fremden Herzschlag und fragte leise:

„Und wenn doch? Wenn du mich eines Tages tatsächlich enttäuschst?“

Martins Arme verkrampften sich, als wollten sie mir die Knochen brechen.

„Es gibt kein Wenn“, sagte er entschieden. „Ich liebe nur dich.“

„Ich meine, falls doch“, wiederholte ich hartnäckig.

Er schwieg. Sein heißer Atem strich über mein Ohr, eine grausame Zärtlichkeit darin.

„Dann bestrafe mich. Sorge dafür, dass ich dich nie wiederfinde, selbst wenn ich die ganze Welt durchsuche, jeden Winkel absuche.“

„Lea, du bist meine einzige Schwäche, mein Leben. Wenn ich dich verliere, wie soll ich dann weiterleben?“

Ich lächelte, doch mein Lächeln erreichte meine Augen nicht.

Martin, deine Strafe stand kurz bevor.

In drei Tagen würde ich dir geben, was du verdienst – du würdest dein „Leben“ für immer verlieren.

In diesem Moment ertönte eine helle, liebliche Frauenstimme:

„Was Sie bestellt haben, ist fertig.“

Es war Sara Lange, meine sogenannte persönliche Assistentin – und Martins neue Geliebte.

Sie trug die Uniform einer Bedienung und hielt ein Tablett in den Händen. Gehorsam und respektvoll stand sie in einiger Entfernung, mit gesenktem Blick, ganz die Professionelle.

Sie wirkte wie eine völlig andere Person – nichts erinnerte mehr an die verführerische Frau, die Martin noch kurz zuvor als „Künstlerin im Bett“ bezeichnet hatte.

Martin nickte nur kühl und winkte sie fort.

Während ich ihr Zusammenspiel beobachtete, wurde mir übel.

Ein Mafiaboss und ein zahmes Vögelchen – so perfekt gespielt, dass sie in der Filmwelt Berühmtheit hätten erlangen können.

Wäre da nicht dieses Handy gewesen, hätte ich wohl bis zu meinem Tod geglaubt, ich lebte in einem Märchen.

Plötzlich legte Martin seine Hand über meine Augen, seine Stimme war tief und betörend:

„Lea, schließ die Augen. Deine Geburtstagsüberraschung ist da.“

„Fünf, vier, drei...“

Beim letzten Wort nahm er die Hand fort.

Kein Feuerwerk, keine Rosen, wie ich erwartet hatte.

Sein Vertrauter kniete nieder, hielt mit beiden Händen eine kleine Samtschachtel hin.

Darin lag eine silberne Browning, übersät mit Diamantsplittern, die im Licht kalt und prächtig glänzten.

Von hinten umschlang Martin mich, führte meine Hand und legte sie um die Waffe.

„Lea, von heute an teilst du meine Macht. Diese Pistole ist dein Zepter. Wer dir nicht mit Respekt begegnet, darfst du töten.“

Ich senkte den Blick auf die Waffe, ein flüchtiges Gefühl von Benommenheit überkam mich.

Vor fünf Jahren hatte er mich genauso von hinten umarmt, mir eine heiße Milch gereicht und versprochen, mich ein Leben lang zu beschützen.

Fünf Jahre später reichte er mir eine Waffe – und sagte, er wolle mit mir seine Macht teilen.

Martin drehte sich um und sah mich mit einem Blick an, in dem sich tiefe Zärtlichkeit spiegelte. Gerade als er sich zu mir hinabbeugen wollte, um mich zu küssen, klingelte plötzlich sein Handy in der Tasche.

Er runzelte die Stirn, und in seinen Augen blitzte ein Hauch von Ungeduld auf.

„Ich habe befohlen, dass mich heute Abend niemand stören darf.“

Doch in dem Moment, als er den Bildschirm erkannte, erstarrte sein Gesicht für einen Augenblick.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass der Anruf keinen Namen zeigte, sondern nur ein grellrotes Herzsymbol.

Martin räusperte sich leise, löschte mit unbewegter Miene den Bildschirm und tippte dann rasch etwas mit den Fingerspitzen in der Tasche.

Ich sah deutlich, wie in seinen Augen ein flüchtiger Funke von Verlangen aufleuchtete.

Natürlich.

Als er wieder aufsah, stand ihm bereits ein Ausdruck von Schuld auf dem Gesicht.

„Lea, verzeih mir. Ich hätte deinen Geburtstag eigentlich mit dir verbringen sollen. Aber in der Familie ist etwas Dringendes passiert...“

Ich hatte weder Geduld noch Interesse, mir seine unbeholfenen Lügen anzuhören, und unterbrach ihn direkt.

„Geh nur, die wichtigen Dinge zuerst.“

Martin atmete sichtlich auf. Der Mann, der sich sonst kaum trennen konnte und mich am liebsten so lange geküsst hätte, bis mir die Luft ausging, berührte diesmal nur flüchtig meine Stirn und verließ dann eilig den Raum.

Ich blieb stehen, sah ihm nach, bis sein Rücken im Korridor verschwand, und ging anschließend in Richtung des Überwachungsraums der Villa.
Continue to read this book for free
Scan code to download App

Latest chapter

  • Mafia-Ehemann – Total Verrückt!   Kapitel 10

    Mein derzeitiger Geschäftspartner und ... der Mann, der um mich wirbt.Als Daniel die Szene sah, wurde sein Blick kalt. Er trat heran, löste mit höflicher, aber unmissverständlicher Entschlossenheit Martins Griff von mir.„Bitte lassen Sie meine Verlobte los.“Verlobte.Drei Worte, die wie ein Donnerschlag auf Martin niederfuhren.Er sah mich ungläubig an. „Nein ... das kann nicht sein... Lea, sag ihm, dass das nicht wahr ist!“Daniel stellte sich schützend vor mich und lächelte, höflich und doch distanziert.„Anna und ich werden uns nächsten Monat verloben.“Anna Schulz – mein neuer Name.Martin starrte mich an, und das Licht in seinen Augen erlosch langsam.„Lea, liebst du ihn?“Ich sah in sein verzweifeltes Gesicht, legte meinen Arm in Daniels und lächelte.„Er ist ein guter Mann.“Das war genug.Ob ich liebte oder nicht – das spielte keine Rolle mehr.Wichtig war nur, dass ich nicht mehr die Lea war, die einst um ihn kreiste.Martin sah unsere vertraute Haltung, sei

  • Mafia-Ehemann – Total Verrückt!   Kapitel 9

    Als er mich plötzlich erblickte, wandelte sich sein Blick – erst Erstaunen, dann Freude, schließlich Verzweiflung.„Lea...“Er wollte zu mir gehen, wurde jedoch festgehalten.Stefan erhob sich, seine Stimme klang schwer und schmerzerfüllt.„Ich erkläre hiermit, dass Martin all seiner Ämter und Erbrechte enthoben wird. Er wird aus der Familie ausgeschlossen und darf niemals wieder aufgenommen werden.“„Frank wird Frau Lea Schneider übergeben. Sie soll über sein Schicksal bestimmen.“Martin kniete am Boden, sah zu mir auf, in seinen Augen Flehen und Schmerz.„Lea, es tut mir leid ... ich habe einen Fehler gemacht ... bitte vergib mir...“Ich trat zu ihm, ging in die Hocke und blickte ihm direkt in die Augen.„Martin, zwischen uns ging es nie um Vergebung.“„Zwischen uns steht Blut.“Ich erhob mich, ging auf den gefesselten Frank zu und nahm die Pistole, eine Browning, die mir Martin einst geschenkt hatte, in die Hand.„Peng!“Mit dem Schuss war die alte Rechnung beglichen.

  • Mafia-Ehemann – Total Verrückt!   Kapitel 8

    Als er sich in Verzweiflung und Überforderung verlor, sandte ich ihm ein großes Geschenk.Eine anonyme Anzeige gegen die Meier Gruppe wegen Steuerhinterziehung und illegaler Geldwäsche – mit unwiderlegbaren Beweisen.Die Aufsichtsbehörde griff sofort ein, und die Meier Gruppe wurde gezwungen, den Betrieb einzustellen und sich neu zu ordnen.Dieses einst mächtige Wirtschaftsimperium geriet über Nacht ins Wanken.Martin blieb im Inland gefangen, unfähig, das Land zu verlassen, um mich zu suchen.Ich hatte all seine Möglichkeiten, nach mir zu greifen, zerstört.Fabian rief aufgeregt an: „Frau Schneider, wir haben es geschafft!“Ich sah ruhig auf den Fernseher, auf dem sein hilfloses, verzweifeltes Gesicht zu sehen war, und sprach mit unbewegter Stimme:„Das ist erst der Anfang.“„Was ich will, ist, dass er alles verliert.“Da erhielt ich eine weitere Nachricht.Sara war auf der Straße gestrandet, ihr Kind war tot. Sie wollte sich mit Enthüllungen an die Medien erkaufen, wurde a

  • Mafia-Ehemann – Total Verrückt!   Kapitel 7

    Eben an dem Tag, als ich die Schweiz verließ, landete Martins Flugzeug in Zürich.Er traf auf leere Luft.Was ich ihm hinterließ, war nur eine perfekt gefälschte Krankenakte. Darin stand, die Patientin habe sich gegen Behandlung entschieden und die Klinik verlassen.Und ein Überwachungsvideo.In dem Video trug ich ein Krankenkleid, wirkte abgemagert und blass. Gestützt von Fabian stieg ich in ein Auto, das in unbekannter Richtung davonfuhr.Das kränkliche Make-up hatte ich von einem teuren Hollywood-Effektkünstler anfertigen lassen – es war täuschend echt.Martin sah die „schwache“ Frau im Video – mich – und fühlte, wie sein Herz zerriss.Reue und Angst fraßen ihn beinahe auf.Er war fest überzeugt: Ich hatte ihn nur verlassen, weil ich meine wenige verbleibende Zeit kannte.Mit geröteten Augen befahl er:„Sperrt alle europäischen Ausfuhrhäfen!“„Kontaktiert die besten Ärzte der Welt, um jeden Preis!“„Grabt die Erde um, aber findet meine Frau!“Er glaubte, ich würde mich

  • Mafia-Ehemann – Total Verrückt!   Kapitel 6

    Endlich begriff er.Ich wusste alles.Ich hatte mich nicht umgebracht – ich hatte ihn einfach verlassen.Diese Erkenntnis schmerzte ihn weit mehr als die Nachricht von meinem Tod.Wie ein Wahnsinniger zertrümmerte er das gesamte Arbeitszimmer.„Lea! Komm zurück! Komm zurück!“Sein wütendes Brüllen hallte durch die leere Villa, doch es kam keine Antwort mehr.Da erinnerte er sich an meine Frage an ihn:„Was, wenn du mich eines Tages wirklich enttäuschst?“Damals hatte er geantwortet:„Dann sei meine Strafe, dass ich dich nie wiederfinde – selbst wenn ich die ganze Welt absuche und jede Erde umgrabe.“Diese Worte hatten sich nun bewahrheitet.Meine Strafe hatte ihn erreicht.Martin stürmte aus der Villa, packte Lukas und brüllte:„Sie ist nicht tot! Lea lebt!“ „Finde sie! Und wenn du den ganzen Planeten umgraben musst – bring sie zu mir!“In seinen Augen flammte wieder ein Licht auf – ein krankhaftes, besessenes Leuchten.Ich hingegen saß im Krankenhaus in der Schweiz u

  • Mafia-Ehemann – Total Verrückt!   Kapitel 5

    Ein gellender Schrei von Sara durchbrach die Totenstille.„Gefälscht! Das ist ganz bestimmt gefälscht! Das ist ein Trick von dieser Schlampe Lea!“Sie wollte Martin packen, doch er schleuderte sie mit solcher Wucht von sich, dass sie zu Boden stürzte und jämmerlich fiel.Martin starrte mit brennendem Blick auf den Bildschirm. In seinen Augen, die eben noch einen Anflug von Lächeln getragen hatten, breitete sich plötzlich blutrote Raserei aus.„Lea...“Nur zwei Silben presste er heiser hervor, und sein Inneres wurde von Schmerz zerrissen.Im nächsten Moment stürmte er wie ein Verrückter aus der Kirche hinaus. Hinter ihm blieb eine zur Farce verkommene Hochzeit zurück – und Saras wütendes, keuchendes Fluchen.Ich saß in einem Privatflugzeug nach der Schweiz, mein Gesicht blieb reglos, während ich mir auf dem Tablet die Liveübertragung dieser Posse ansah.„Frau Schneider, alles ist erledigt.“ Ich nickte und schaltete den Bildschirm aus.Doch in mir kam keine Spur von Genugtuung

More Chapters
Explore and read good novels for free
Free access to a vast number of good novels on GoodNovel app. Download the books you like and read anywhere & anytime.
Read books for free on the app
SCAN CODE TO READ ON APP
DMCA.com Protection Status