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Kapitel 3

Author: Peachy
Am frühen nächsten Morgen klopfte Byron an meine Tür.

„Bereit?“, fragte er, sein Gesicht war eine Maske müder Zärtlichkeit. „Ich glaube, du musst Liam selbst sehen. Nur so verstehst du die Lage, in der ich mich befinde.“

Ich nickte und folgte ihm in die Kerker.

Die Kerker des Blackwood-Rudels lagen im tiefsten Teil des Territoriums, die massiven Steinwände überzogen mit uralten Runen, die die Kraft eines Wolfs dämpften.

Die Luft war schwer vom Geruch nach Silber und Verzweiflung.

„Er ist in der untersten Zelle“, sagte Byron. „Wegen Verrats.“

Verrat.

Was für ein Hohn.

Wir gingen an Reihen von Eisenstäben vorbei, an Verstoßenen und Verbrechern, die dort eingesperrt waren.

Ihre Blicke folgten uns, voll Furcht und Hass.

Schließlich blieben wir vor der letzten Zelle stehen.

Und dann sah ich ihn.

Liam.

Meinen Bruder.

Er war mit silbergravierten Ketten an die Wand gefesselt, die Hände weit über seinen Kopf gezogen.

Das Silber hatte tiefe Wunden in seine Haut gebrannt, verkrustet mit dunklem, getrocknetem Blut.

Die Heilfähigkeit eines Werwolfs war dagegen machtlos.

„Liam?“ Ich umklammerte die Eisenstäbe, meine Stimme zitterte.

Langsam hob er den Kopf.

Seine Augen, einst hell wie Sterne, waren nun stumpf und leblos – das Licht seines Wolfs erloschen.

„Sandra?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. „Du bist gekommen.“

Ich wollte nach ihm greifen, doch die Stäbe standen zwischen uns.

„Sieh dir deinen Bruder jetzt an“, spottete ein Wächter hinter uns. „Einst ein Beta, jetzt weniger als ein Omega.“

Bevor ich mich umdrehen konnte, bewegte Byron sich bereits.

Eine Welle reiner Alpha-Wut fegte durch den Raum.

In einer einzigen, schnellen Bewegung wirbelte er herum, seine Hand packte den Wächter an der Kehle. Mit einem widerlichen Krachen schleuderte er ihn gegen die Steinwand.

„Du.“ Byrons Stimme war ein tiefes, gefährliches Knurren, wie etwas direkt aus der Hölle. „Wessen Namen schleifst du mit diesem dreckigen Maul durch den Schmutz?“

Der Wächter wurde kreidebleich und krallte sich verzweifelt an Byrons Hand fest.

„Sie ist deine Luna“, fauchte Byron, goldenes Feuer flammte in seinen Augen auf. Das schiere Gewicht seiner Alpha-Aura sog die Luft aus dem Kerker. „Wenn ich jemals wieder höre, dass du respektlos von ihr sprichst, reiße ich dir eigenhändig die Zunge heraus.“

Er ließ ihn los. Der Wächter brach auf dem Boden zusammen, schnappte nach Luft und hustete heftig.

Byron richtete seinen Kragen, als wäre dieser brutale Ausbruch nie geschehen.

Dann drehte er sich um und zog mich wieder in seine Arme.

„Es tut mir so leid, Liebling. Sowas solltest du nicht anhören müssen.“

Er drückte meinen Kopf gegen seine Brust. Seine Stimme war schwer vor unterdrücktem Schmerz. „Ich weiß, dass du leidest. Ich auch. Aber sieh doch … die Beweise sind erdrückend. Die Ältesten des Rudels haben gesprochen. Selbst als Alpha kann ich das Rudelgesetz nicht einfach brechen.“

Ich starrte ihn an, ohne zu blinzeln.

Dieses „Gesetz“, von dem er sprach … war es nicht nur ein weiterer Käfig, den er gebaut hatte?

Diese „Beweise“ … hatte er sie nicht mit seinen eigenen Händen gefälscht?

„Sandra.“ Liams Stimme war schwach. „Kämpf nicht meinetwegen gegen ihn. Es ist es nicht wert.“

„Liam...“

„Ich weiß.“ Er sah mich an, ein Hauch von Klarheit in seinen matten Augen. „Für Worte ist es jetzt zu spät.“

„Siehst du?“, murmelte Byron hinter mir. „Sogar er gibt es zu. Sandra, wir müssen vernünftig bleiben. Wenn du weiter dagegen ankämpfst … werden noch mehr Leute verletzt werden.“

Mehr Leute.

Er meinte meine Mutter.

„Also lässt du ihn einfach hier sterben?“ Ich wirbelte herum und sah Byron an. „Du willst zusehen, wie mein einziger Bruder an Silbervergiftung zugrunde geht?“

Byron öffnete den Mund, um zu antworten, doch plötzlich wurden seine Augen glasig.

Es war der Ausdruck einer Gedankenverbindung.

Seine Stirn legte sich sofort in Falten.

Sekunden später kehrte er in die Wirklichkeit zurück, sein Gesicht von unübersehbarer Erschöpfung gezeichnet.

„Es tut mir leid. Mein Beta hat mich gerade über die Gedankenverbindung erreicht. Es gibt einen Notfall im Rudel“, sagte er und wandte sich bereits ab. „Ich muss mich darum kümmern. Sofort.“

Ein Notfall.

Was für ein Notfall konnte wichtiger sein als das hier?

„Byron“, rief ich.

Er blieb stehen und sah zurück. In seinen Augen lag noch ein Flackern von Gereiztheit, das nicht mir galt.

„Was ist?“

Ich sah ihn an. Den Mann, den ich einst für meinen vorherbestimmten Gefährten gehalten hatte.

„Nichts“, sagte ich tonlos. „Geh.“

Er schenkte mir einen langen, schwer deutbaren Blick, als wolle er noch etwas sagen. Doch am Ende drehte er sich einfach um und verließ mit festen Schritten den Kerker.

Ich blieb wie erstarrt stehen und lauschte, wie seine Schritte verhallten.

Er schien etwas Entscheidendes vergessen zu haben.

Ich konnte das andere Ende unserer Gedankenverbindung fühlen.

Ich wusste genau, wohin er ging.

Er ging zu Ariana.

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